Der Fahrer kann einen "eCall" auch selbst über die Konsole an der Fahrzeuginnendecke auslösen. (Symbolfoto) Foto: BMW

Ein Auto der Marke Mercedes Benz ruft automatisch bei der Notrufzentrale des Autoherstellers an. Auf Rückfragen aus der Zentrale über die Lautsprecher im Fahrzeug reagiert niemand. Benötigt hier jemand Hilfe?

Sulz/Oberndorf - Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst machen sich am Mittwochabend auf den Weg zur gemeldeten Koordinate auf der Autobahn A 81 zwischen Oberndorf und Sulz. Dort finden die Rettungskräfte jedoch keinen Unfall. Auch nach intensiver Suche auf den Nebenstrecken findet sich kein Hilfsbedürftiger.

Auto war Ende November bereits in Unfall verwickelt

Was war also passiert? Wie die Polizei auf Nachfrage mitteilt, wurde die Halterin des Mercedes ausgemacht. Diese war durch den Anruf der Polizei überrascht, denn sie wohnt in der Nähe des Bodensees und hatte Ende November einen Unfall. Der Wagen endete als Totalschaden und wurde an einen Abschleppdienst im Kreis Freudenstadt verkauft.

Die Beamten gehen mittlerweile davon aus, dass die Alarmierung durch einen technischen Defekt beim Transport ausgelöst wurde. Vier Stunden vor dem Notruf wurde die zerstörte A-Klasse noch mit einem Gabelstapler verladen.

Diese Daten sendet der "eCall" im Notfall

Die Notrufeinrichtungen mit dem "eCall"-System müssen seit Ende März 2018 laut EU-Verordnung 2015/758 in allen neuen Autos serienmäßig verbaut sein. Ziel des eCalls ist, dass Unfallopfern schnellstmöglich geholfen werden kann.

Nach Betätigung des SOS-Knopfes an der Fahrzeuginnendecke oder nach einem von den Sensoren erkannten Unfall baut das Auto eine Verbindung zur Notrufzentrale des Herstellers auf. Dort sitzt ein Mitarbeiter und erkundigt sich nach dem vorliegenden Problem. Je nach Situation holt dieser für einen Hilfe oder leitet an die entsprechende Notrufzentrale der Polizei oder Rettungskräfte weiter.

Wenn sich niemand auf die Fragen des Mitarbeiters zurückmeldet, wendet sich dieser, wie im Fall am Mittwoch, an die Notrufzentrale der Polizei. Denn dann geht man davon aus, dass sich die Insassen nach einem Zwischenfall nicht mehr äußern können und eine Notlage vorliegen könnte.

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Sensoren erfassen Anzahl der Menschen im Auto

Die Mitarbeiter der Herstellerzentrale können dann Daten an die Polizei weitergeben, die der Wagen bei Auslösung erfasst und weitergeleitet hat. Dies können Marke, Modell, Farbe und Antriebsart des Autos sein. Dies ist laut Polizei vor allem dann praktisch, wenn es sich beispielsweise um ein Elektroauto oder andere alternative Antriebsarten handelt. So könnten sich die Rettungskräfte bereits auf den Einsatz vorbereiten.

Aber auch die von Sensoren erfasste Anzahl Menschen im Auto und ob die Airbags ausgelöst haben, wird übermittelt, um entsprechend Hilfe holen zu können. Im Fall des kuriosen eCall auf der A 81 hatte der Mercedes Benz fünf Menschen mit angelegtem Gurt gemeldet.

Ebenfalls gibt die Elektronik die Koordinaten und Fahrtrichtung des Autos an die Helfer durch.

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Täglich gehen in Konstanz "eCall"-Notrufe ein

Wie Uwe Vincon vom Polizeipräsidium Konstanz erklärt, kommen solche Anrufe mittlerweile täglich bei den Beamten an. Es sei "erstaunlich, was mittlerweile geht". Die Technik hinter dem eCall sei sogar so ausgelegt, das diese auch - beispielsweise aufgrund eines Unfalls - ohne Stromversorgung noch eine Zeit lang funktioniere.

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