Zur Wiedereröffnung des Kurtheater-Kinos in Schömberg nach langer Corona-Pause stießen die Förderer und Freunde mit einem Gläschen Sekt an. Foto: Krokauer

Die Cineasten dürfen sich freuen: Das Kurtheater-Kino in Schömberg hat am Donnerstagabend nach langer Corona-Pause wieder seine Pforten geöffnet.

Schömberg - Zur Feier des Abends hat der Förderkreis Kurtheater Schömberg vor der Filmvorstellung die Gäste zu einem Sektempfang eingeladen. Lars Kasper, neuer Betreiber des Kurtheaters konnte krankheitsbedingt nicht anwesend sein. Stattdessen ergriff Anne Herbert, eine Freundin von Kasper, das Wort. In Kaspers Namen sagte sie, dass er das Kino mit viel Herzblut betreiben wolle. In Zeiten von Netflix soll das Kino in Schömberg ein Ort der Gemeinschaft sein.

Jörg Trippe, Vorsitzender des Förderkreises Kurtheater Schömberg, ging auf die Geschichte des Kurtheaters ein, die eng mit seiner Familie verbunden ist. So erzählte er, dass einst sein Vater Werner Trippe das Gebäude im Jahre 1953 gebaut und das Kino bis 2001 betrieben habe. Seitdem hätten bis zur Zwangspause durch die Corona-Pandemie mehr als 121 000 Gäste das Kino besucht. Es hat 162 Plätze. Er bedankte sich bei der Gemeinde Schömberg für den kürzlich um 2000 auf jetzt 6000 Euro erhöhten Zuschuss pro Jahr. Allerdings sind die Kosten für den Strom und das Heizöl in jüngster Zeit stark angestiegen.

Tolle Akustik

Das 1953 von seinem Vater gebaute Kurtheater habe eine besondere Architektur, sagte Trippe weiter. Das Gebäude ziehe Architekturstudenten immer wieder in seinen Bann. Der Saal mit seiner "tollen Akustik" sei noch so, wie er 1953 gebaut worden sei. Und da sein Vater "so sparsam" gewesen sei, stammten sogar noch die Leuchten und der Vorhang von 1953, sagte Trippe mit einem Schmunzeln.

Erneuert wurde aber die Technik. So investierte Jürgen Wernecke, der derzeitige Eigentümer und langjährige Betreiber des Kurtheaters in den vergangenen beiden Jahren mehr als 30 000 Euro in die Renovierung der Räumlichkeiten und die Technik, wie Trippe in einem Brief an den Gemeinderat von Schömberg bereits vor einiger Zeit dankend anmerkte. Bei der Vorführung der Filmkomödie "Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt" jedenfalls funktionierte die neue Technik einwandfrei. Dieser Film ist auch am Samstag ab 19.30 und am Sonntag ab 17.35 Uhr zu sehen. Außerdem sind am Samstag ab 14.50 Uhr "Lightyear", eine Geschichte über die Abenteuer einer Raumschiffbesatzung, und ab 16.55 Uhr "Top Gun: Maverick" zu sehen. Hier wird die Geschichte eines Testpiloten erzählt. Am Sonntag sind ab 15.40 Uhr erneut "Lightyear", ab 17.35 Uhr "Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt" und ab 19.30 Uhr "Top Gun: Maverick" zu sehen.

Erinnerungen an die Kindheit

"Der Gemeinde liegt das Kino am Herzen", sagte der stellvertretende Bürgermeister von Schömberg, Michael Wernecke, der bei der Feier Rathauschef Matthias Leyn vertrat. Er ist der Bruder von Jürgen Wernecke, dem das Gebäude gehört. Der Vize-Schultes sagte, dass ihm auch persönlich das Kino wichtig sei. Schon als Kind sei er hier gewesen und zusammen mit seinen Spielkameraden in den vorderen Reihen gesessen. "Es ist toll, dass es Menschen gibt, die dies noch schätzen", sagte Wernecke. In diesem schönen Ambiente würden sich die Menschen noch begegnen.

Um die Gestaltung des Programms kümmert sich ehrenamtlich der Schömberger Andreas Fuhrmann. Auch er hat einen besonderen Bezug zum Schömberger Kino, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt. So war er bis 2000 Filmvorführer in Schömberg. Er betrieb Kinos in Bad Wildbad und Leonberg.

Info

Schömberger Kinogeschichte

Bei der Wiedereröffnung des Schömberger Kinos hat der Vorsitzende der Förderkreises Kurtheater Schömberg, Jörg Trippe, als Sponsor besonders Wolfgang Obert genannt. Dabei will Obert gar nicht öffentlich genannt werden, wie Trippe schmunzelnd sagte. Obert kennt sich wie kaum ein anderer in der Kinogeschichte von Schömberg aus. So berichtet Obert, dass es in dem Kurort bereits 1930 Filmvorführungen gab. Im Saal des Gasthofs zum Ochsen wurde ein Vorführraum eingerichtet. Am 22. August 1953 weihte Werner Trippe sein Kurtheater ein. Eröffnet wurde es mit dem beliebten Heimatfilm "Heidi", berichtet Obert. Die 1950er-Jahre und die erste Hälfte der 1960er-Jahre waren eine Boomzeit des Kinos. Er selbst kann sich noch an Aufführungen von Werken wie "Giganten" mit Elizabeth Taylor und James Dean oder Monumentalfilme wie "Die 10 Gebote" und "Ben Hur" erinnern. Das Fernsehen führte Mitte der 1960er-Jahre zu einem ersten Einbruch bei den Besucherzahlen im Kino. Die nächste Abnahme der Besucherzahlen kam durch den Rückgang der Patienten und die Umstellung von Schömberg auf den Fremdenverkehr, berichtet Obert. Um seine Pauschalkosten dennoch zu decken, fand Trippe in Bad Herrenalb und Enzklösterle weitere Vorführhäuser. Enzklösterle wurde später von Dobel abgelöst. Trippe erhielt das Kino in Schömberg im Stil der 1950er-Jahre. Architekturstudenten würdigten dies sogar in einer Diplomarbeit, so Obert. Entgegen monetäre Interessen zeigte Trippe immer wieder künstlerisch und kulturell wertvolle Filme, berichtet Obert. 2001 war es dann aber mit der bisherigen Form des Kinobetriebs vorbei. Trotzdem konnte es erhalten werden. Es wurde der Förderkreis Kurtheater Schömberg gegründet, dessen Vorsitzender Werner Trippes Sohn Jörg Trippe wurde und es bis heute ist. Neben dem Förderkreis unterstützen die Gemeinde und das Land mit Zuschüssen den Kinobetrieb. Und natürlich ist viel Idealismus aller Beteiligten notwendig.