Marilyn Monroe und Mick Jagger auch dabei als Porträt: In der Galerie Meinlschmidt sind Werke des Popart-Künstlers und seines Freund und Kollegen James Francis Gill ausgestellt. Der 91-Jährige ist eigens aus Texas angereist.
MoMa in New York, Staatsgalerie in Stuttgart, Museen in London und auf der ganzen Welt: Bedeutende Werke der wohl berühmtesten Popart-Künstler Andy Warhol und James Francis Gill sind nicht nur dort mit der üblichen Verblüffung zu betrachten, sondern bis Sonntag, 8. Juni auch in der Kunsthalle Balingen.
Da schaut Paul Newman, so wie er mit seinen blitzblauen Augen eben cool aus er Wäsche schaut. Daneben reckt Marilyn Monroe das Kinn in die Kamera mit gesenkten Augenlidern und dem knallroten, leicht geöffneten Mund. JFK, Mao Zedong, Joseph Beuys, Liz Taylor, Mick Jagger, Jim Morrison, Elvis Presley bis hin zu Albert Einstein: All diese Porträts von Legenden, die sich in unser kollektives Gedächtnis eingeschmuggelt haben, dürfen uns hier friedlich lächelnd und oft mit direktem Blick anschauen.
Anfangs wurden die Künstler verhöhnt
Porträts beider Künstler blühen nicht lyrisch auf mit glanzvollem Gestus, sondern betören durch bleckende Farben und ungewöhnliche Bildausschnitte. Sie lassen die Augenbrauen der Betrachtenden wie magisch anheben: Was für ein künstlerischer Mut, welche Energie, welche zeitlose Inszenierung von Menschen, Dingen oder Autos entfalten sich hier.
Warhol und Gill kannten sich, wurden weiland regelrecht verhöhnt und in den 50er und 60er Jahren vom Feuilleton gnadenlos zerrissen wegen ihrer Motivwahl. Bei Warhol waren es seine Campell-Suppendosen oder Cola-Flaschen. Er interpretierte plakativ Konsum, und aufgrund seiner Siebdruck-Technik sind die Bilder auch für den künstlerischen Konsum gedacht wegen hoher Auflagen. Und als er einmal interviewt wurde, warum er so arbeite, meinte er lapidar: „Einfach so.“
Viele Anekdoten über Warhol und Gill
James Gill malte neben illustren Persönlichkeiten – übrigens etwas weicher und schmeichlerischer als Warhol – auch die wohl berühmtesten Autos der Welt: VW Käfer und den Bulli sowie Porsche.
Der umtriebige Kunsthallen-Gründer Walter Meinlschmidt, sein Galerie-Manager Horst Kemmler und Laudator Manuel Moosherr zelebrieren in diesem famosen Raum auf dem Hauptwasen die Vernissage dieser grandiosen Popart-Ausstellung mit vielen Anekdoten über Warhol und Gill via informativen Video-Clips. Und viele gut gelaunte Gäste feiern mit. Darunter der inzwischen 91-jährige James Francis Gill, der eigens aus Texas anreiste wegen seiner Ausstellung in der Stuttgarter Staatsgalerie und eben auch seines Auftritts in Balingen.
Gunter Sachs hatte Mitgefühl mit Warhol
Er verstünde zwar kein Deutsch, aber Moosherr und Meinlschmidt hätten sicher „very good speechs“ gehalten, meint er augenzwinkernd und mit gelüftetem Texashut. Später wird er gekaufte Werke mit bester Laune signieren, die Käufer beglückwünschen und sich fotografieren lassen.
Einige Exponate von Warhol und Gill sind einigermaßen erschwinglich für den größeren Geldbeutel, doch das Mittelformat von Mao Zedong zum Beispiel kostet 115 000 Euro. Den höchsten erzielten Auktionspreis mit 185 Millionen Dollar erlangte Warhol mit der sogenannten goldenen Marilyn.
Kunstfreund und Lebemann Gunter Sachs hat für Warhol 1972 in Hamburg seine erste deutsche Ausstellung inszeniert. Verkauft wurde kein einziges Bild. Aus Mitgefühl erstand Sachs einige Exponate.