Das Junghans Terrassenbau-Museum ist um eine Attraktion reicher: In einer neuen Dauerausstellung sind kleine Schwarzwalduhren aus dem 19. Jahrhundert zu sehen.
Schramberg - Rund 150 Exponate wurden von Gisela Kern, der Witwe des Offenburger Uhrensammlers und Restaurators Rainer Kern, als Leihgabe zur Verfügung gestellt. In einem separaten Ausstellungsraum in Terrasse 7 erfahren die Besucher, mit welcher Präzision bereits vor 200 Jahren eine Miniaturisierung von Wand- und Tischuhren gelungen ist. Eröffnet wird der Ausstellungsteil mit einem Festakt am Montag, 4. April, danach ist er für alle Besucher zugänglich.
Filigrane Arbeit
Die kleinen Uhren sind laut Mitteilung eine spannende Ergänzung der Ausstellung und runden die facettenreiche Darstellung der Uhrengeschichte im Museum ab. Einige Exponate haben – über das Uhrwerk hinaus – durch Uhrenschilder aus der Schramberger Majolika-Fabrik einen direkten Bezug zur Fünftälerstadt. Anhand der Ausstellungsstücke erfahren die Besucher, wie es Uhrmachern aus dem Schwarzwald seinerzeit gelungen ist, Wand- und Tischuhren stetig zu miniaturisieren. Neben handwerklichem Geschick war Fingerfertigkeit gefragt, um dies mit den zur Verfügung stehenden Werkzeugen umzusetzen. Sie konnten die Uhrwerke soweit verkleinern, dass eine funktionstüchtige Wanduhr teils nur noch 50 Millimeter hoch war.
Uhrensammlung als Dauerleihgabe
1984 entdeckte Rainer Kern seine Leidenschaft für die kleinen Uhren. Als er zum ersten Mal eines dieser Meisterwerke in den Händen hielt, war der Diplom-Ingenieur fasziniert von der für jene Zeit fortschrittlichen Technik und der filigranen künstlerischen Umsetzung. Aus dieser Begeisterung heraus entwickelte sich eine umfangreiche Sammlung, die nun als Dauerleihgabe im Terrassenbau-Museum zu sehen ist. Kern war jedoch mehr als Sammler. Er restaurierte die Uhren teilweise selber und betrieb intensive Forschungsarbeit über diese Gattung. Die Ergebnisse fasste er in drei Büchern zusammen.
Verschiedene Gattungen
Zu sehen sind im neuen Ausstellungsteil des Junghans Terrassenbau-Museums verschiedene Uhrengattungen. Die Abteilung Schottenuhren, deren Name sich vom Schottenhof bei Neustadt ableitet, waren um 1800 mit Gestellhöhen von zehn bis 11,5 Zentimeter ein Drittel kleiner als typische normalgroße Schwarzwaluhren. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das Schottenwerk ein Massenprodukt und erreichte die höchste Stückzahl unter den Schwarzwalduhren.
Bei der Fertigung der sogenannten Jockeleuhren gilt Josef Sorg jung als Pionier des Platinengestells, das sukzessive die Holzpfeilergestelle ablöste. Der begabte Uhrmacher entwickelte um 1830 auch die nach ihm benannten Miniatur-Pendelührchen, die in der Dauerausstellung zu sehen sind. Dass es immer noch kleiner geht, zeigen die bereits vor 1870 gefertigten, nur 50 Millimeter hohen Miniaturührchen. Ebenfalls zu sehen sind in der neuen Dauerausstellung Nippührchen, diese wurden ab 1903 auch von Junghans gefertigt – 1904 kam der erste Nippwecker von Junghans auf den Markt.
Uhrenbaukasten von Junghans
Eine Rarität ist der Junghans-Baukasten mit Einzelteilen, aus denen Kinder eine funktionsfähige Jockeleuhr mit einem typischen Holzplatinengestell zusammenbauen konnten. Diese sogenannte "Tick-Tack"-Lehruhr aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts sollte bei den Sprösslingen außer der Technik spielerisch die Begeisterung für Uhren wecken. Ebenso wie Kinder hatten damals aber auch Erwachsene ihre Freude an dem Uhrenbaukasten.
Das Museum und der Shop sind aktuell Dienstag bis Sonntag von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Weitere Informationen unter www.junghans-terrassenbau-museum.de