Geschäftsführer Klaus Hässler (rechts) geht in sein letztes Jahr bei der KEB. Das Team um den Technischen Leiter, Hermann Vikoler, soll personell aufgestockt werden, da die Eismeister am Leistungslimit seien. Foto: Pohl

Die Kunsteisbahn-Gesellschaft (KEB) ist schon immer ein Zuschuss-Geschäft. Doch die Corona-Pandemie und die damit zeitweisen Schließungen und Sportverbote schlugen im abgelaufenen Geschäftsjahr massiv zu buche. Mehr als eine halbe Million Euro fehlen in der Kasse.

VS-Schwenningen - Die Finanzen der KEB sind im vergangenen Geschäftsjahr, also zwischen 1. Juni 2020 und 31. Mai 2021, massiv in Schieflage geraten. Wie Steuerberater Hardy Pfeiffer am Mittwoch im Gemeinderat vorstellte, lagen die Umsatzerlöse bei lediglich 577 000 Euro und somit 360 000 Euro weniger als im Vorjahr. Dem gegenüber steht ein Jahresfehlbetrag von 512 000 Euro, der rund doppelt so hoch ist wie noch im Geschäftsjahr 2019/2020. Dass die KEB ein Zuschussgeschäft ist, ist kein Geheimnis, doch die enormen Umsatzeinbußen verschärfen die Situation.

Pfeiffer erklärte, dass die Kostenbelastung im Gegensatz zu den geringeren Einnahmen hingegen relativ gleich geblieben sei. Grundsätzlich sei es so, dass die Kunsteisbahn "sehr Fixkosten belastet" sei. Das bedeute, dass man nicht einfach sagen könne, wenn der Umsatz zurück gehe, gehen auch die Kosten zurück.

Die Kunsteisbahn in Zahlen

Die Kosten: Ein wesentlicher Kostenfaktor sind die Energiekosten, die im abgelaufenen Geschäftsjahr bei 535 000 Euro liegen und laut Hardy Pfeiffer auch in den kommenden Jahren weiter ansteigen werden. Die Personalkosten lagen mit 348 000 Euro rund 68 000 Euro unter dem Planansatz, was laut Pfeiffer allerdings an der Kurzarbeit gelegen habe. Ein weiterer Faktor ist noch die Instandhaltung, die mit 284 000 Euro im Geschäftsjahr 2020/21 beziffert ist. Pfeiffer erklärt: "Darin enthalten sind regelmäßige Maßnahmen, die durch Wartungsverträge geregelt sind. Diese umfassen rund 200 000 Euro von der Gesamtsumme."

Das Betriebsergebnis: Die Gesamteinnahmen der Kunsteisbahn waren im Plan für das Jahr 2020/21 mit 990 000 Euro angesetzt. Vor allem durch die geringere Nutzung der Halle durch Publikumslauf und zahlenden Eishockeymannschaften, was pandemiebedingt zwischenzeitlich nicht erlaubt war, belaufen sich die Einnahmen lediglich auf 577 000 Euro. Doch unabhängig davon machte Hardy Pfeiffer deutlich: "Bei einem Betriebsergebnis von rund minus 1,5 Millionen Euro ist die Kunsteisbahn kein Betrieb, der sich eigenständig finanzieren kann, geschweige denn Gewinne erzielen könnte." Ohne die Verlustübernahme beziehungsweise die Zuschüsse der Stadt Villingen-Schwenningen in Höhe von 816 000 Euro wäre das Jahresergebnis noch deutlich schlechter ausgefallen als das jetzige Minus von 512 000 Euro.

Keine Investitionen geplant

Die Investitionsplanung: In der Tabelle, die Hardy Pfeiffer vorlegte, waren bis zum Geschäftsjahr 2025/26 viele leere Felder zu sehen. Abgesehen von der Restsumme für die LED-Beleuchtung in der Helios-Arena in Höhe von 300 000 Euro, die für das laufende Geschäftsjahr aufgeführt waren, stehen jährlich nur 10 000 Euro für "Sonstiges" provisorisch im Investitionsplan der KEB.

