Die Kulturbahn am Calwer ZOB – am Montagabend kam sie nicht. Foto: Parage

Bei Zugausfällen auf der Kulturbahn funktioniert die Kommunikation in Calw nicht. Die Passagiere bleiben ratlos zurück.

RB 74: So lautet das Kürzel für die Kulturbahn, die zwischen Pforzheim und Tübingen verkehrt. 23 Halte liegen zwischen der Gold- und der Universitätsstadt, Calw ist einer von ihnen. Nur dass dort am Montagabend zeitweise nichts hielt. Die Kulturbahn fiel kurzfristig aus. Auf der Schiene gibt es keine Alternative, und mit den Infos zu einem Busersatzverkehr hakte es gewaltig.

Zugausfall

In Calw war am Montagabend die Hex’ los. Die Innenstadt war wegen des Nachtumzugs gesperrt, rund 1500 Hästräger zogen durch die Lederstraße, noch viel mehr Zuschauer säumten diese. Nur am Bahnsteig, mit bestem Blick auf die Innenstadt, da tat sich gar nichts. Wer kurz vor 18.50 Uhr, der Abfahrtszeit der Kulturbahn, auf die Anzeigetafel blickte, dem war nicht nach feiern zumute. Denn plötzlich hieß es dort sinngemäß, die Regionalbahn entfalle wegen kurzfristiger Personalausfälle. Etwa eine halbe Stunde später, beim Warten auf den nächsten Zug, leuchtete dann wieder ein gelber Schriftzug auf. Diesmal ging es um die Kulturbahn um 19.50 Uhr. Sie entfiel ebenfalls, mit derselben Begründung.

Informationsversuch

Leicht in Panik erfolgte dann der Blick aufs Handy. Auf der Internetseite der Bahn, bei der Verbindung um 20.20 Uhr, fehlte ein Warnhinweis. Bei der um 20.50 Uhr stand allerdings in Rot, dass der Zug entfallen solle. Stattdessen gebe es einen Busersatzverkehr. Tatsächlich? Und ist der Auskunft bezüglich des 20.20-Uhr-Zugs zu trauen, wenn alle weiteren offenbar nicht fahren? Der Versuch, dafür am Automaten ein Ticket zu kaufen, gelang nicht. Der Zug tauchte nicht auf als nächste Verbindung nach Pforzheim.

Der nächste Versuch, Klarheit zu schaffen, scheiterte an nicht mehr aktuellen Informationen am seit Langem leerstehenden Reisezentrum am Calwer ZOB. Unter der dort veröffentlichen Telefonnummer bekommen Anrufer gar keine Infos mehr: Außer der, dass es jetzt eine neue Nummer gebe. Hat man die dann gewählt und sich durch die vorgeschlagenen Auswahlmöglichkeiten getippt, gibt’s die nächste, ernüchternde Ansage: „Ihre Wartezeit beträgt voraussichtlich zwölf Minuten ...“ Abends um 19.32 Uhr. Nach einer Dreiviertelstunde in der Kälte und reichlich genervt von fehlenden Informationen ist das nicht unbedingt die gewünschte Auskunft.

Am Montag hakte es nicht nur bei der Kulturbahn, sondern auch bei der Kommunikation seitens der Bahn.

Bahn-Rückmeldung

Eine Mitarbeiterin der Bahnpressestelle in Stuttgart bestätigt die Ausfälle auf der Kulturbahn am Montagabend. Sieben Züge seien betroffen gewesen. Ausgefallen sind die Bahnen, die Horb um 18.04 Uhr, 18.56 Uhr und 20.07 Uhr Richtung Pforzheim verlassen. Die Züge von Pforzheim in Fahrtrichtung Tübingen um 17.06, 19.34, 20.36 und 22.46 Uhr entfielen ebenfalls. „Das waren leider kurzfristige Personalausfälle“, erklärt die Sprecherin. Offenbar waren mehrere Lokführer erkrankt. Manchmal ließe sich auf die Schnelle kein Ersatz finden. „Das tut uns sehr leid für die Fahrgäste.“

Nach Informationen der Pressestelle war bereits um 18.04 Uhr ein Schienenersatzverkehr, also ein Bus statt der Kulturbahn, unterwegs. Dass diese Information weder auf der Internetseite der Bahn noch am Calwer Bahnsteig zu finden war, kann sich die Frau nicht erklären. „Eigentlich wird das kommuniziert“ – auf den Bahnhöfen via Durchsage und Anzeigetafeln.

Dass die Kontaktinfos am früheren DB-Reisezentrum veraltet sind, will die Pressesprecherin an die zuständige Stelle weitergeben.

Kommunikationstipp

Wie also können sich Passagiere auf dem Laufenden halten? Die Bahnsprecherin rät, sich die App „DB Navigator“ aufs Smartphone – das dafür freilich erst einmal vorhanden sein muss – herunterzuladen. Die Informationen dort seien immer auf dem neuesten Stand, auch zu Zugausfällen und Ersatzverkehr.

Entschädigung

Hat ein Zug 60 Minuten Verspätung, erstattet die Bahn 25 Prozent des Fahrpreises für die einfache Fahrt. Sind es 120 Minute, gibt es den halben Preis der Fahrkarte zurück. Entschädigungen können auf bahn.de, in der App oder per Post mit einem Fahrgastrechte-Formular beantragt werden. Dieses Formular ist beim Zug-Personal, an der DB-Info, in -Reisezentren oder online erhältlich.

Fällt ein Zug aus, erhält ein Passagier den vollen Fahrpreis erstattet, wenn er trotz Wahl einer alternativen Verbindung mit mehr als einer Stunde Verspätung am Zielbahnhof ankommt.

Für Zeitkarten, darunter fallen Wochen- oder Monatskarten und Ländertickets, gibt es pauschale Entschädigungen. Bei 60 Minuten Verspätung und einer Fahrt in der zweiten Klasse beispielsweise sind dies fünf Euro. Bei Zeitkarten werden maximal 25 Prozent des Ticketwerts erstattet. Beträge werden erst ab vier Euro ausgezahlt. Deshalb ist es möglich, Verspätungsfälle gesammelt einzureichen. Dafür bleibt ein Jahr Zeit nach der betroffenen Fahrt.