Andreas Beck zeigt eines der ganz wenigen Fotos, auf denen Fleig selbst zu sehen ist. Foto: Stephan Hübner

Einen Einblick in das Leben des Fotografen Johann Georg Fleig aus dem Schwarzwald lieferte Autor Andreas Beck bei den Königsfelder Begegnungen.

Über „Johann Georg Fleig – Ein kleiner Schwarzwälder Genius“ sprach bei den Königsfelder Begegnungen Andreas Beck. Er schrieb vor Jahren ein Buch über den zu seiner Zeit bekannten und beliebten Fotografen.

 

Laut Wolfgang Schaible, Vorsitzender des die Veranstaltungsreihe organisierenden Historischen Vereins, kam Fleig 1859 auf dem Schloßhof in Buchenberg zur Welt. Mit einer Körpergröße von maximal 1,30 Meter war er „kleiner als alle anderen, aber blitzgescheit“.

Von Beginn an sei deshalb klar gewesen, dass „Fleigle“ kein normaler Bauer sein würde, meinte Beck. Allerdings nahmen sich mehrere Lehrer der Zinzendorfschulen seiner an. Unter ihnen lernte er die Fotografie kennen, mit der die Brüdergemeine schon 1860 erste Versuche durchführte, weil so Missionare ihre Arbeit dokumentieren konnten.

Damit gehörte das Schulwerk zur Avantgarde, so Schaible. Denn laut Kern entstanden die ersten Fotografien überhaupt um 1826/1927, angefertigt von Joseph Nicephore Niepse. Für Aufnahmen genutzt wurden mit Lavendelöl und Naturasphalt behandelte Zinnplatten.

Impressionist und Künstler

Fleig sah sich nicht nur als Fotograf, sondern als Impressionist und Künstler, der den Schwarzwald wirken lassen wollte. Die von ihm verwendeten, mit Silberbromit beschichteten Glasplatten, brauchten anfangs acht Stunden Belichtungszeit. Die Kamera stand währenddessen auf einem Holzstativ. „Ein Martyrium für den kleinen Kerl“ waren die fünf bis acht Kilometer langen Wege, die Fleigle mit dieser schweren Ausrüstung zurücklegte, um Motive einzufangen.

Zwar hatte Fleigs Bruder ihm auf dem elterlichen Bauernhof ein Atelier gebaut, dennoch wollte er etwas Eigenes aufbauen, schloss Freundschaft mit dem Bürgermeister Hornbergs und einigen seiner Einwohner, die ihm für eine Minimalmiete die ehemalige Gerberei an der Gutach überließen. Dort begann Fleig, sich als Illustrationsfotograph einen Namen zu machen, mit der erstmaligen Herstellung von Diapositiven und dreidimensionalen Fotografien Pionierarbeit zu leisten.

Zudem kolorierte er Schwarz-Weiß-Aufnahmen oder schnitt Tiere und Menschen aus Fotos aus, um sie in Aufnahmen zu setzen. Das ergab manchmal seltsame Größenverhältnisse im Motiv, wie Beck anhand von Fotos verdeutlichte.

Allerdings dokumentieren die Aufnahmen eben auch das alltägliche Leben Hornbergs und anderer Städte. Mehrere Aufnahmen entstanden auch bei zwei Reisen in die Schweiz und nach Venedig. Aus heutiger Sicht kurios wirkt ebenfalls, dass Fleig sich ebenso als Tierpräparator betätigte.

Der unschöne Wegzug

Etwas unschön ist der Wegzug Fleigs aus Hornberg. Zwar kam er mit vielen Menschen gut aus, wurde aber auch verspottet, als er begann mit einem selbstgebauten von einem Hund gezogenen Leiterwagen seine Ausrüstung zu transportieren. Er starb 1924 in Oberweiler – zur Beerdigung kamen Tausende von Besuchern.

Tragisch nennt Beck, dass zwar viele der Tausenden Aufnahmen als Abzug erhalten sind, aber so gut wie keine im Original. Denn die wurden 1944 nach einem Bombenangriff auf die evangelische Kirche Hornbergs mit der Wurzelbürste gesäubert und als Ersatz für die zerstörten Fenster wiederverwendet. Unter französischer Besatzung wurden zudem einige Schwarzweißbilder mit der Spitzhacke vernichtet, weil sie dem Dekan wohl nicht schön genug erschienen, so Beck.