Oskar Kokoschka, Elza Temary, 1926/27. Foto: Fondation Oskar Kokoschka/VG Bild-Kunst, Bonn 2021

Werke von Pablo Picasso, Ernst Ludwig Kirchner oder Oskar Kokoschka vermutet man in Museen der Landeshauptstädte, weniger in einer beschaulichen Schwarzwald-Stadt wie Furtwangen. Doch wenn alles klappt, werden im Herbst 2023 namhafte Exponate der Klassischen Moderne und des Expressionismus genau dort ihr dauerhaftes Zuhause finden. Vorab werden einige der Werke schon mal in Freiburg gezeigt.

Furtwangen - Möglich macht dies die Horst- und Gabriele Siedle-Kunststiftung. Das Unternehmerpaar hat im Laufe der Jahre eine beeindruckende Sammlung mit Werken der Klassischen Moderne und des Expressionismus aufgebaut. 2003 wurde dafür die gemeinnützige Stiftung gegründet. Seit August graben sich nun Bagger in das Erdreich der Furtwanger Innenstadt, dort wird auf einer Fläche von 988 Quadratmetern ein dauerhaftes Domizil für die Kunstwerke geschaffen.

Ein "Herzensprojekt" des Ehepaars Siedle

 "Es ist ein Herzensprojekt meines verstorbenen Mannes Horst und mir", sagte Gabriele Siedle bei Beginn der Erdarbeiten in der Baumannstraße 4, unweit des Fabrikationsgebäudes der Firma Salomon Siedle & Söhne, deutschland- und europaweit einer der führenden Hersteller von Türsprechanlagen und Gebäudekommunikationstechnik.

Schon seit Jahren verfolgte das Ehepaar Siedle den Wunsch und die Idee, in Furtwangen einen Ort zu schaffen, der ihre Kunstsammlung mit Werken der Klassischen Moderne und des Expressionismus beherbergt und gleichzeitig der Öffentlichkeit zugänglich macht.

Wer Horst Siedle kannte, weiß, dass er seiner Wahlheimat Furtwangen zutiefst verbunden war. Das zeigte sich auch in seinem sozialen Engagement. Der Stadt etwas zurückzugeben, das ist auch das Anliegen von Gabriele Siedle. So soll der Museumsbau weit mehr sein als nur ein Ausstellungs-, Repräsentations- oder Archivraum für die Kunst. Die Besucher sollen sich begegnen und austauschen können. Und sie sollen sich mit der Kunst und ihren Schöpfern, mit der Zeit, in der sie lebten, aber auch mit Architektur und Design auseinandersetzen. Damit soll ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag zur Bildung geleistet werden.

Ausstellung startet am 1. Oktober

Bevor es aber so weit ist, sind einige der Werke aus der Sammlung schon mal auf Reise gegangen. Im Freiburger Museum für Neue Kunst beginnt am Freitag, 1. Oktober, die Ausstellung "Freundschaftsspiel". In diesem Jahr treffen somit Werke aus der Siedle-Sammlung auf den Museumsbestand und sind somit neben Gemälden, Zeichnungen, Druckgrafiken, Plastiken und Installationen von Christa Näher, Heike Beyer oder Max Ernst zu sehen.

Bild und Rahmen nach Jahrzehnten vereint

"Eine kleine Sensation" ist laut der Museumsleitung der Siedle-Kunststiftung geglückt – und zwar rechtzeitig zur Ausstellung. Ernst Ludwig Kirchner bemalte einst den Rahmen seines Bildes der Tänzerin Nina Hard. Dieser Rahmen aber war viele Jahre verschollen und konnte nun aufgespürt werden. "Somit konnten die einst als unzertrennlich gedachten Elemente Gemälde und Rahmen wieder zusammen geführt werden und sind in der Ausstellung zu sehen", so die Museumsleitung.

Die Ausstellung im Museum für Neue Kunst, Marienstraße 10a in Freiburg, ist bis zum 6. März 2022 geöffnet. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und donnerstags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet sieben Euro, ermäßigt fünf Euro. Für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 27 Jahren (ab 1. Januar 2022 unter 21 Jahren), Mitglieder des Fördervereins und mit Museums-Pass-Musées ist der Eintritt frei. Besucher benötigen aktuell einen Impf- oder Genesenennachweis beziehungsweise einen Nachweis über einen negativen Corona-Test.