Otto Schinle mit einer Mini-Skulptur „Forelle Blau“, die ihm der Holzbildhauer Klaus Wickersheimer geschenkt hat. Foto: Rahmann

Bei der Forelle Blau leistet Otto Schinle Öffentlichkeitsarbeit, schreibt Protokolle oder kümmert sich um die Künstler. Seine eigenen Malerfahrungen liegen weit zurück – und waren dennoch prägend für den studierten Volkswirt.

Im Café am Rathausplatz sitzt eine Gruppe von Künstlern, die sich erst vor kurzem zusammengeschlossen haben, um sich mit der Öffnung ihrer Ateliers in die Kulturwoche einzureihen. Mittendrin sitzt Otto Schinle, studierter Volkswirt und gelernter Installateur sowie langjähriger Vorstand bei Hans Grohe. „Wir brauchen für unsere Gruppe einen Namen“, sagt er. Irgendetwas mit „Podium“ oder ganz englisch „Art“ wird überlegt – doch so heißen viele Gruppen. „Irgendwie müssen wir was Typisches für den Schwarzwald haben“, ist aus der Runde zu hören. Im Café hängt eine Menü-Karte an der Wand. Jemand aus der Runde zeigt auf die Karte und sagt: „Forelle“. Ein anderer ergänzt: „Blau“. Eine Künstlergruppe ist geboren.

 

So oder ähnlich hat es sich im Anschluss an die ersten offenen Ateliers im Juli 2014 zugetragen, sagt Schinle. Forelle Blau hat gepasst – unter anderem wegen der beiden durch die Gemeinde fließenden Schiltach und Kinzig. Die Gruppe war und ist „offen für alle Kunstformen.“

Einzig gute Note in Kunst

Selbst künstlerisch aktiv war der aus Schramberg stammende Schinle „nur als Schüler“, hat die Zeit unter dem Kunstlehrer Franz Krisch aber lebhaft in Erinnerung. „Bei dem durften wir uns austoben – vor allem auch abstrakt“, sagt er: „Kunst war die einzige gute Note, die ich im Abitur hatte.“ Kunstlehrer Krisch kam aus dem Stuttgarter Raum und war dort von Künstlern der Moderne wie „Willi“ Baumeister beeinflusst. „Den find ich immer noch gut“, sagt Schinle.

Nach seinem Eintritt ins Rentenalter wollte der heute 73-jährige Schinle nicht untätig bleiben. Als ihn die Künstlerin Beatrix Beck im Oktober 2013 ansprach, ob er beim Arbeitskreis Kunst und Kultur mitmachen würde, zögerte er nicht lange und stieg so in die lokale Kunstszene ein.

Gruppe selbst fördern

Bei der Forelle Blau geht es ihm darum, „die Gruppe als solche zu fördern“, denn „Kreativität entsteht häufig in der Gruppe.“ Mit den Künstlern zusammen sucht Schinle auch immer wieder nach neuen Ausstellungsformaten: ob im Gottlob-Freithaler-Haus, an der Foyer-Wand im Rathaus, in Arztpraxen oder in der ehemaligen Schreibwarenhandlung Homberg, in der heute Secondhandladen und Hilfszentrums Kreisel zu finden ist – in dessen Schaufenstern aber weiterhin die Forelle Blau ihre Werke ausstellt.

Seit dem ersten Jahr der Corona-Pandemie gibt es ein neues Format der Künstlergruppe: die Ausstellung „Kunst taucht auf“, die dieses Jahr wieder im Juli und August öffnet. „Ich war in Tuttlingen auf einer großen skulpturalen Ausstellung rund um das Donauufer“, sagt Schinle, der die Idee in seine Gemeinde übersetzte: „Wir haben doch das Schiltachufer!“

Glücksmoment

Die Kunstwerke stehen bei „Kunst taucht auf“ auf der Uferwiese, das „Podium ist die Bachmauer.“ Hin und wieder ermutigt Schinle einen der Künstler, seine Arbeit voranzutreiben: „Wer im Juli was ausstellen will, muss schon spätestens im Januar daran arbeiten.“ Dabei gibt es ein persönliches Highlight für Schinle: „Die Vernissage ist ein Glücksmoment – wenn man sieht, es ist wieder was Neues entstanden.“

Für längerfristige Ausstellungen müssen derweil noch das Schaufenster und die Rathauswand genügen. Einen Wunsch hat Schinle daher noch: „Wir hätten gerne irgendwas Größeres“ zum Ausstellen.

Forelle Blau

Neun Künstler
haben sich unter Leiter Otto Schinle zur Gruppe Forelle Blau zusammengeschlossen und organisieren unter anderem die jährliche Ausstellung »Kunst taucht auf« am Schiltach-Ufer. Wir sprechen mit den einzelnen Künstlern über ihre Werke und deren Entstehung. Heute endet die lose Serie mit Otto Schinle.