Obwohl fast blind, schafft Saliya Kawahatte (Benedikt Zimmermann) in "Mein Blind Date mit dem Leben" die Ausbildung beim Edelhotel. Foto: Predieri

Wäre die Handlung von "Mein Blind Date mit dem Leben" fiktiv, wäre man leicht geneigt zu sagen, dass so viele Probleme für einen einzigen Menschen doch wohl etwas zu dick aufgetragen seien.

Schramberg - Dass aber das wahre Schicksal des Deutsch-Singhalesen Saliya Kawahatte, der in jungen Jahren fast vollständig erblindete, noch ergreifender ist, verdeutlichte die Aufführung des gleichnamigen Theaterstücks in der Bühnenadaptation von Stefan Zimmermann in berührender Weise. Mit der Inszenierung von Johannes Pfeifer gastierte das "a.gon Theater" München im Theaterring – eine beeindruckende schauspielerische Leistung und ein bewegender Kampf durchs Leben.

Viele Rückschläge

Benedikt Zimmermann verkörperte berührend Saliyas mühsamen Weg; als Schüler, der bei der Diagnose des Augenleidens beharrlich darauf besteht, das Abitur zu machen und nicht an einer "Einrichtung"; der sich vehement dagegen verwahrt, als "behindert" eingestuft zu werden; der sich mit seinen besonderen Fähigkeiten der Orientierung durchs Abitur und eine Ausbildung im Nobelhotel kämpft; der mit seiner Lebensgefährtin ein Bistro aufmacht; der dazuhin eine Krebsdiagnose erfahren muss und der von seinem Vater in Schulden getrieben wird, die ihn finanziell und seelisch abstürzen lassen bis hin zum Leben auf der Straße. Aber auch, der es letztlich doch schafft, mit Hilfe von Freunden gemäß dem Grundsatz "Aufgeben ist für mich keine Option" ein Studium zu absolvieren und dann letztendlich zu dem Ziel kommt, das er sich immer vorgenommen hat: als Coach anderen Menschen helfen, ihr Leben zu meistern.

Äußere und innere Kämpfe

Die Vermittlung von Saliyas äußeren Kämpfen mit seiner Umwelt und ihren Vorurteilen sowie der inneren Kämpfe mit seinen Schwächen und Defiziten wie der Seh- oder Gehbehinderung ist Zimmermann hervorragend gelungen. Die enorme innere Kraft und der trotz aller Widrigkeiten ungebrochene Lebenswille kamen überzeugend zum Ausdruck.

Diese Figur ergänzte die auch dem Fernsehpublikum bekannte Saskia Valencia in der Rolle der besorgten Mutter, die den Jungen beschützen will und dabei selbst von ihrem Mann betrogen wird, dann als Hotelvorgesetzte, die Saliya immer wieder demütigt, als Leidensgefährtin im Drogenkonsum auf der Straße und schließlich wieder als stolze Mutter ihres erfolgreichen Sohns. Die unterschiedlichen Rollen mit gelungenem Typenwechsel machten anschaulich, in welcher Phase sich Saliya gerade befindet.

Geliebte und ungeliebte Weggefährten

In der Rolle des ungeliebten Vaters, des behandelnden Arztes oder des herablassenden Hoteldirektors verkörperte Lutz Bembenneck all die Menschen, die Saliya in seinen Defiziten einschränken, ihn ausschließen und brandmarken. Dass der fast Blinde über Jahre hinweg erfolgreich seine Sehbehinderung vertuschen kann, verdankt er neben seiner enormen Merkfähigkeit der Freundschaft mit dem Ausbildungskollegen Robbie (Emery Escher), der ihm immer wieder aus schwierigen Situationen hilft. Schließlich auch seine Freundin Sarah (Dorothee Weingarten), die in ihrer ehrlichen Zuneigung bereit ist, ihm immer zur Seite zu stehen, seine wirklichen Stärken erkennt und nicht nach Schwächen beurteilt.

Eine Komödie?

Die Bezeichnung "Komödie" verdankt dieses Stück Lebensgeschichte , das eigentlich eher oftmals ergreifend ist mit Momenten des Scheiterns, weil der Autor auf diese selbstironisch komisch darstellt und damit zum Ausdruck bringt, mit welchem inneren Willen Hindernisse erfolgreich überwunden werden können.