Hatten zwei intensive Trainingswochen bei Trainer Dieter Maute. Gabriel (rechts) und Michael Tang. Foto: Hennig

Kunstrad: Gabriel und Michael Tang aus Hongkong trainieren derzeit in Albstadt-Tailfingen.

Man könnte es als ein Stück Entwicklungshilfe für den Kunstradsport bezeichnen, was Bundestrainer Dieter Maute und Alfred Tang in den vergangenen beiden Wochen in der Halle der Landessportschule in Tailfingen betrieben haben.

Einen halben Tag lang – genau zwölf Stunden und 15 Minuten – sitzt man im Flugzeug, wenn man Nonstop von Hongkong nach Frankfurt fliegen will. Eine Reise, die man nicht allzu häufig auf sich nimmt. Und doch ist Alfred Tang – mit zwei Rädern und seinen beiden Söhnen Gabriel und Michael im Gepäck – bereits zum zweiten Mal nach Deutschland gekommen. Genauer gesagt nach Tailfingen.

Dort nämlich lebt "Superman" – zumindest, wenn man den beiden zehn- und elfjährigen Hongkongern glaubt. "Gabriel und Michael sagen immer wieder, dass Dieter Maute das "Superman"-Auge hat. Er sieht jeden noch so kleinen Fehler", erklärt Alfred Tang.

Seit zweieinhalb Wochen ist er mit seinen Söhnen in Deutschland. Sie nutzen die Osterferien zum zweiten Mal nach 2017 für ein intensives Trainingslager bei Maute. "Es geht hauptsächlich um die Technik", erklärt dieser. "Ich versuche mit ihnen einen Plan auszuarbeiten, wie sie das Jahr angehen und welche Übungen sie aufnehmen können, wie Hilfestellung gegeben werden muss."

Die Planung des Trainings helfe ihm enorm weiter, betont Alfred Tang. "Ich bekomme den Kopf frei, habe dadurch neue Ideen, kann für mehr Abwechslung sorgen." Seine Kinder kommen nie vor 15 Uhr aus der Schule, erklärt Tang, "dann müssen sie erst noch Hausaufgaben machen." Bevor es zum Training geht, machen die beiden einen kurzen Mittagsschlaf – "sonst würde das so vermutlich nicht gehen", sagt ihr Vater und Trainer. "Wir reden dann viel beim Aufwärmen, weil wir ja den ganzen Tag kein Familienleben haben."

Deshalb helfe die Zeit in Deutschland, in der sich alle auf das Training konzentrieren können. "Wir lernen hier viel über Beharrlichkeit. Die Einstellung zum Kunstradfahren hier ist vorbildlich und leidenschaftlich. Es tut gut, das mitzuerleben", sagt Tang.

Genauso vorbildlich sei jedoch auch die Jugendarbeit in Hongkong, berichtet Maute. Dass sie tatsächlich funktioniert, dafür seien Gabriel und Michael Tang perfekte Beispiele. Bereits von 2017 auf 2018 hätten die beiden einen großen Sprung gemacht, sagt der deutsche Kunstrad-Bundestrainer, "sie fahren auf dem gleichen Level wie unsere Gleichaltrigen."

Der Besuch aus Fernost ist auch für Maute eine willkommene Abwechslung. "Wir können ja genauso von anderen lernen", betont er, "und wir wären blöd, wenn wir das nicht täten." Beispielsweise habe er den "Artistic Cycling Star Award", Abzeichen in Bronze, Silber und Gold für den Nachwuchs, aus Hongkong übernommen.

Für Alfred, Gabriel und Michael Tang geht die Reise am Mittwoch weiter nach Worms. Dort nehmen die beiden an einem Pokalwettbewerb teil. Ob sie nächstes Jahr wieder kommen? "Uns wäre es eine große Freude", sagt Alfred Tang – und dem "Superman" seiner beiden Kinder auch.