Im Bauernfeind-Museum in Sulz ist derzeit eine Sonderausstellung mit Italienbildern von Gustav Bauernfeind und Paul Kälberer zu sehen. Parallel dazu läuft in Glatt die Ausstellung „Paul Kälberer – Auf Reisen“.
Gibt es eine Brücke zwischen Gustav Bauernfeind und Paul Kälberer, die sich nie getroffen hatten? Die Frage kann durchaus mit einem Ja beantwortet werden.
Der eine, 1848 in Sulz geboren, 1904 in Jerusalem gestorben, ist heute vor allem als Orientmaler bekannt, dessen Werke zu Millionenbeträgen in großen Auktionshäusern versteigert werden. Der andere, 1896 in Stuttgart geboren, zog 1927 nach Glatt und eröffnete dort sein Künstleratelier.
Zeichen in Italien
Kälberer gründete und leitete einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg die Bernsteinschule für angehende Künstler. Er starb 1974 in Glatt.
Gemeinsam haben beide, dass sie in jungen Jahren jeweils dreimal in Italien waren, um dort zu zeichnen und zu malen. Dort sind auch zahlreiche Werke entstanden.
Großartiger Blickfang
Was noch gemeinsam ist: Bauernfeind, der Architektur studiert hatte, und Kälberer waren hervorragende Zeichner. Das zeigen unter anderem die Grafiken, die in zwei Räumen des Bauernfeind-Museums ausgestellt werden.
Blickfang der Kälberer-Ausstellung in Sulz ist allerdings das großformatige Bild „Fahnenschwinger beim Palio in Siena“ aus dem Jahr 1932, im Kunststil der Neuen Sachlichkeit gemalt. Das Bild ist streng komponiert, die Figuren statisch und unterkühlt dargestellt.
Städte, Menschen, Landschaften
Diese distanzierte Blickweise unterscheidet den Glatter Kunstmaler auch von Bauernfeind, der mit dem Blick des Architekten so realistisch wie möglich seine Zeichnungen angefertigt hat. Bei seiner ersten Italienreise 1873 bis 1874 von den Alpen bis zum Ätna auf Sizilien war er unterwegs, um für den Prachtband „Italien“ Skizzen und Zeichnungen für Holzstiche anzufertigen.
Kälberer wollte sich bei seinen ausgedehnten Italienreisen mit alten Meistern auseinandersetzten, aber auch Eindrücke von Städten, Landschaften und Menschen mit dem Zeichenstift festhalten.
Malerei statt Architektur
Er zeichnete und aquarellierte unter anderem die Basilika Santa Maria Maggiore, den Monte Pellegrino in Palermo, Landschaften am Arno bei Florenz oder den Hafen von Capri.
Was Gustav Bauernfeind in Italien so faszinierte, war das Licht. Das verdeutlichen denn auch die Ölbilder mit Motiven aus Chioggia. In diese malerische Stadt in der Nähe von Venedig war er 1877 mit seinen Künstlerfreunden Gustav Schönleber und Ludwig Dill gereist. In Italien habe sich der bis dahin noch unentschlossene Künstler entschieden, von der Architektur zur Malerei überzuwechseln, schreibt Hugo Schmid in seinem Band „Gustav Bauernfeind in Italien“.
Ausstellungen in Glatt und Sulz
Die Sonderausstellung im Bauernfeind-Museum in Sulz ist bis 26. Juni, sonntags von 14 bis 17 Uhr, zu sehen. Die Ausstellung „Paul Kälberer – Auf Reisen“ in Glatt dauert bis 26. Oktober.
Die Öffnungszeiten sind an Sonn- und Feiertagen von 14 bis 17 Uhr. Das Bauernfeind-Museum, die Kunststiftung Paul Kälberer und der Landkreis Rottweil sind die Veranstalter.