Faktisch herrscht schon 2 G im Stuttgarter Opernhaus, denn nahezu das gesamte Publikum ist geimpft. Foto: dpa/Bernd Weissbrod

Wenn die dritte Stufe der Coronaverordnung kommt, herrscht 2-G-Alarm: Dann dürfen nur noch Geimpfte und Genesene zur Kultur. Wie sind die Veranstalter darauf vorbereitet?

Stuttgart - Die Coronalage in Baden-Württemberg verschärft sich, seit 3. November gilt die Warnstufe und als drittes „G“ nur noch der kostspielige PCR-Test. Bald könnte die Alarmstufe ausgerufen werden, dann gälte laut Coronaverordnung die 2-G-Regel für kulturelle Veranstaltungen und Einrichtungen. Nur noch geimpfte und genesene Personen dürften dann mit Nachweis in Kino-, Theater- und Konzertsäle. Was bedeutet das für die Kulturveranstalter in Stuttgart?

Staatstheater Stuttgart

Bei den Staatstheatern bleibt man gelassen. „Wir erwarten keine störenden Phänomene“, sagt der Geschäftsführende Intendant, Marc-Oliver Hendriks, „denn wir haben faktisch schon 2 G.“ Durch die Kontrolle der 3-G-Nachweise des Publikums beim Einlass wisse man: „98 Prozent unserer Zuschauerinnen und Zuschauer sind geimpft.“ Das gelte für den freien Verkauf wie für Abonnements. Nur ein verschwindend geringer Teil der Abonnenten hätten ihre Abonnements ausgesetzt. Bei den Besuchsabläufen und der Einlasssituation habe man eine hohe Geschmeidigkeit erreicht, daran würde sich auch bei 2 G nichts ändern. Die Vollbelegung der Plätze, die seit 1. November im Schauspiel, beim Ballett und in der Oper wieder möglich ist, bleibe auch während der Alarmstufe aufrechterhalten, ebenso die Maskenpflicht. Tatsächlich kann der Intendant einen Erfolg vermelden: „Wir verkaufen mehr und besser als im November 2019 vor Corona.“ Die Ballettvorstellungen seien ausverkauft; beim Schauspiel liege die Auslastung ein bis zwei Prozent höher, bei der Oper gebe es ein Plus von vier Prozent.

Schauspielbühnen in Stuttgart

Einen hohen Prozentsatz geimpfter Besucherinnen und Besuchern gibt es auch im Alten Schauspielhaus und in der Komödie im Marquardt. „Unser Publikum ist zu 99 Prozent geimpft“, sagt der Intendant Axel Preuß, das habe man beim Einlass durch anonymisierte Strichlisten herausgefunden. Mit dem 3-G-Modell sei man „gut gefahren“ und mit den Zuschauerzahlen zufrieden, auch wenn sie unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit lägen. Preuß schlussfolgert: „Es sind somit die nicht vollimmunisierten Menschen, deren Anteil in der Gesellschaft ja viel höher ist, die schon jetzt nicht in die Kulturinstitutionen kommen.“

Klassische Musik

Keine Veränderung würde die Alarmstufe für die Konzertagentur SKS Erwin Russ mit sich bringen. Das Geschäftsführungsduo Michael und Michaela Russ wendet die 2-G-Regel bei Klassikkonzerten seit Oktober an. Durch die freiwillige 2-G-Regelung habe man zum einen dem Publikum mehr Sicherheit bieten wollen. Zum anderen sei die zu erwartende Rückabwicklung von verkauften Tickets bei einer Verschärfung von 3 G auf 2 G ein Motiv gewesen: „Den dann entstehenden Aufwand bekämen wir personell nicht gestemmt“, so Michaela Russ.

Popkonzerte

Sowohl in der Popsparte von Russ als auch beim Stuttgarter Konzertveranstalter Music Circus werden dagegen „Tickets unter dem Vorbehalt verkauft, dass die dann gültigen Regeln greifen“, sagt Arnulf Woock im Namen der Veranstalter. Karten könnten dann auch zurückgeben werden. „Wir halten uns strikt an die jeweils aktuellen offiziellen Vorgaben. Wenn es da einen Spielraum gibt, klären wir mit den Künstlern und Tourneeveranstaltern, wie wir das handhaben sollen“, sagt Woock. Das StuttgartLive Festival, das Russ mit den Stuttgarter Liveclubs vom 1. bis zum 24. Dezember veranstaltet, werden unter 2-G-Bedingungen stattfinden – die sind in Diskotheken und Clubs bereits jetzt in der Warnstufe verpflichtend.

Kinos

Margarethe Söhner von den Innenstadtkinos bedauert, dass „2 G nun nicht mehr viele Vorteile bringt. Vor der Warnstufe durften die Leute bei 2 G noch ohne Maske im Saal sitzen“. Getestete Zuschauer seien schon länger die Ausnahme, „wir reden hier über etwa fünf Prozent“. Die Pflicht zum PCR-Test sei eine hohe Hürde, die große Mehrheit der Besucher sei sicherheitsbewusst. „Wir dürfen seit der Dreistufenverordnung voll auslasten“, sagt Söhner, „bieten aber weiterhin an, jeweils zur Seite einen Platz freizulassen. Damit verschenken wir zwar Tickets, aber die Resonanz ist sehr positiv, das Publikum honoriert das. Beim neuen ,Bond‘ haben wir das dadurch aufgefangen, indem wir den Film in einem zusätzlichen Saal gespielt haben.“