Aktivisten von Fridays For Future (FFF) Rottenburg und Rottenburg gegen Rechts organisierten eine Kundgebung zum Thema lokale Windenergie. Foto: Gjuraj

In der Rottenburger Innenstadt vor dem Dom kamen am Samstag rund 200 Menschen zu einer von Fridays For Future (FFF) Rottenburg und Rottenburg gegen Rechts organisierten Kundgebung zum Thema lokale Windenergie zusammen.

Rottenburg - Verschiedene Rottenburger und Tübinger Initiativen wollten sich auf der Kundgebung mit Redebeiträgen öffentlich dafür stark machen, dass die auf Rottenburger Gemeindegebiet geplante Freigabe von Fläche zur Bebauung mit acht Windrädern sinnvoll sei und befürwortet werden sollte.

Moderiert wurde die Kundgebung von der Rottenburger Fridays-For-Future-Aktivistin Jasmin. Den Auftakt der Redebeiträge machte Lisa, ebenfalls Klima-Aktivistin bei "FFF" in Rottenburg. Sie bezeugte, dass ihre Organisation begeistert gewesen sei, als sie erfuhren, dass Flächen für Windräder freigegeben werden sollen und betonte: "Wir können nicht sagen Klimaschutz ja, aber nicht vor unserer Türe. Wir müssen lieber sagen: Klimaschutz ja, auch in der Region!"

Der Seebronner Ortschaftsrat Joachim Herbst konstatierte in seiner darauf folgenden Rede, dass wir "in Rottenburg zwar nicht die Welt retten können, aber mit dem Bau der Windräder ein positives Zeichen setzen könnten und somit ein Vorbild sein können, das Charakter hat".

Standort solle nicht im Fokus stehen

Nina Effenberger von "Scientists for Future" stellte fest, dass der Standort von Windanlagen nicht im Fokus der Diskussion stehen solle. Vielmehr sei es wichtig, die Sicherheit der dadurch gewonnenen Stromversorgung in diesem Vorhaben in den Fokus zu rücken – sie gehe nämlich davon aus, dass unser Stromverbrauch nicht mehr sinken, sondern durch E-Autos, Klimageräte stetig steigen wird. Moderatorin Jasmin trug darauf eine von "Ende Gelände Tübingen" vorbereitete Rede vor, die leider nicht persönlich vor Ort erscheinen konnten. Sie bedauerten, dass die grüne Partei immer wieder bezeugt habe, dass auf sie kein Verlass sei und das Thema Klimaschutz "lokal, dezentral und demokratisch" gedacht werden müsse. Kampf gegen Klimawandel sei für sie auch Kampf gegen Kapitalismus, Kolonialismus.

Bedrohung durch den Klimawandel

Der Wendelsheimer Raphael Braun von der Bürgerinitiative "Rückenwind für Rottenburg" beleuchtete, dass Windkraft alleine die Bedrohung durch den Klimawandel nicht abwende, aber ein wichtiger Bestandteil der Lösung sei. "Ich bin stolz darauf, dass wir hier einen Beitrag dazu leisten wollen, diesen Schlamassel wieder gut zu machen."

Stefan Ruge von der Rottenburger Forsthochschule fokussierte sich in seiner Rede besonders auf das Waldsterben und entkräftet das Argument der Abholzung für Windräder, indem er darauf eingeht, dass die CO2-Vermeidungsleistung eines Windrades die CO2-Absorptionsleistung von Wäldern bei weitem übertreffe und die Energie und Emissionen, die beim Bau freigesetzt werden, nach vier bis acht Monaten wieder kompensiert sei.

Antikapitalistischer und gemeinnütziger Zweck

Morgane Casagrande vertrat das "offene antikapitalistische Treffen" aus Tübingen und fokussierte den antikapitalistischen und gemeinnützigen Zweck, der dem Ausbau erneuerbarer Energie zugrunde liegen müsse – denn bisher werde sie nur dann ausgebaut, wenn sie ein paar reichen Aktionären Profit bringe, und nicht, weil sie der Allgemeinheit guttue.

Die Molekularmedizinerin Sabrina Klotz von "Scientists für Future" widerlegte in ihrem Beitrag das häufig genannte Argument der Schallbelästigung durch Windräder, indem sie darauf einging, dass der Löwenanteil des Infraschalls nicht von den Windrädern, sondern vom Wind selbst erzeugt werde. Ihr zufolge erzeuge eine Waschmaschine im Schleudergang oder eine Autobahnfahrt mit 120 km/h mehr Infraschall als eine Windkraftanlage – sie gibt Anti-Windkraft-Lobby die Schuld für diese Angstmache.

Verständnis für die Sorgen

Den Abschluss der Kundgebung machte Mona Santura von der Genossenschaft erneuerbare Energie Rottenburg. Sie zeigte Verständnis für die Sorgen der jungen Generation, denn auch sie fürchte sich vor den Folgen des Klimawandels, doch sie machte klar, dass nur Handeln und nicht Furcht das Schlimmste abwenden könne. "Diese einmalige Chance zum Ausbau der Windkraft muss genutzt werden!"

Gegen Ende der Kundgebung wurden die Teilnehmer dazu aufgerufen, sich hinter einem großen Banner zu einem Demozug durch die Stadt zu versammeln.