Carla Fuchs ist Sängerin und Muse des Künstlers Martin Wernert. Anlässlich seiner Ausstellung im Königsfelder Kunstraum gibt sie ein Konzert. Foto: Metzger

Martin Wernert schafft etwas, was nur wenige schaffen: Mit seinen Gemälden, die beinahe wie echte Fotografien aussehen, präsentiert er den Betrachtern seiner Kunstwerke einen geradezu magischen Realismus. Nun spricht die Frau auf den Bildern.

Königsfeld/Trossingen - Es kann wahrlich nicht jeder von sich behaupten, die Muse eines begabten Künstlers zu sein. Carla Fuchs ist eine von wenigen, die das kann. Für den Trossinger Künstler Martin Wernert stand sie mehrfach Modell, trug somit Anteil am Gelingen seiner Kunstwerke.

Und so ist sie nun abgebildet auf den Gemälden, die beinahe wie echte Fotografien aussehen – und mit denen Wernert die Betrachter seiner Kunstwerke in einen Realismus, wie er überzeugender kaum sein könnte, entführt. Einmal halb nackt im kalten Wasser, das andere mal gänzlich unbekleidet beim Blick aus dem Fenster.

Inspirationsquelle eines Malers

Doch wie wird man zur Inspirationsquelle eines Malers? "Das war eine lustige Situation", erzählt die Sängerin und lacht. Zu jener Zeit vor rund sechs Jahren war sie noch Musikstudentin in Trossingen und eines Abends Teil einer Bühnen-Performance. "Er war im Publikum und hat mich dann gefragt, ob ich ihm Modell stehen möchte."

Nachdem sie dann Werke des Fragestellers gesehen hatte, war sie hin und weg. "Ich war beeindruckt von seinen Bildern und konnte gar nicht glauben, dass jemand auf diesem Niveau malt", und sich darüber hinaus in der Region aufhalte. Sie selbst hat ebenfalls eine sehr enge Bindung zur Kunst, "ich hätte auch beinahe Kunst studiert", erklärt sie.

Und dann fungierte die Musikerin das erste Mal als Model für den Künstler. Doch entgegen dessen, was so mancher annehmen wird, musste sie dafür nicht stundenlang still sitzen. "Es ist weniger schlimm, als es aussieht", sagt die Künstlerin. Denn Wernert arbeite auf Grundlage von Fotos. Für ein Bild habe sie im kalten Wasser posiert – "das wäre gar nicht länger als ein paar Minuten gegangen", erklärt sie. Früher, plaudert sie aus dem Nähkästchen, hätten die Models noch klassisch für den Maler posiert – "aber das wäre bei mir zeitlich gar nicht möglich gewesen", sagt die viel beschäftigte Sängerin.

Gemeinsamer menschlicher Nenner

Aus diesen Erlebnissen ist mittlerweile eine enge Freundschaft entstanden. So unterstützt der Künstler sie auch bei musikalischen Projekten, musiziert gemeinsam mit der Sängerin und steht für die Drehs ihrer Musikvideos schon auch einmal hinter der Kamera. "Das ist eine rege Zusammenarbeit auf ganz unterschiedliche Weise, und das ist richtig spannend", beschreibt sie die Kooperation mit Wernert. Ihn betrachtet sie als "Gleichgesinnten", mit dem ein "toller Austausch" möglich ist. "Wir haben einen gemeinsamen menschlichen Nenner."

Aktuell können Kunstliebhaber Wernerts Gemälde – und damit auch seine Muse – im Königsfelder Kunstraum bewundern. Und nun wird die Sängerin zur Finissage am kommenden Samstag – also zum Abschluss der Ausstellung – ein Konzert geben. Auch der von ihr produzierte Kurzfilm "The sunken place", der sich mit dem Wirken Wernerts beschäftigt, wird an diesem Tag gezeigt.

Werke der Folksängerin Sandy Denny neu interpretiert

Singen wird die Musikerin Werke der 1978 im Alter von nur 31 Jahren verstorbenen britischen Folksängerin Sandy Denny – neu interpretiert mit Klavier und Gitarre. "Sandy Denny ist eine spannende Frau, die niemand kennt", sagt die Trossingerin, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Dennys Werk "wieder zum Klingen zu bringen". Denny sei eine "Pionierin des weiblichen Songwritings" und "völlig zu Unrecht in Vergessenheit geraten".

Durch ihr Projekt rund um Sandy Denny hat die Künstlerin mittlerweile sogar deren Tochter kennengelernt, die beim Tod ihrer Mutter noch ein Baby war. Daraus habe sich eine "dicke Freundschaft" entwickelt, berichtet sie. "Wir hören uns jede Woche, sprechen über das Projekt und hecken Pläne aus, wie es weitergehen könnte."

Wer Augenschmäuse von Wernert betrachten und dabei Lieder von der Frau auf seinen Bildern hören möchte, ist am Samstag, den 28. Mai, um 19 Uhr im Kunstraum in Königsfeld goldrichtig.

Info: Die Musikerin

Carla Fuchs hat Schulmusik, Instrumentaldidaktik, Musikwissenschaft und Germanistik in Trossingen und Freiburg studiert. Sie betreibt einen Kanal auf der Videoplattform Youtube. Dort präsentiert die Musikerin ihre Kompositionen.