Jakob Leszczynsiki ist Künstler, er hat ein Down-Syndrom, und damit eröffnet er Betrachtern seiner Bilder eine völlig unbekannte Welt.
Würde es nach dem Künstler gehen, wäre dieser Text hier schon zu Ende. Denn für ihn steht fest, dass Wörter und Sprache maximal eine unbedeutende „Randerscheinung des Lebens“ sind.
Der junge Künstler hat das Down-Syndrom, un wohl auch deshalb hat er eine ganz eigene Perspektive auf das Leben. Wenn er etwas ausdrücken will, dann macht s der 30-Jährige das gerne über Bilder. Und das tut er so verblüffend spielerisch, unmittelbar, ohne Nachdenken und mitten aus der Emotion, dass er viele Fans hat.
Down-Syndrom? Ihm gefällt sein So-Sein. Aus seiner Perspektive hat höchstens seine Umwelt damit ein Problem. ER denkt unverstellt, ehrlich, direkt. Und mit seiner Kunst gelingt es ihm, bei den Betrachtern eine gewisse Sehnsucht nach dieser Purheit zu wecken.
Viele Hechinger kennen ihn. Beispielsweise als Spaziergänger in der Stadt. Er legt sehr großen Wert darauf, ganz alleine und selbstständig auf dem Weg zur Arbeit von der Oberstadt zum Bahnhof und dann mit dem Zug nach Tübingen zu fahren, wo er im Cafe am See bedient.
Jakob ist Vorsitzender im „Verrückten-Verein“
Zudem ist er der Vorsitzende des „Verrückten-Vereins“, der sich regelmäßig bei ihm zu Hause zum gemütlichen schwadronieren trifft. Da kommen dann regelmäßig durchaus angesehene Persönlichkeiten der Gesellschaft zusammen und haben allesamt ihren Spaß dabei.
Aktuell stellt Jakob Leszczynski 43 seiner Kunstwerke im Kreuzgang des Hechinger Bildungshaus St. Luzen aus. Zur Vernissage am Sonntag kamen über 60 Gäste, die hier einen wunderbar gefühlvollen Nachmittag erlebten.
Dass er seit über zehn Jahren malt, wird durch seine Eltern Marek und Monika auf sehr schöne Art „gefördert und gefordert.“ Im Umgang mit Pinsel und Stiften unterrichtet wurde er im eigentlichen Sinn aber nie.
Technik und Stil sind ihm auch ganz egal. Er malt unmittelbar das, was ihm in den Sinn kommt. In einem Bilder-Film wurde das bei der Vernissage lebendig. So malt er Freunde und auch „Un-Freunde“, aber niemals die aus seiner Sicht „Egalen“. Dafür aber auch Engel in eigenartig pelzigen Gewändern, sich selber in seiner Badewanne, die bei ihm im Garten steht. Die Blümchen dort. Die Sonne. Wolken. Regen. Das Gewitter. Vögel und die Mama, so ein Bildtitel. Tolle Motive.
Auch ein Funkloch kann zur Kunst führen
Auch Annette Mayer vom Bildungshaus wurde von Jakob schon zum Kunstwerk erhoben. Vor zwei Jahren stellte er dort bereits einmal Bilder aus, und die Bildungshaus-Leiterin war am Telefon damals schlecht zu erreichen. Kaum Empfang. Das fand Jakob bemerkenswert. So entstand das Werk „Frau Mayer im Funkloch“.
Und so malt er munter seine Bilder ohne Filter im Kopf, völlig pur und originär . „Jakobs Bilder sind ein Echo seiner inneren Welt“, erklärt sein Vater Marek. Und obwohl er selbst als Restaurator auch mit Farben zu tun hat, braucht sein Sohn keine Ratschläge von ihm. „Ich bin eigentlich sein Manager, aber er nennt mich immer Assistent“, erklärte sein Vater dazu.
Und was in der Kunstgeschichte ziemlich einzigartig sein dürfte. Jakob signiert seine Bilder oft schon bevor er überhaupt losmalt. Die Buchstaben werden dann Elemente des Bildes. Einfach schön.
Und wenn er auch Eigenheiten hat, so mag er doch wie jeder Mensch Beifall und Anerkennung. Davon erhielt er bei der Vernissage jede Menge, was er mit einem leicht schüchternen Lächeln sehr gern über sich ergehen ließ.