Die 65. Ausgabe des Jahrbuchs "Geroldsecker Land" Foto: Stadt Lahr

Die 65. Ausgabe des Jahrbuchs Geroldsecker Land ist im Tonofenmuseum vorgestellt worden. Das Redaktionsteam hat eine interessante Auswahl an Geschichten aus der Region zusammengestellt.

Lahr - Von der barocken Orgel in Kuhbach über die Geschichte der Rinderzucht, von der Ruster Rebellion bis zu den Geschichten über historische Personen der Region wie Georg Heinrich von Langsdorff oder Ernst Feist – das Jahrbuch, nach der verspäteten Präsentation im Vorjahr aufgrund von Papiermangel wieder im gewohnten Turnus präsentiert wurde, bietet ein breites Spektrum an Themen. Verantwortlich für diese Ausgabe waren das Redaktionsteam Thorsten Mietzner, Hans Schmieder und Elise Voerkel unter der Gestaltung von Yvonne Berndt.

Musikalisch eingeleitet wurde der Abend von drei Schülern der Städtischen Musikschule, Tabea Stieben, Johanna Ehret und Samira Herrlich auf drei Querflöten. Die Begrüßung übernahm Oberbürgermeister Markus Ibert. Er hieß im gutbesuchten Tonofenmuseum zahlreiche Vertreter aus Politik und Stadtgesellschaft und etliche Autoren willkommen.

Reduzierte Auflage

Ibert hob die Bedeutung des Jahrbuchs für die Identität der Region hervor und freute sich, dass die Beiträge breit gestreut aus der Region kommen – von Rust über Kuhbach bis Ichenheim und natürlich auch aus der Kernstadt. Ein Wermutstropfen sei, dass aufgrund gestiegener Kosten und der geringeren Nachfrage vor allem der Schulen, das Jahrbuch leicht defizitär ist. Ibert rief die Anwesenden dazu auf, intensiv Werbung für das Buch zu machen, damit die reduzierte Auflage gut verkauft wird.

Michael Paul, von Ibert als einer der aktuell erfolgreichsten Autoren der Stadt betitelt, gab in seinem Vortrag "Wie schreibt man einen historischen Roman?" Einblicke in seine Arbeit. So werden bei fiktiven Figuren von ihm "Menschen erfunden", mit kompletter Biografie und psychologischem Profil. Bei seinem neuen Projekt, der Geschichte des Direktors der Roth-Händle Ernst Feist, der 1937 vor den Nazis nach Amerika fliehen musste, schreibt Paul zu ersten Mal eine Biografie. Ein spannender Teaser befindet sich im Jahrbuch.

Nach Paul übernahm Stadthistorikerin Elise Voerkel in Vertretung des erkrankten Thorsten Mietzner eine Kurzvorstellung der einzelnen Beiträge. Alt-Oberbürgermeister Wolfgang G. Müller wandelt auf den Spuren von Georg Heinrich von Langsdorff, der sich zusammen mit 85 Menschen aus Lahr und Umgebung 1822 auf den Weg in die Umgebung von Rio de Janeiro machten, um die "Fazenda Mandioca" zu gründen. Juliana Eiland Jung löst das Rätsel in ihrem Beitrag, wie Kuhbach zu einer Orgel kam, die 100 Jahre älter ist als die Pfarrkirche.

Die Entstehung des Terassenbads ist Thema

Martin Frenk beschreibt den Wandel in der Rinderzucht im Ried vom einstigen unverzichtbaren Haus- und Nutztier zum heutigen Milch- und Fleischlieferanten. In einem weiteren Artikel beschreibt Frenk seine Erinnerungen an Michael Goldau – seinen Lehrer und väterlichen Freund.

Karl-Heinz Debacher klärt auf, welche Rolle die Eichelmast der Schweine bei der Ruster Rebellion 1747/48 gespielt hat. Gretje Treiber ging auf fotografische Spurensuche, was 30 Jahre nach Abzug der kanadischen Truppen aus Lahr noch geblieben ist. Alfred Kopf gibt in seinem Beitrag "Der Dorfschmied in Schuttern" Einblicke in die Arbeitswelt eines alten Handwerks.

Werner Schönleber nennt seinen Artikel in Anlehnung an Richard III "Ein Bad! Ein Königreich für ein Bad!". Thema ist die Entstehung des Lahrer Terrassenbads – eine soziopolitische Baugeschichte. Elisabeth Kempf hat in ihrer Quellenforschung das "Contractprotocollum" der Stadt Lahr um 1700 gesichtet, worin alle schriftlichen vertraglichen Vereinbarungen zwischen Bürgern oder Bürgern und öffentlichen Einrichtungen enthalten sind. Walter Karl beschreibt das Leben von Karl Zuber (1830 – 1911), einem internationalen Kunsthändler aus Lahr. Ekkehard Klein beschäftigt sich mit der Geschichte von 50 Jahren Gemeindereform und der Bedeutung für Friesenheim, Oberschopfheim, Schuttern, Oberweier und Heiligenzell. Ernst Singrün geht den verschwundenen Merowingerperlen in Altdorf auf die Spur. Heinz Walter und Manfred Fischer beschreiben mit ihrem Titel "Neues Simultaneum in Ichenheim" ein historisches Modell zur Bewältigung moderner Fragestellungen der christlichen Kirchengemeinden. Aufgelockert wird das Jahrbuch durch mehrere Gedichte und Texte in Mundart von Ulrike Derndinger.

Die aktuelle Ausgabe des "Geroldsecker Land" ist für 18,50 Euro in den Lahrer Buchhandlungen erhältlich, informiert die Stadt in einer Pressemitteilung. Darüber hinaus gibt es sie im Stadtmuseum Tonofenfabrik sowie im Kulturbüro im Alten Rathaus.