Teilnehmer einer Mai-Kundgebung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) stehen in Stuttgart auf dem Marktplatz vor einem Banner mit der Aufschrift "Wir machen Europa". Foto: dpa

Rund 30.000 Menschen haben am 1. Mai in Baden-Württemberg an den traditionellen Kundgebungen zum Tag der Arbeit teilgenommen. Die Gewerkschaften sprachen Klartext. Leiharbeit, Werkverträge und Minijobs sind ihnen ein Dorn im Auge.

Rund 30.000 Menschen haben am 1. Mai in Baden-Württemberg an den traditionellen Kundgebungen zum Tag der Arbeit teilgenommen. Die Gewerkschaften sprachen Klartext. Leiharbeit, Werkverträge und Minijobs sind ihnen ein Dorn im Auge.

Stuttgart - Die Gewerkschafter haben sich bei ihren traditionellen Maikundgebungen für einen Mindestlohn ohne Ausnahmen, für die Rente mit 63 und für Verbesserungen bei der Weiterbild stark gemacht. In Baden-Württemberg kamen am Donnerstag zu den landesweit 44 Kundgebungen nach Angaben des DGB rund 30.000 Menschen, etwas weniger als im vergangenen Jahr. Bei der landesweit größten Kundgebung in Stuttgart forderte der DGB-Landesvorsitzende Nikolaus Landgraf ein sozialeres Europa. Hunderttausende demonstrierten in vielen Ländern gegen Arbeitslosigkeit und Sozialabbau und für gute Arbeit, sagte Landgraf laut vorab verbreitetem Redetext. „Sophia und Petros, Paolo und Katarina, Alfonso und Maria, Krystina und Bernhard - als Menschen mögen wir unterschiedlich sein, als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben wir die gleichen Interessen.“

Der Südwesten macht sich für bezahlte Bildungszeit stark

Ein Schwerpunkt im Südwesten war auch die Forderung nach einer gesetzlich geregelten und vom Arbeitgeber bezahlten Bildungszeit. Der Südwesten gehört zu den wenigen Bundesländern, in denen es einen Anspruch der Beschäftigten auf Freistellung für Weiterbildung nicht gibt. „Jeder Beschäftigte soll das Recht bekommen, fünf Tage Bildungszeit im Jahr zu nehmen“, sagte Landgraf. Auch wenn die Arbeitgeber im Land noch so jammerten, die Wirtschaft habe dies nirgendwo sonst ruiniert. „Deshalb fordern wir mit Nachdruck von der Landesregierung und den Arbeitgebern: „Gib mir 5!““, betonte Landgraf.

Die Bildungsgewerkschaft GEW setzte sich am 1. Mai dafür ein, dass die rund 2000 befristet beschäftigten Lehrer in den Sommerferien durchgängig bezahlt und nicht in die Arbeitslosigkeit geschickt werden. „Es ist ein Armutszeugnis, dass das vergleichsweise reiche Baden-Württemberg diese Praxis weiter verfolgt, während andere Bundesländer die Lehrer in den Sommerferien bezahlt“, sagte die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Doro Moritz. Die Bildungsgewerkschaft im DGB setzte sich außerdem für mehr Investitionen in allen Bildungseinrichtungen ein und verlangte ein Ende der Stellenstreichungen. „Baden-Württemberg ist ein rohstoffarmes Land. Wir haben vor allem Sand, Kies, Steine und Holz. Der Rohstoff Bildung ist unser größter Reichtum. Diesen müssen wir nach Kräften fördern“, sagte Moritz.

Die Lehrergewerkschaft VBE machte sich vor allem für die Belange der Hauptschul-Lehrer stark. Durch die Schließung der Hauptschulen wüssten viele hoch engagierte Pädagogen nicht, wie es mit ihnen weitergehe, sagte VGE-Sprecher Michael Gomolzig. Der DGB hat in Baden-Württemberg fast 813.000 Mitglieder. Der 1. Mai ist traditionell der Tag der Arbeiterbewegung.