Rémy Trevisan vor einem Bild, das er noch bearbeitet, in seinem Lauterbacher AtelierFoto: Rahmann

„Ich wollte eigentlich gar kein Künstler werden“, sagt der Schramberger Künstler Rémy Trevisan. Sein Weg zur Kunst führte über Indien, Teile Afrikas und Südostasien.

Ende der 70er-Jahre war Rémy Trevisan noch Postbeamter in Frankreich. Sein Vater war Italiener und musste mit sieben Jahren vor dem faschistischen Regime von Benito Mussolini fliehen und als Kind schon in Frankreich arbeiten. Seine Mutter war Französin und katholisch. Weil er sieben andere Geschwister hatte und das Geld nicht reichte, durfte Trevisan nicht Philosophie studieren, wie er es sich gewünscht hatte, sondern musste auf eigenen Beinen stehen. „Ich war ein Rebell in Paris“, sagt der damals politisch und gewerkschaftlich aktive Trevisan: „Es war eine wunderbar chaotische Zeit.“ Bei der Post war sein gewerkschaftliches Engagement allerdings nicht gerne gesehen: „Sie haben mir zu verstehen gegeben, dass für mich kein Platz ist.“

Schock und Offenbarung zugleich

So begann Trevisan eine Reise, die ihn zunächst nach Indien führte. Das Land des Hinduismus war für ihn „ein vollkommener Schock und zugleich eine große Offenbarung“. Die komplexe Lehre von Reinkarnation, von Göttern und Göttinnen beschäftigt den katholisch erzogenen Trevisan noch immer. Näher fühlt er sich aber dem Buddhismus: das Individuum und seine „spirituelle Befreiung“, die „Aufmerksamkeit auf das Objekt“, die Vorstellung, dass es keinen Anfang und kein Ende gibt, dass der Mensch präsent ist und gleichzeitig nicht präsent ist, fließt in seine Kunst ein.

Auf dem Indischen Ozean

Trevisan reiste durch Afrika – als in Tansania wegen Unruhen die Grenzen dicht waren und in Uganda Krieg herrschte, fuhr er auf einem Frachtschiff vom kenianischen Mombasa drei Wochen lang über den Indischen Ozean nach Singapur – für einen Flug hatte er nicht genügend Geld. Eines Abends fühlte er bei einem Sonnenuntergang „Luft, Farbe und Elemente“ besonders intensiv, empfand sich als Teil eines großen Ganzen. Diese Farben und Intensität wollte Trevisan malerisch festhalten – so entstand seine Motivation, Künstler zu werden. Als er in Südostasien schließlich eine deutsche Frau traf, die ihm eine künstlerische Weiterbildung in Deutschland empfahl, war seine Reise über die Kontinente beendet und eine Reise durch die Welt der Formen und Farben begann.

Während seine Mitstudenten an der Kunstakademie in Stuttgart häufig noch von ihren Eltern unterstützt wurden, musste Trevisan „immer nebenbei arbeiten, um mein Studium zu finanzieren“. So verbrachte er die Semesterferien mit der Arbeit bei Bosch und lebte bescheiden. Wenn er kein Geld für Leinwände hatte, malte er Bilder auf Putzlappen.

Kunst, um frei zu sein

„Als freischaffender Künstler ist es wirklich schwer“, sagt Trevisan: „Man braucht große Ausdauer um trotz der schwierigen Lebens- und Arbeitsbedingung die schöpferische Spannung aufrecht zu erhalten.“ Trotzdem lebt er das Künstler-Dasein bewusst, arbeitet zudem seit 34 Jahren mit geistig behinderten Menschen bei der „Lebenshilfe“ Waldmössingen und Rottweil und engagiert sich beim Verein Podium Kunst: „Ich habe mich für die Kunst entschieden, um frei zu sein. Sicherheit hatte für mich nie Priorität.“

Trevisan ist froh, den Weg vom katholisch erzogenen Beamten zum buddhistischen Künstler gemacht zu haben und somit „aus dem Korsett heraus gegangen zu sein“, wie er es formuliert: „Wie soll man sich sonst selber finden?“

Termine

Ausstellung in Königsfeld
Rémy Trevisans Serie mit dem Titel „Présence - Präsenz - Presenza“ ist bis zum 16. April immer samstags und sonntags von 15 bis 17 Uhr im KUNSTraum in der Gartenstraße 1 in Königsfeld zu sehen. Die Ausstellung mit Portraits von Künstlern, die in enger Beziehung zum Schaffen von Trevisan stehen, ist, so Trevisan, „ein Dankeschön an diese Leute vor mir, die konsequent waren.“ Oster-Sonntag, 9.April, um 15 Uhr führt der Künstler persönlich durch die Ausstellung und steht zum Gespräch zur Verfügung.