Carsten Kohlmann vor der Postkarte mit der Weihnachtskrippe von 1939/40. Foto: Ziechaus

Die Krippenausstellung mit Spitzenwerken der "Schramberger Schule" und dazu zwei Sonderausstellungen eröffnete Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr im Stadtmuseum in Schramberg.

Schramberg - In einer Sonderausstellung "Weihnachten bei den Grafen von Bissingen und Nippenburg" seien Leihgaben der Adelsfamilie, wie das Altarbild "Maria mit dem Kind" aus der Schlosskapelle zu sehen. Außerdem könne man in einem Nachbau die alte Weihnachtskrippe aus der Sankt-Maria-Kirche von 1939/40 wiederauferstehen lassen.

Acht hölzerne Pferde

Graf Franz verwies auf Weihnachtsabende im Schloss und seine Tochter Sophie las eine Erinnerung aus der Zeit von Graf Ferdinand (1837 bis 1919). Der Baum im Foyer war mit "bunten Papierketten und Kerzen geschmückt". Eine Tochter fand auf dem Geschenktisch acht hölzerne Pferde.

Ein besonderes Geschenk war für Onkel Alexander eine große Leberwurst, die er besonders mochte. Der Verkauf des Schlossguts durch den Enkel des Erbauers, Graf Cajetan von Bissingen und Nippenburg (1870 bis 1956), an ein Käuferkonsortium aus Stadt und Industrie am 16. September 1923 war für beide Seiten eine historische Zäsur.

Erinnerungen an den Adel

Heute werde das Schloss, mit der St.-Maria-Kirche und der ehemaligen Steingutfabrik ein einzigartiges Ensemble spätklassizistischer Architektur, vollständig vom Stadtmuseum genutzt. Bei den älteren Bürgern gebe es noch lebendige Erinnerungen an die Epoche der Adelsherrschaft. So habe der Postillion Engelbert Fus (1881 bis 1957) bei seiner letzten Fahrt vor Weihnachten von Schiltach nach Schramberg ein Weihnachtslied gespielt und dafür von "Comtesse Anna" (1855 bis 1933) ein Weihnachtsgeschenk bekommen.

Die alte Weihnachtskrippe von 1939/40 war von Theodor Gämmerler (1889 bis 1973) und dem Schreiner Alfred Hauser (1901 bis 1989) vor der Ansicht der Talstadt gestaltet worden. Das zeigte Carsten Kohlmann auf einer Postkarte aus der Nachkriegszeit. Diese große Bühnenkastenkrippe sei stilbildend für die "Schramberger Schule" und für alte Schramberger ein Glaubenssymbol in der Zeit des Nationalsozialismus. Sie wurde beim Abbruch der alten Pfarrkirche 1972 stark beschädigt und nur Teile der Kulisse und der wertvollen Figuren konnten von Krippenbauer Ulrich Scheller gerettet werden.

Neu angefertigt

Mit seiner Unterstützung gestalteten Walter Hartmann, Richard Marte, Ferdinand Moosmann und Thomas Rapp einen beeindruckenden Nachbau der alten Weihnachtskrippe, der nun zum ersten Mal besichtigt werden kann. Allerdings müssen die meisten Krippenfiguren nach historischen Originalen neu angefertigt werden.

Aus einer Spendenaktion ist als erstes Ergebnis der heilige Josef entstanden, der vom Original kaum zu unterscheiden sei und in der Ausstellung erstmals zu sehen ist. Er wurde vom Holzbildhauermeister Herbert Haseidl aus Oberammergau angefertigt. Die Spendenaktion werde fortgesetzt, um den Nachbau und um die noch fehlenden Figuren vollenden zu können.