Georg und Martin Kalmbach (links) musizierten in Mindersbach. Foto: Maria Kosowska-Németh

Im Rahmen des "Kultur-Winter Mindersbach" traten im dortigen Bürgerhaus Georg Kalmbach (Tenor) und Martin Kalmbach (Klavier) mit dem Liederzyklus "Winterreise" von Franz Schubert auf.

Nagold-Mindersbach - Seit acht Jahren ergänzt der Kultur-Winter die Aktivitäten des Vereins "Schönes Dorf Mindersbach" und bietet den Zuhörern vier erlebnisreiche Abende pro Jahr an. Das jüngste Konzert war das erste nach dem Ableben der Gründerin des Kultur-Winters Linde Damm. Ihr Nachfolger Florian Hummel und sein Team mit Michael Kalmbach, Peter Frey und Margret Hummel nahmen das außergewöhnliche Publikumsinteresse mit großer Freude wahr. Da der Bürgersaal den Gästezustrom kaum fassen konnte, schafften die Gastgeber viele zusätzliche Stühle heran.

Für zwei knappe Stunden versetzte das Künstlerduo Kalmbach & Kalmbach die Zuhörer in die Zeit zwischen der napoleonischen Kriege und den zwei letzten Lebensjahren von Schubert (1787-1828). Als Schubert, der geniale Komponist und "Vater des romantischen Kunstliedes" auf erschütternde, sehr persönliche Verse des Dichters Wilhelm Müller stieß, verwandelte er diese in zwei zwölfteilige Lieder-Zyklen. Auch wenn das Meisterwerk den damaligen Musikgeschmack verfehlte, verteidigte Schubert seine Vertonung und behielt damit recht. Die bildhafte Musikschönheit und Wirkungskraft der Poesie beeindrucken bis heute jeden Menschen, der sich auf die "Winterreise" begibt.

Schubertsche Musik verlangt "eine ganze Menge"

Wie Martin Kalmbach vermerkte, verlange Schubertsche Musik "eine ganze Menge" von Interpreten und Zuhörern selbst, und wie die Stille im Saal bewies, gewannen die Kammermusiker die ganze Aufmerksamkeit des Publikums. Die Pausen zwischen einzelnen Liedern ließen genügend Zeit für eigene Reflexionen und führten die Zuhörer in neue Dimensionen ihrer Erlebniswelten.

Sowohl den Inhalt der Dichtungen als auch die in Tönen verborgenen Gefühle vermittelten Kalmbach & Kalmbach mit großer Intensität und formten jedes Lied zu einem homogenen, expressiven Klangbild. Die vielseitige wie flexible Tenorstimme bewegte sich frei in allen Tonlagen, wechselte ihre Stimmfarbe sowie die Ausdrucksstärke der Musik durch emotionale Nuance der Dynamik, und auch die exzellente Aussprache ließ keine Wünsche offen. Dabei war es auch nicht zu übersehen, wie sehr der Sänger den musikalischen Fähigkeiten seines Onkels Martin am Klavier vertraute und die gemeinsame künstlerische Freiheit mit jedem Atemzug genoss.

Gut aufeinander eingestimmtes Duo

In der Tat glänzte der gleichberechtigte Partner mit zuverlässiger Technik und Gespür für einfühlsame Phrasierung, leitete inspirierende Stimmungen ein und folgte den spontanen Interpretations-Impulsen des Sängers – wohlgemerkt in passender Lautstärke. Ein wirklich gut aufeinander eingestimmtes Duo.

In der Pause tauschten die Zuhörer ihre Eindrücke untereinander aus, bewunderten das hohe Niveau der heimischen Künstler und bedachten ihre Gesamtleistung mit einem lang anhaltenden Applaus zum Konzertschluss. Eine Zugabe gab es trotzdem nicht. Der tief ergreifenden "Winterreise" war nichts mehr zuzufügen.