Die Ära Veronika Mertens am Kunstmuseum Albstadt nähert sich dem Ende – das Bild zeigt die Direktorin (links) mit der polnischen Künstlerin Danuta Karsten. Foto: Eyrich

Im Kunstmuseum Albstadt endet eine Ära: Veronika Mertens, die Direktorin, geht in den Ruhestand. Am Donnerstag hat sie im Gemeinderat die abschließende Bilanz über fast sieben Amtsjahre gezogen.

Albstadt - Im März 2015 hatte Mertens offiziell die Nachfolge von Marina Sauer angetreten. Die Nachwehen der Finanzkrise waren im Haus damals noch deutlich spürbar, und laut Mertens sind sie es bis heute: keine Vollzeitstellen, viele unbezahlte Überstunden; erst seit kurzem gibt es wieder einen Anschaffungsetat. Nicht, dass das Kunstmuseum arm an großer Kunst wäre; das ist es nicht – aber eine Sammlung, die nicht wachsen könne, setze unweigerlich Staub an, warnte Mertens.

Neuer Dix im "jungen kunstraum"

Um gleich darauf zu betonen, dass dies dank großzügiger Stiftungen beim Kunstmuseum nicht der Fall gewesen sei, und die Neuerwerbungen aus sechsdreiviertel Amtsjahren aufzulisten: 4000 grafische Blätter aus der Sammlung Gerhard und Brigitte Hartmann, Kunst der Chemnitzer Künstlergruppe "Clara Mosch" – eine Dauerleihgabe von Groz-Beckert – , die "Freundesgabe Brigitte Wagner", der 2018 eine weitere Schenkung der Künstlerin folgte, zwei großformatige Werke von Ludmilla von Arseniew, Schenkungen des Haigerlocher "Naiven" Karl Hurm, von Sabine Herzger-Verdet, der Tochter des Künstlerpaars Walter Herzger und Gertraud Herzger von Harlessem, und Günter Schöllkopfs Zyklus "Widerstand", der 2019 zusammen mit Alfred Hrdlickas Zyklus "Wie ein Totentanz" ausgestellt wurde. Neuester Zugang: die Farblithographie "Zwei Kinder", ein später Dix, der derzeit im "jungen kunstraum" hängt. Die Neuerwerbungen aus sechs Jahren sollen vom 26. Dezember an im Rahmen einer Ausstellung gezeigt werden.

Wichtige Errungenschaft: die Digitalisierung

Apropos Ausstellungen: Auch diese Bilanz kann sich sehen lassen; Mertens erwähnte unter anderem die "Dresdner Kunst" von 2016, die gemeinsame Präsentation von Werken Christian Landenbergers und seines Schüler Hermann Stenner, Ava Smitmans Albstadt-Projekt der Jahre 2015 und 2016, "Im Felsenmeeer der Schwäbischen Alb" und natürlich das aus doppelter Not geborene Auswärtsspiel "Offshore" des Jahres 2020. Die alljährlichen Buß- und Bettagsausstellungen in der Martinskirche blieben nicht unerwähnt. Es gibt sie nun seit 25 Jahren; die jüngste mit Werken von Ossip Zadkine soll nicht die letzte gewesen sein.

Als wichtige Errungenschaft ihrer Amtszeit bewertet Veronika Mertens die Digitalisierung der Bestandsverzeichnisse, die die frühere Volontärin und wissenschaftliche Mitarbeiterin Jeannette Brabenetz mit ehrenamtlicher Hilfe geleistet hat: Rund 25 000 Werke seien in das Programm "MuseumPlus" eingepflegt worden – eine Sisyphusarbeit und zugleich ein "Quantensprung", denn natürlich gestatteten das digitale Verzeichnis und seine Filterfunktionen ganz andere Zugriffe auf die Daten als die alten Inventarlisten. Die gleichwohl auch künftig in Ehren gehalten würden.

"Verankern Sie das im Stellenplan!"

Auch in der Öffentlichkeitsarbeit hat die Digitalisierung Einzug gehalten; Mertens erwähnte die Hashtags #Kunstflüstern und #MitmachClips, die ihr designierter Nachfolger Kai Hohenfeld auf den Weg gebracht hat. Ihre uneingeschränkt positive Bilanz der museumspädagogischen Arbeit von Carmen Bitzer-Eppler verband sie mit einem "dringenden Rat" an den Gemeinderat: Die Museumspädagogik tauche, ungeachtet ihrer Bedeutung, derzeit nirgendwo im städtischen Stellenplan auf "Verankern Sie sie dort! Die Kooperation mit den Schulen sollte uns das wert sein."

Abschließend gab es freundlichen Applaus für die scheidende Museumsdirektorin – aber keine Blumen. Die offizielle Verabschiedung komme noch, versicherte der Erste Bürgermeister Udo Hollauer – im Neuen Jahr. In dem dann auch die Sanierung des Kunstmuseums zu ihrem endgültigen Abschluss kommen soll.