Umsatzentwicklung: Bei dieser Planung, so schilderte Pfeiffer, sei man davon ausgegangen, dass die kommenden Geschäftsjahre "normale Jahre" werden. Ein Unterschied bei den Umsatzerlösen sticht ins Auge, so plant die KEB mit Mehreinnahmen bei der Nutzung der Halle durch den Verein SERC 04 e.V., da der Stundensatz ab Januar von 145 Euro auf 200 Euro angehoben wird. Andere Gruppen sollen hingegen weiterhin 175 Euro pro Stunde zahlen. Profiteams, die die Schwenninger Halle anmieten, bekommen laut Pfeiffer künftig 270 Euro pro Stunde in Rechnung gestellt.

Die Wild Wings: Auch mit den Wild Wings sei man in Verhandlungen und plane hier Mehreinnahmen zu generieren. Laut dem Steuerberater soll die Wild Wings GmbH mehr an den Nebenkosten beteiligen werden und auch für die Stadionnutzung sollen die Gebühren erhöht werden. Hinzu komme, so Pfeiffer, dass die Fürstenberg-Lounge ab kommendem Frühjahr für einen Euro an die Kunsteisbahn-Gesellschaft fällt. In der Folge werden die Wild Wings zukünftig für deren Nutzung ebenfalls bezahlen müssen, stellt Pfeiffer den Sachverhalt dar.

Veranstaltungen sollen wieder stattfinden

Die Veranstaltungen: Die nackten Planungszahlen lassen darauf schließen, dass die Helios-Arena in den kommenden Jahren neben dem Eishockey auch wieder zu einer Veranstaltungshalle werden soll. Hier sind bei der Umsatzentwicklung im Jahr 2021/22 noch 15 000 Euro, im Folgejahr bereits 20 000 Euro und ab 2023/24 und den darauffolgenden Jahren jeweils 50 000 Euro Umsatz angesetzt.

Die Personalkosten: Aufgrund der Größe der Anlage und den anfallenden Arbeiten und Tätigkeitsfeldern plant die KEB das Team zu vergrößern. In der Personalkostenplanung sind ab dem Geschäftsjahr 2022/23 ein zusätzlicher Eis- sowie Hausmeister eingeplant, die eingangs jeweils mit 60 000 Euro und bis zum Jahr 2025/26 mit je 65 000 Euro veranschlagt werden. Auch in Sachen Geschäftsführung wird nach dem Weggang von Klaus Hässler, der in sein letztes Jahr bei der KEB geht und dessen Vertrag ausläuft, mit einer Kostensteigerung gerechnet. Veranschlagt sind ab dem Jahr 2022/23 erst 50 000 Euro, die im Folgejahr auf 60 000 Euro ansteigen werden und 2025/26 bei 64 000 Euro liegen sollen. Insgesamt ist mit einer Kostensteigerung von aktuell 438 000 Euro auf 702 000 Euro im Jahr 2025/2026 zu rechnen.

Stimmen zum Wirtschaftsplan

Klaus Martin, CDU: "Der Wirtschaftsplan ist immer auch Gelegenheit, sich mit Grundsätzlichem der Kunsteisbahn auseinanderzusetzen. Deshalb beantragen wir, dass wir uns im ersten Quartal 2022 über die Zukunft der Kunsteisbahn unterhalten." Es lasse sich ja dem Wirtschaftsplan entnehmen, dass sich hier einiges verändern werde. Martin nennt hier vor allem die geplante Personalentwicklung und Schaffung neuer Stellen.

Darüber hinaus sprach Martin den Investitionsplan an, der in der Darstellung nur leere Felder aufzeige. "Es ist zwar ein Geheimnis, aber es macht innerhalb des Gemeinderates dennoch die Runde, dass man bei der Kunsteisbahn in den kommenden Jahren Investitionen in nicht unerheblicher Höhe plane." Hier bitte seine Fraktion darum, dass vonseiten der KEB auf eine etwaige Überraschung, dass Maßnahmen plötzlich und sofort ganz wichtig und umzusetzen seien, verzichtet werde. "Ist es wirklich so, dass bis zum Ende der Finanzplanung heute noch keinerlei Investitionen erkennbar sind?"

