Freuen sich über die künstlerische Errungenschaft (von links): Bürgermeisterin Doris Schröter, Michael Bachhofer von der Kinzelmannstiftung, die die Finanzierung des Stadtbilds ermöglicht hat, Andreas Ruess und der Künstler Norbert Stockhus. Quelle: Unbekannt

Zweieinhalb Jahre lang hat Norbert Stockhaus am Bad Saulgau-Gemälde in seinem Glatter Atelier gemalt. Am Sonntag konnte er es in der Galerie Fähre übergeben und erstmals im Rahmen einer Feierstunde der Öffentlichkeit präsentieren.

. Die Stadt Bad Saulgau hatte das Bild anlässlich der 1200-Jahr-Feier in Auftrag gegeben. Das Stadtjubiläum ist bereits vor 2019 gefeiert worden. Mit der Vorfreude auf das Bild, so die Bad Saulgauer Bürgermeisterin Doris Schröter, habe es etwas länger gedauert als gedacht. Sie ist sich aber sicher: Die Bürger werden begeistert von dem Bild sein, mit dem "wir uns selbst beschenkt haben". Es werde dauerhaft an das Jubiläum und an die Geschichte der Stadt erinnern.

Detailreiches Porträt von Bad Saulgau in altmeisterlicher Manier

Der Glatter Künstler ist in Bad Saulgau kein Unbekannter: 2016 hatte er in der "Fähre", eine der renommiertesten Galerien in Oberschwaben, eine Einzelausstellung mit rund 80 Bildern. Sie zeigten einen Querschnitt seines Schaffens. Mit dabei hatte er das mit seinen vieldeutigen Bezügen zur Geschichte und Gegenwart faszinierende Rottweiler Stadtbild "Überdauert". Andreas Ruess vom städtischen Kulturamt hatte daraufhin die Idee, Stockhus mit dem Stadtporträt von Bad Saulgau zu beauftragen. Wie bei seinen anderen Städtebildern Haigerloch, Horb, Sulz und Rottweil hat Norbert Stockhus ein detailreiches Porträt von Bad Saulgau in altmeisterlicher Manier gemalt.

Ruess stellte es in die Tradition historischer Stadtansichten, die im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt hatten. Sie waren, erklärte er, Ausdruck kommunaler Autonomie und bürgerlichen Stolzes. Im Unterschied zu den älteren Stadtbildern, von denen es auch einige von Bad Saulgau gibt, betrachtete Stockhus die Stadt jedoch von schräg oben aus der Vogelsicht. So exakt er die einzelnen Häuser, Straßen, Gassen und Plätze aus dieser Perspektive wahrnahm und mit Acrylfarbe auf die 1,8 mal 1,2 Meter große Leinwand brachte, so ist das Gemälde weit mehr als nur eine Abbildung der Realität.

Der Künstler vermittele – das habe er mit den alten Städtemalern gemeinsam – die Illusion einer realistischen Darstellung. Bei Stockhus kommt hinzu, dass er auf seine ihm eigene Art das Bild verfremdet. So entsteht, wie Ruess erläuterte, ein Wechselspiel zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Das mache auch den Reiz des Kunstwerks aus. Ruess hat genauer hingeschaut: So entdeckte er auf dem Bad-Saulgau-Bild etwa, dass der Künstler den Narrenbaum mit Topfpflanzen ausgetauscht, die Straßen mit allerlei, auch exotischen Tieren belebt und die Stadt mit einer "wundersam wuchernden" Fauna begrünt hat. Was fehlt, sind Autos, Busse und Lastwagen, die Stockhus verbannt hat. Eine Zukunftsvision der Stadt?

Das Bild, meinte Ruess, fordere dazu auf, nicht zufrieden auf das Erreichte zurückzublicken, sondern im Einklang mit der Natur an der Stadt weiterzubauen. Der Künstler liefere kleine "alternativen Fakten", sondern "Denkanstöße, ohne die Realität aus den Augen zu verlieren". Die Bad Saulgauer lud er dazu ein, sich auf die Suche nach versteckten Überraschungen und Rätseln zu machen.