Das Kurhaus Viktoria soll in den Besitz der Gemeinde Schönwald übergehen – sobald der Notartermin durch ist. Foto: Kommert

Sommer-Kureinrichtung, Jugenderholungsheim, Hospiz und Heim für eine Glaubensgemeinschaft: Das Kurhaus Viktoria in der Schönwälder Ortsmitte hat eine wechselvolle Geschichte. Diese will nun die Gemeinde weiterschreiben.

Schönwald - Im Heimatbuch der Gemeinde Schönwald ist allerdings nur wenig darüber zu finden, wiewohl das Kurhaus Viktoria bereits 1896/1897 erbaut wurde – dabei war es praktisch identisch mit dem ehemaligen Kurhotel Adler, das kurz davor fertig gestellt wurde.

Einen gravierenden Unterschied zum Hotel stellte aber das Fehlen einer Heizung dar – das Kurhaus war zunächst ausschließlich für den Sommerbetrieb gedacht. So betrieb der Eigentümer Karl Heinrich Ketterer, der das Kurhaus vom Bauherrn Siedle erwarb, es bis 1918 als Sommerhotel.

Für Jugend und Familien

Danach stand das Gebäude lange leer bis 1931, nur zwischendurch wurde es kurz als Café des Hotels Adler mit betrieben. 1931 ging es in den Besitz des Stuttgarter Jugendvereins über. Lange Jahre, bis 1967, wurde es als Jugenderholungsheim geführt, danach wurde es Familienerholungsheim. Beides lief damals unter der Trägerschaft des Vereins für Jugendheime und Hospize.

Bis 1980 Grundlegend renoviert

Zwischen den Jahren 1969 und 1980 wurde das Haus grundlegend renoviert und erweitert, nachdem bereits 1961 das ehemalige Fabrikgebäude der Firma Dold dazukam und als Gästehaus umgebaut wurde.

Die ebenfalls 1961 erworbene "Weiße Villa" wurde 1985 an ein Ehepaar aus Nordrhein-Westfalen weiter veräußert. Im Jahr 1986 erwarb Fritz Unger aus Plaidt bei Koblenz das Haus, das er 1988 nach einem Brand zum Ferienwohnhaus für Selbstversorger umbaute, was ihm viel von seinem einstigen Charme raubte.

Schweizer will Glaubensgemeinschaft ansiedeln

Im Jahr 2010 schließlich verpachtete Unger das Haus an Werner Arn. Der Schweizer hatte die Absicht, seine christlich-fundamentalistische Gemeinschaft "Adullam" auch im Südwesten Deutschlands anzusiedeln. Schon wenig später erwarb Arn das Haus von den Erben Ungers. Seit der Schweizer im Jahr 2016 starb, dümpelte der Standort Schönwald nur mehr vor sich hin, wiewohl angeblich auch heute noch einige Familien im Kurhaus wohnen sollen.

Gemeinde nutzt ihr Vorkaufsrecht

Nun wollten die Erben Arns das Haus abermals veräußern. Um dem Ganzen ein würdiges Ende zu bereiten, schritt die Gemeindeverwaltung des Kurorts ein und zog das Vorkaufsrecht. Alles ist nun in die Wege geleitet, um das Haus auch rechtlich zu bekommen – der Notartermin steht und die Finanzierung ist ebenfalls in trockenen Tüchern, nachdem in jüngster öffentlicher Sitzung der rechtliche Rahmen im Haushalt geschaffen wurde.

Ins Sanierungsgebiet aufgenommen

Zunächst sollen in dem geschichtsträchtigen Haus, das allerdings nicht denkmalgeschützt ist, Kriegsflüchtlinge unterkommen. "Das Landratsamt ist hoch interessiert", so Bürgermeister Christian Wörpel. Man wird sehen, wie es dann mit dem einstigen Kurhaus weitergeht, das nun auch ins Sanierungsgebiet Ortsmitte aufgenommen wurde – das Grundstück mit rund 1,9 Hektar Größe gilt als Filetstück im Dorf.