"Die Happy"-Frontfrau Marta Jandová begeistert mit ihrer kraftvollen Stimme. Foto: Cools

Ein deutliches größeres Publikum hätten "Bebo 104" und die Alternative-Rock-Band "Die Happy" am Sonntag beim Kultursommer verdient gehabt. Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch. So fiel –­ besonders dank der "Die Happy"-Powerfrau Marta Jandová – kaum mehr auf, dass es keine 500, sondern nur rund 120 Feiernde waren. 

Oberndorf - Ein bisschen Grunge und College Rock, gefolgt von Crossover und Alternative Rock – das Sonntagsprogramm bot einen echten Hörgenuss. Kurz bevor die Tore zum Elefantenparkplatz geöffnet worden waren, hatte ein Regenguss das Festivalgelände heimgesucht. Doch pünktlich zum Auftritt der Oberndorfer Band "Bebo 104" hatten sich die Wolken verzogen.

"Die Happy" hatten sich mit einem "Unplugged"-Konzert angekündigt. Passend dazu spielten "Bebo 104" in reduzierter Besetzung – mit Frontmann Benedikt Hirt, der durch seine charakteristische Stimme im Kopf bleibt, und Gitarrist Kristian Alber. Sie waren nicht da, um viele Worte zu verlieren, sondern um so viele ihrer Songs wie möglich auf die Bühne zu bringen.

In "Nirvana"-, "Weezer"- und "Blink 182"-Manier spielten die zwei Männer ein Set voller Lässigkeit und voller Musik mit Ecken und Kanten, in der oft eine leichte Melancholie mitschwingt.

Auf "Crawling" folgte "44104", benannt nach dem Proberaum der Band. Der Song drückt den Spirit der Band aus: "Call us stupid, call us useless, call us brainless – we still have fun". In "Endless Lockdown", einem der aktuellen Songs, ließen sich die Beiden über Corona aus. "Bebo’s Song" und "Alien" beschrieben, wie sich der Frontmann manchmal fühlt. Und auch die bittersüße Seite der Liebe war in ein musikalisches Gewand gepackt worden. Mit "Avrils Song" für die Rock- und Pop-Sängerin Avril Lavigne und "Drunken Sailors" machten "Bebo 104" die Bühne für den Hauptact frei.

Rat ans frühere Ich

"Die Happy" unplugged? Wie wird das klingen? Das wird sich mancher im Vorfeld gefragt haben. Schließlich kennt man die Band für Auf-die-Zwölf-Rock mit Liedern wie "Supersonic Speed".

Der Ausdruck unplugged war ein wenig irreführend. Denn wer mit Balladen mit reiner Akustikgitarrenbegleitung gerechnet hatte, wurde mit dem "Rockoustic-Set", wie die Band es nannte, vom Hocker gerissen und musste mittanzen.

Auch Marta Jandová hielt es nicht auf ihrem Stuhl. Sie wirbelte bei "Hypnotized" und "Big Boy" über die Bühne und riss das Publikum mit. Tanzbar war auch der Song "Cherry Girl", obwohl ein ernstes Thema hinter ihm steckt. Es geht um ein Mädchen, das von ihrem Freund "Kirschen" im Gesicht hat, ihn aber einfach nicht verlassen kann.

"Die Happy" schlug aber auch sanfte Töne an, etwa im Liebeslied "Perfect". "Ein richtiger Rockmusiker hat ein weiches Herz, sonst könnte er nicht so harte Musik machen. Das ist wie das Yin und Yang", meinte Frontfrau Marta dazu. Und sie schwelgte auch ein wenig in Erinnerungen an alte Zeiten. Etwa daran, dass sie ihren Gitarristen 1993 in einem Club in Prag kennengelernt hat und noch im selben Jahr "Die Happy"-Mitglied wurde.

Dazu passt der Song "Too Fast", in dem es darum geht, wie schnell alles vorbeigeht, und dass man Chancen nutzen sollte, aber auch darum, wie hektisch heutzutage alles ist und dass man ständig auf die Uhr schaut. "Wenn ich meinem früheren Ich einen Rat geben könnte, dann wäre das: Mädel, hetz dich nicht so. Aber wenn du auf etwas Lust hast, dann tu es."

Viel zu schnell vorbei war auch der Konzertabend in Oberndorf. Vorher bildete sich noch ein kleiner Moshpit und "Die Happy" performten Songs wie "I Could Die Happy", "Here I Am" aus dem neuen Album "Guess What", das laut Frontfrau "voll auf die Zwölf geht", "Rebel In You" und "No Tomorrow". Den Moment genießen, nicht an Morgen denken – "alt und runzlig werden wir alle" – es wird schon alles gut gehen – das ist die Botschaft der Band, deren Name so viel wie "Hals- und Beinbruch" bedeutet.

Mit den Songs "Not That Kind of Girl", "Slow Day", "Goodbye" und natürlich mit dem bekannten "Supersonic Speed" dankte die Band den Zuschauern, die gekommen waren, und verabschiedete sie in die Nacht nach einem Konzert, das berührt, zum Tanzen gebracht und begeistert hatte.