Anita Bialas und Andreas Futter beim Aufbau ihrer Kunstwerke für die Ausstellung in der Villa Eugenia in Hechingen. Uwe Bürkle (im Hintergrund) unterstützte sie dabei. Foto: Stopper

Die Zeiten sind düster, aber in der Galerie der Hechinger Villa Eugenia regieren nun hintersinnig-lustige kleine Bronzemännlein und wunderbar schöne Blumen.

Man kann darüber lachen, nachdenken, sich freuen und staunen – die Kunstausstellung unter dem Motto „Flora et Figura“, die am Sonntag, 22. Juni, um 14 Uhr in der Villa Eugenia eröffnet wird, ist auf jeden Fall einen Besuch wert und verspricht einen unterhaltsamen Kunstgenuss.

 

Wie so oft in der Villa stehen auch diesmal zwei Namen auf der Einladungskarte. Anita Bialas, einst Kunstlehrerin an einem Mössinger Gymnasium, zeigt in dieser Schau überwiegend Blumenmotive, die zwar vordergründig sehr dekorativ wirken, aber eine enorme Tiefe entwickeln. Und der in Hechingen geborene Andreas Futter hat hier Bronzeskulpuren am Start, die das ganz rare Kunststück fertigbringen, als Kunstwerke zu überzeugen und dennoch humorvoll zu sein.

Närrischer Mann auf rollendem Thron erinnert an jemand

In Wachs modelliert und dann in Bronze gegossen erzählen diese oft nur handtellergroßen Figuren Geschichten. Ein närrisch gekleideter Mann auf hochstelzigen Königsthron mit Rädchen unten dran wird von einem anderen mühsam über eine Art Schaukel gezogen, an der sich am anderen Ende mühsam Männchen festklammern. Stürzen sie ab, wird alles kippen. Oder ist das nur eine Interpretation? Hört sich anekdotisch an, aber zugleich wirkt die Schaukel wie eine abstrakte Skulptur. Und alles zusammen strahlt Ruhe aus. Die Zeit scheint stillzustehen.

Japan ist für Künstlerin eine Quelle der Inspiration

Das harmoniert auch bestens zu den Blumenbildern von Anita Bialas, die nicht zufällig an japanische Holzschnitte erinnern. Packend gezeichnete Linien, monochrom gefüllt vor fast einfarbig wirkenden Hintergründen. Gemalt in einem Stil aus transparenten und ihrer Struktur erkennbaren Pinselstrichen. Das erinnert an Aquarelle, und dass Japan ihre Inspirationsquelle ist, wie die Künstlerin hervorhebt, wird sehr deutlich. Ein Geheimnis dieser Bilder sind die Bildträger aus PVC, die durch die Farbe hindurchleuchten. Diese Bilder sind auf eine eindringliche Art schön.

Angesichts aktueller Weltlage sind heilende Bilder wichtig

Ist das nicht alles etwas zu reibungslos, zu unterhaltsam? „Ich male sonst durchaus auch kritische und politisch inspirierte Bilder“, erzählt die Künstlerin, „aber bei der Weltlage war es mir nun einfach wichtig, mit meiner Kunst etwas Heilendes entgegenzusetzen“. Und vielleicht schärft das ja auch den Blick für die Schönheit der Welt, die längst erschreckend vielen Gefahren ausgesetzt ist.

Der Mensch ist nicht fähig, seine gefährliche Lage zu erkennen

Gefahren, für die meist der Mensch die Ursache ist. Auch das wird in den Skulpturen von Andreas Futter deutlich. Selbstüberschätzung, Großmannssucht, überlasten von höchst fragilen Fundamenten, Aktionismus ohne Sinn und Verstand – und doch haben auch diese Figürchen ihre Würde und Ernsthaftigkeit. Wie kleine Kobolden kullern sie herum und scheinen gar nicht fähig, das Prekäre ihrer Lage wahrzunehmen.

Andreas Futter wurde in Hechingen geboren

Andreas Futter wurde 1969 in Hechingen geboren, ist in Ofterdingen aufgewachsen und hat in Stuttgart Kunst studiert. Er lebt und arbeitet als freischaffender Künstler in Schwäbisch Gmünd und seine Ausstellungsvita weist zahlreiche Ausstellungen und Aufträge für öffentliche Arbeiten aus.

Anita Bialas ist in Kirchheim/Teck aufgewachsen und hat an der Kunstakademie Stuttgart Kunst und Kunstgeschichte studiert. An der Universität Tübingen studierte sie Sport, Japanologie und Germanistik. Sie lebt und arbeitet in Tübingen, wo sie auch Mitglied im Künstlerbund ist. Auch sie kann auf zahlreiche Einzel- und Gruppen-Ausstellungen verweisen.