Und auch das sogenannte Sommereis stellte Martin wieder einmal zur Diskussion. Es sei vorgesehen gewesen, dass es von auswärtigen, vorwiegend Schweizer Mannschaften genutzt und bezahlt werde. "Nun ist es aber so, dass es überwiegend von denen genutzt wird, die es nicht bezahlen müssen – nämlich den heimischen Jugendmannschaften."

"Schmuckstück, das noch nicht ganz glänzt"

Elif Cangür, Grüne: "Das Eisstadion kostet Geld, es kostet verdammt viel Geld. Wir sind nicht alle glücklich darüber, dass wir so viel Geld in das Eisstadion stecken müssen, aber es nicht nunmal so." Interessant wäre mit Blick auf die zukünftig steigenden Energiekosten, ob man die Photovoltaikanlage nicht erweitern könnte.

Andreas Flöß, Freie Wähler: "Wir haben die anstehenden Sanierungen durch die Buschtrommel durchaus vernommen. Es gibt weiteren Sanierungsstau, und wir müssen uns hier überlegen: Muss alles saniert werden? Wird alles saniert? Was wird saniert? Und wie kriegen wir das hin?" Und eines sei für seine Fraktion auch klar, nämlich, dass es nicht sein könne, dass in Zukunft auch noch Nebenkosten durch die Stadt mitfinanziert werden müssten. Diese sollten durch die Nutzer abgedeckt und bezahlt werden.

Nicola Schurr, SPD: "Wir haben hier nicht nur ein reines Sportzentrum, sondern ein Sport- und Veranstaltungszentrum. Ich bezeichne es immer gerne als ›Schmuckstück, das noch nicht ganz glänzt‹, wo wir aber auf einem guten Weg sind." Persönlich begrüße er die Entwicklung und die Planung, wie sie vorliege. "Nur mit mehr Personal haben wir auch die Möglichkeit, mehr Leistung zu bringen." Und diese bedarf es, wenn in Zukunft unter dem Strich mehr Geld verdient werden soll.

Katharina Hirt, CDU: "Die Kunsteisbahn ist für uns eine Herausforderung, aber das ist auch nichts Neues. Die Herausforderung haben wir seit Jahren. Der Personalbestand ist für eine so große Anlage nicht üppig. Ich denke, da muss man in nächster Zeit darüber sprechen, wie man damit umgeht."

Reparaturstau muss Stück für Stück abgebaut werden

Klaus Hässler, Geschäftsführer: "Die Kunsteisbahn GmbH hat sich in den vergangenen vier, fünf Jahren gravierend verändert. Wir haben permanent Umbaumaßnahmen und Neueinbauten, die ja nicht nur zu Lasten der Stadt gehen, sondern auch zu großen Teilen zu Lasten der Wild Wings. Und dieser Strukturwandel fordert auch seinen Tribut. Wir sind ein Betrieb, der 363 Tage im Jahr von morgens bis nachts betrieben wird, und das mit einem absolut minimalen Personalbestand. Und da sind wir jetzt wirklich an einer Leistungsgrenze. Mit diesem Personalbestand können wir den Laden nicht mehr am Leben erhalten."

Zum Thema Investitionen sagt Hässler: "Bei der letzten großen Investition, als Sie nochmals eine Million Euro bewilligt hatten, habe ich Ihnen gesagt, dass keine großen Investitionen mehr anstehen, solange ich Geschäftsführer bin. Was die Zukunft bringt, kann ich heute noch nicht sagen." Was er aber sagen könne, dass es einen Reparaturstau gibt, der derzeit gemeinsam mit dem Architekten besprochen werde. "Wir machen eine Bestandsaufnahme davon, was in den nächsten Jahren kommen wird. Sicherlich nicht auf einen Schlag, aber es muss peu à peu einiges gemacht werden." Diese Planung soll dem Gemeinderat vorgelegt werden, sodass das Gremium beschließen kann, welche Maßnahmen priorisiert werden.