Die amerikanische Konzeptkünstlerin Adrian Piper kann sich über einen Goldenen Löwen freuen. Foto: dpa

Deutschland ging bei der Vergabe der Goldenen Löwen diesmal leer aus. Mit der Auszeichnung der US-Künstlerin Adrian Piper fällt dennoch etwas Glanz ab - sie lebt in Berlin.

Venedig - Zur Eröffnung der 56. Kunstbiennale in Venedig ist die in Berlin lebende Amerikanerin Adrian Piper (66) mit dem Goldenen Löwen als beste Künstlerin ausgezeichnet worden. Der Preis für den besten Länderauftritt ging an Armenien. Der 71-jährige ghanaische Bildhauer El Anatsui erhielt den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk.

Mit der Preisvergabe wurde die weltweit wichtigste Schau zeitgenössischer Kunst am Samstag nach drei Vorschau-Tagen für die Branche nun offiziell eröffnet.

Adrian Piper gilt als eine der international herausragenden Konzeptkünstlerinnen. Sie habe die Subjektivität des Künstlers und des Zuschauers in die Konzeptkunst eingeführt, sagte Kurator Okwui Enwezor in seiner Laudatio. „Ihre Präsentationen laden uns zu einer lebenslangen Performance persönlicher Verantwortung ein.“

Die gebürtige New Yorkerin lebt seit 2005 in Berlin. Sie hat dort eine nach ihr benannte Stiftung zur Förderung interdisziplinärer Forschung gegründet. Bei der Biennale ist sie mit der Arbeit „The Probable Trust Registry: The Rules of the Game #1-3“ vertreten.

Ein Zeichen gesetzt

Hundert Jahre nach den Massakern an den Armeniern im Osmanischen Reich setzte die Jury mit der Vergabe des Goldenen Löwen an das „Volk in der Diaspora“ bewusst ein Zeichen. „Jeder Künstler hat seine eigene Verortung wie auch das kulturelle Erbe eingebracht“, so Biennale-Präsident Paolo Baratta.

Der Silberne Löwe für einen vielversprechenden jungen Künstler ging an den Südkoreaner Im Heung Soon, der in seiner Videoarbeit die prekären Arbeitsbedingungen für Frauen in Asien aufgreift.

Besondere Erwähnungen gab es für den 2013 gestorbenen deutschen Filmkünstler Harun Farocki, für die US-Künstlerin Joan Jonas und für das syrische Künstlerkollektiv Abounaddara. „Mit unglaublichem Mut dokumentieren sie die politische Zerrissenheit und den menschlichen Kampf ums Überleben in Syrien, ohne Partei zu ergreifen“, befand die Jury.

163 Künstler aus 53 Ländern

Die Biennale, die dieses Jahr 120. Geburtstag feiert, steht unter dem Motto „All the World’s Futures“ (Alle Zukünfte der Welt). Sie setzt sich laut Kurator Enwezor besonders mit den Krisen und Verwerfungen unserer Zeit auseinander.

In der Hauptausstellung sind 163 Künstler aus 53 Ländern vertreten. 89 Nationen präsentieren sich mit eigenen Landesausstellungen. Deutschland ist mit einer „imaginären Fabrik“ dabei, in der fünf Künstler zeitkritische Fragen wie Arbeitslosigkeit und den Umgang mit Flüchtlingen aufgreifen.

Deutschland hat als bisher einziges Land bereits drei Mal den Goldenen Löwen für seinen Pavillon erhalten, zuletzt 2011 mit dem Werk des kurz zuvor verstorbenen Künstlers Christoph Schlingensief.

Vor zwei Jahren hatte der Deutsch-Brite Tino Sehgal den Preis als bester Künstler erhalten. Angola stellte den besten Länderbeitrag.

Mit einer Laufzeit bis zum 22. November ist die Biennale diesmal so lang wie noch nie. Mehr als eine halbe Million Besucher werden erwartet.