Die Heusteigschule in Stuttgart Foto: Kern

Etwa die Hälfte der Hauptschulen werden zum kommenden Schuljahr Werkrealschule.

Stuttgart - Etwa die Hälfte der Hauptschulen im Land werden zum kommenden Schuljahr Werkrealschule. Vor allem die Zukunft kleinerer Hauptschulen ist jedoch weiterhin ungeklärt.

Seit Monaten beschäftigen sich die Gemeinderäte landauf, landab mit dem Thema Werkrealschule. Viele haben sich mittlerweile entschieden, ihre Hauptschulen zum kommenden Schuljahr in neue Werkrealschulen umzuwandeln. 490 Genehmigungen habe das Kultusministerium bereits ausgesprochen, teilte Kultusminister Helmut Rau am Montag in Stuttgart mit. "Ich freue mich sehr, dass die Werkrealschule im ganzen Land eine so große Akzeptanz erfährt." Schon nach der ersten Antragsrunde, die Mitte Dezember endete, habe sich abgezeichnet, dass die neue Werkrealschule flächendeckend im ganzen Land angeboten werden könne, so der CDU-Politiker. Die hohen Antragszahlen zeigten auch, "dass das Profil der Werkrealschule vor allem die Eltern überzeugt hat, die für ihre Kinder die Chancen erkannt haben, die die neue Werkrealschule bietet".

Dem Ministerium zufolge wurden landesweit 567 Anträge gestellt. Genehmigt wurden 441 zweizügige Werkrealschulen. 49 einzügige Hauptschulen, die bisher schon ein zehntes Schuljahr anboten (bisherige Werkrealschule), dürfen ebenfalls als neue Werkrealschule weitergeführt werden. In 77 Fällen wurde noch keine Entscheidung getroffen, sie soll bis spätestens Anfang April fallen. Die Schulverwaltung habe den entsprechenden Kommunen dargelegt, wie sie durch einen veränderten Antrag doch noch eine Genehmigung erhalten können.

Nach Ansicht der SPD beschleunigt die neue Werkrealschule das Ende vieler Hauptschulen im Südwesten. "Vor allem für den ländlichen Raum ist diese Entwicklung eine Katastrophe", erklärte der SPD-Abgeordnete Norbert Zeller. Er forderte die Landesregierung auf, innovative Schulkonzepte zuzulassen, die auf die Situation vor Ort zugeschnitten seien und die ermöglichten, dass Kinder länger gemeinsam lernen. Mehr als 60 solcher Anträge habe das Kultusministerium in den letzten Jahren aus "rein ideologischen Gründen" abgelehnt.

Nach einer neuen Studie des Schulforschers Tim Bargel (Universität Konstanz) wird es aufgrund der neuen Werkrealschule mittelfristig nur noch in jeder dritten Gemeinde im Südwesten weiterführende Schulen geben, weil die meisten kleinen Hauptschulen - 700 der knapp 1200 sind einzügig - nicht überleben.

Die Existenz der kleinen einzügigen Hauptschulen wurde und werde von der Landesregierung nicht infrage gestellt, erklärte hingegen Kultusminister Rau am Montag. Er sei sich aber sicher, "dass die Schullandschaft langfristig von der aus der Hauptschule hervorgegangenen Werkrealschule geprägt sein wird". Auch für das Schuljahr 2011/12 können Gemeinden neue Werkrealschulen beantragen. "Dann ist es allerdings möglich, dass andere Standorte, mit denen man gern kooperiert hätte, nicht mehr als Partner zur Verfügung stehen", so der Kultusminister.