Immer wieder kocht in diesen Wochen das Thema rund um die Kunsteisbahn VS (KEB) hoch, wurde doch im Zuge der Energiekrise die Notwendigkeit von beiden Eisbahnen oder des Sommereises in der Helios-Arena infrage gestellt. Jetzt stellt die KEB ein neues Energiekonzept vor, das besonders effizient sein soll – aber auch besonders teuer.
VS-Schwenningen - Bereits in der vergangenen Gemeinderatssitzung sorgte ein vermeintlich kleiner Tagesordnungspunkt – der Prüfauftrag der Fraktion der Freien Wähler zur Notwendigkeit des Sommereises in der Helios-Arena – für große Diskussion unter den Gemeinderäten. Man habe sich im Aufsichtsrat dazu entschieden, dem Sommereis erst einmal eine Chance zu geben, lautete demnach vor rund zwei Wochen von OB Jürgen Roth sowie SVS- beziehungsweise KEB-Chef Gregor Gülpen die Marschroute. Allen voran die Grünen-Fraktion und jene der Freien Wähler zeigten sich jedoch nicht einverstanden. Und so wird wohl auch die neue Beschlussvorlage rund um die neue Strategie der KEB, für die ein Zuschuss von mehr als eine Million Euro benötigt wird, in der nächsten Sitzungsrunde der städtischen Gremien nicht ohne Weiteres durchgewunken werden.
"Derzeitige wirtschaftliche Situation nicht tragbar"
Klar ist: "Die derzeitige wirtschaftliche Situation der KEB ist nicht tragbar", macht die Verwaltungsvorlage für die nächste Sitzung des Verwaltungs- und Kulturausschusses sowie des Gemeinderats deutlich. Die notwendigen Handlungsoptionen dürften jedoch nicht nur wirtschaftlich, sondern gesellschaftlich mit Blick auf die Stadt VS getroffen werden, sei doch die KEB "sehr beliebt und ein sozialer sportlicher Ankerpunkt und ein Aushängeschild unserer Stadt".
Denn: Die aktuellen und prognostizierten Zahlen für die KEB sehen nicht rosig aus. Das laufende Geschäftsjahr werde mit einem Verlust von rund 2,1 Millionen Euro abgeschlossen. Durch die steigenden Energiekosten – und damit einen sehr hohen Fixkostenblock – werde der Gesamtaufwand etwa 3,1 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2022/23 betragen, durch Erträge von 0,6 Millionen Euro auf letztendlich "ambitionierte" 2,5 Millionen Euro reduziert werden. Und diese müssten durch die Hallennutzung gedeckt werden, damit die KEB keinen Verlust mehr erwirtschaftet und das Eigenkapital geschützt werde.
Es gibt mehrere Szenarien
Dazu hat die KEB mehrere Szenarien gerechnet, um den aktuellen Verlust von rund einer Million Euro auszugleichen. Die entscheidende Möglichkeit bestehe über die Erhöhung der Stundensätze. Die Gesamtstundenzahl (ohne Sommerzeit) betrage 5150 Stunden – erzielt durch den öffentlichen Betrieb, Schulen, durch die Stadt geförderte Vereine wie SERC und Curling Club sowie Hobbygruppen und durch ungeförderte Vereine wie die Wild Wings. Grundsätzlich koste eine Stunde Eisfläche zwischen 145 bis 200 Euro.
Energiekosten sind "dramatisch gestiegen"
In dem von der Verwaltung beziehungsweise dem Aufsichtsrat favorisierten Szenario würden alle Gruppierungen einheitlich einen Betrag von 250 Euro zahlen. Entscheidend sei hierbei der "atmende Energiezuschuss" von 0,7 Millionen Euro, der durch den Gesellschafter Stadt gewährt werden soll Die Energiekosten seien vom Basisjahr 2019/20 von 0,45 Millionen Euro bis zum heutigen Stand von derzeit 1,5 Millionen Euro "dramatisch gestiegen".
Der Betrag von 0,45 Millionen Euro werde für das atmende Prinzip als Basis genommen und die Differenz zum jeweils aktuellen Jahr ausgeglichen. Die KEB könne diese Energiekosten nicht über Stundensätze realistisch abdecken und verbrauche damit jährlich das vorhandene Eigenkapital. Der Zuschuss "atmet" also in beide Richtungen und ist somit in der monetären Höhe flexibel.
Transformationskonzept mit verschiedenen Themenblöcken
Doch für den Masterplan der KEB ist das noch lange nicht alles: Was Gregor Gülpen vor rund einem Monat bereits öffentlich angesprochen und mittlerweile vom Aufsichtsrat hat absegnen lassen, sind die Pläne rund um das neue Energiekonzept. Mit mehreren Ingenieurbüros sei die Energiesituation der KEB analysiert und ein sogenanntes Transformationskonzept mit verschiedenen Themenblöcken – elektrische, thermische sowie das System und den Komfort betreffende Optimierungsmaßnahmen – erstellt worden. Was sich dabei sehr schnell verwirklichen lasse, sei der Tausch von Pumpen und Ventilatoren.
Eisspeicher steht im Fokus
Damit könne innerhalb kürzester Zeit eine Energieeinsparung in Höhe von rund 131 000 kWh und eine CO2-Reduzierung von 61 000 Kilogramm CO2 sowie eine Kosteneinsparung von 29 000 Euro pro Jahr realisiert werden. Aufgrund der genannten Kosteneinsparung ist die Investitionssumme in Höhe von 182 000 Euro innerhalb von sieben Jahren erwirtschaftet. Der Tausch der Pumpen und Ventilatoren soll durch ein Gesellschafterdarlehens der Stadt VS an die KEB finanziert werden, die Tilgung des Darlehens soll über die eingesparten Energiekosten erfolgen.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des neuen Systems ist unter anderem ein geplanter Eisspeicher, aus dem kalte Nahwärme genutzt werden und in dem zur energetischen Optimierung des Aufbaus der Eisfläche zu Saisonbeginn Eis während der Heizperiode aufgebaut werden soll.
"Tragende Rolle in der Energieversorgung Schwenningens"
Die Verwaltung beziehungsweise KEB macht schließlich deutlich: Mit dem Transformationskonzept habe man sich "durchaus ambitionierte Ziele gesteckt", man sei damit unter anderem auf dem Weg zum ersten CO2-freien Eisstadion. Durch den anvisierten Weg vom Energiekonsumenten zum Kraftwerk, den Aufbau eines Wärmenetzes und die Integration in das Wärmenetz mit mehreren Eisspeichern, der Anbindung der Industrie an das Wärmenetz – als Lieferant oder Verbraucher – sowie das Ziel, Wärme nutzbar machen für die Gemeinschaft, hat die "KEB das Potenzial, eine tragende Rolle in der Energieversorgung Schwenningens einzunehmen".
Info: Der Beschlussantrag der KEB in den städtischen Gremien
Wenn Beschlussantrag rund um die wirtschaftliche Unterstützung und Verbesserung der Energieeffizienz bei der KEB VS in der Sitzung des Verwaltungs- und Kulturausschusses am Mittwoch, 12., sowie in der Sitzung des Gemeinderats am 19. Oktober diskutiert wird, entscheiden die Stadträte nicht nur über das Gesellschafterdarlehen in Höhe von 182 000 Euro sowie den "atmenden" Energiezuschuss, sondern auch über zusätzliche Mittel in Höhe von 121 800 Euro für die Erhöhung des Stundensatzes sowie in Höhe von einer Million Euro für den Energiekostenzuschuss, die zur Verfügung gestellt werden müssen.