Die „Wintergäste“ begeben sich auf Reisen Foto: Stauffenegger&Partner

Unter dem Motto „Daheim im Nirgendwo“ startet die renommierte Lesereihe „Wintergäste“.

Ab dem 12. Januar wird Literatur in szenischen Lesungen in der Regio präsentiert – erstmals ohne Station auf deutscher Seite. An vier Sonntagen wird jeweils zwei Mal gelesen. Autoren der Lesereihe schicken ihre Geschöpfe auf Reisen, zu sich selbst oder von sich weg, lassen sie aufbrechen, auf der Suche nach Identität. Poetisch, verdichtet wollen die Texte durch ihre literarische Kühnheit bestechen, versprechen die Wintergäste.

 

Franz Kafka

Auftakt ist in der Druckereihalle im Ackermannshof. Um 11 und um 17 Uhr steht hier der große Franz Kafka im Fokus. „Ich werde mich nicht müde werden lassen“. So lautet der Titel des Nachmittagsprogramms; am Vormittag steht eine der bekanntesten Kafka-Texte im Zentrum: „Die Verwandlung“. Lesen wird jeweils der Schauspieler Peter Schröder, der das ganze Kafka-Programm mit einer klugen Textauswahl verantwortet, freut sich Produktionsleiterin Judith Bürgin.

„Gentleman über Bord“

Am Sonntag, 19. Januar, geht es nach Riehen in den Landgasthof. Mit Herbert Clyde Lewis gehen die Wintergäste an Bord. Der aus Russland stammende amerikanische Schriftsteller, Journalist und spätere Drehbuchautor hat 1937 seinen ersten Roman „Gentleman über Bord“ veröffentlicht – filmreif, finden die Organisatoren der Lesereihe. Es sei ein tiefgründiger, origineller und unglaublich packender Text, geschrieben in kurzen knappen Sätzen, distanziert und doch oder vielleicht deswegen äußerst ergreifend, wird versprochen. Der Roman sei viel mehr als eine abenteuerliche Reise. Die erfahrene Dramaturgin Marion Schmidt-Kumke aus Lörrach, seit Beginn den Wintergästen treu verbunden, bringt den Text für einen Schauspieler in die geeignete Form für die sicherlich spannende szenische Lesung mit Mario Fuchs, um 11 und um 16.30 Uhr.

Hommage an Adelheid Duvanel

Besonders erfreut sind die Veranstalter, dass die schon länger geplante Hommage an die Basler Autorin Adelheid Duvanel mit Texten aus „Fern von hier“ zur Umsetzung kommen kann. Dramaturgin Marion Schmidt-Kumke wird eine mehrstimmige szenische Lesung mit Musik am 2. Februar im Gare du Nord realisieren.

„Fern von hier“

Die Basler Autorin war lange in Vergessenheit geraten. Die 2021 erschienene Gesamtausgabe ihrer Erzählungen, „Fern von hier“ könnte ihr wieder zu mehr Beachtung verhelfen. Die kurzen Prosatexte bleiben in ihrer Radikalität unübertroffenen, sind hoch poetisch und kühn, heißt es in der Ankündigung. Marion Schmidt-Kumke wird mit einer geschickt getroffenen Textauswahl eine mehrstimmige szenische Lesung mit Musik realisieren, ausgeführt von den Schauspielern Doris Wolters, Ute Sengebusch und Klaus Brömmelmeier und der Cellistin Barbara Gasser.

„Ein Winter in Sokcho“

Zum Abschluss der Wintergäste riecht man ihn förmlich, den Fischmarkt, und spürt die Winterkälte in Sokcho, der Grenzstadt zu Nordkorea. Dorthin entführt die Zuhörer die franko-koreanische Autorin Elisa Shua Dusapin, im Jura aufgewachsen und ebenda wohnhaft, mit ihrem Erstlingsroman „Ein Winter in Sokcho“. Zwei Kulturen begegnen sich. Zwei Existenzen auf der Suche nach Inspiration und Identität. Pinselstrichartig entsteht ein faszinierendes Universum aus Kälte, Nähe und Distanz. Kontrastreich auch formal, knappe distanzierte Passagen wechseln sich mit hochpoetischen. Marie Jung verantwortet die Bearbeitung dieses Romans und liest auch selbst am 9. Februar, um 12 und um 16 Uhr in Liestal im Theater Palazzo.

www.wintergaeste.net