Eingebettet in den Werken ihrer Kreativität ist die Textil-Künstlerin Rebecca Roth.Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Handarbeit: Textilkunst mit Rebecca Roth

Schramberg-Sulgen. Bereits seit mehr als einem Jahr kämpft die Welt gegen das Coronavirus. Von einem anderen Virus, dem "Patchwork-Virus", ist die Textil-Künstlerin Rebecca Roth schon zwei Jahrzehnte infiziert – und fühlt sich dabei richtig wohl.

Die Sulgenerin begann um die Jahrtausendwende mit dem Patchworken, als sie in einem Handarbeitsheft blätterte. Schon bald verfolgte sie das Ziel, diese hohe textile Kunst, bei der viele verschiedene Stoffabschnitte zu einem neuen Muster in drei Schichten zusammengenäht werden (Quilt), in der Region bekannter zu machen.

Dies ist ihr nach eigener Aussage ganz gut gelungen, wenngleich sie einräumt: "Wünschenswert wäre, dass mehr Neulinge in meine Kurse kommen. Leider ist das Patchworken immer noch fast reine Frauensache. Aber auch Frauen wird das Talent nicht in die Wiege gelegt. Dem starken Geschlecht fehlt es offensichtlich an Schneid und Mut", folgert Roth. Dabei gebe es unter Männern richtige Koryphäen auf diesem Gebiet. Ein gutes Beispiel sei Countrysänger Ricky Tims, dessen Rhapsody-Quilts weltbekannt seien.

Der derzeitige Lockdown stelle eine gute Gelegenheit dar, sich auf dieses Hobby einzulassen. Dazu brauche man keine gelernte Näherin oder Schneiderin zu sein. Neben Lineal, Rollschneider und Schneidematte sollte die Nähmaschine beherrscht werden. Alles andere könne man sich aneignen. Am besten in Kursen, in denen ein wichtiger Austausch von Tipps, Tricks und Anregungen stattfinde, wie Roth versichert.

Die Pandemie ist allerdings auch bei ihr nicht spurlos vorüber gegangen. So musste sie alle für das Frühjahr 2020 terminierten Kurse absagen. Auch Ausstellungen wurden gecancelled oder verschoben. Zuletzt fand im Herbst 2020 ein Patchwork-Kurs in Trossingen mit Mund-Nasen-Maske statt. "Das war ätzend", gesteht die flinke Fachfrau. Sobald es möglich sei, werde sie wieder Kurse anbieten.

Unzählige Techniken

Das Patchworken und Quilten sei ein ständiger Lernprozess. Es gebe Hunderte von verschiedenen Techniken, von denen jede ihre Eigenarten habe. Bei allen sei aber genaues Arbeiten äußerst wichtig. Anders als beim Kleidernähen, wo durch Bügeln der eine oder andere Makel ausgebessert werden könne, sei dies beim Patchworken nicht mehr möglich.

Inzwischen färbe sie auch Stoffe selber. "Weiße Bettwäsche braucht nicht entsorgt zu werden, sie kann bei mir abgegeben werden", schmunzelt Roth. Das Färben hänge von Faktoren wie Wärme, Luftdruck und Stoffbeschaffenheit ab. Weil beim manuellen Färben nicht durchgefärbt und die Struktur praktisch wolkig wird, mache dies den ganzen Reiz aus und gleiche einer Wundertüte. "Man weiß vorher nie, was hinterher dabei rauskommt. Außerdem stellt jedes Stoffteil ein Unikat dar, anders als beim gekauften Stoff", berichtet die Künstlerin.

Sie stellt auch Siebdrucksiebe selber her, mit denen Stoffe bedruckt und nach eigenen Vorstellungen mit Motiven designt werden. Lässt man den Blick in ihrem Schaffenszimmer schweifen, fällt einem eine Vielfalt von Wandquilts, Tischläufern, Einkaufstaschen und Steppdecken ins Auge.

Sie stellt Quilts auch gerne auf Bestellung her, aber mit Einschränkung. "Mit einer fixen Idee geht das nicht. Die künstlerische Freiheit muss mir gewährt und die Überraschung akzeptiert werden. Beim Patchworken kann man sich austoben, der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Das ist das Schöne und Faszinierende daran", bekräftigt die Sulgenerin.

Rebecca Roth ist Kursleiterin für Textiles Gestalten bei der Volkshochschule Schramberg. Sie ist Mitbegründerin der Schramberger Patchwork-Gruppe "Patch- und Quilt-Circle". Diese trifft sich – wenn es die Corona-Beschränkungen zulassen – jeden ersten Freitag im Monat im VHS-Gebäude im Schlösse von 14 bis 17 Uhr. Da kann jeder vorbeikommen und reinschnuppern.