Andreas Morgenstern präsentiert den Bildband "Schiltach – einst und heute", der sich gut verkauft. Foto: Sum

Vor elf Monaten hatte Museumsleiter und Archivar Andreas Morgenstern dem Gemeinderat zuletzt Zahlen präsentiert. Seither waren die Einrichtungen ganze sieben Monate geschlossen. Ein bisschen was Neues zu erzählen gab’s trotzdem.

Schiltach - Der Gemeinderat traf sich am Mittwochabend in der Gemeindehalle in Vorderlehengericht – die Friedrich-Grohe-Halle war durch die Blutspende-Aktion des DRK belegt. Für den öffentlichen Teil der Sitzung stand nicht arg viel auf dem Zettel – außer eben Morgensterns Jahresbericht.

Museen

"Es ist alles ein bisschen anders als sonst", sagte der Museumsleiter eingangs mit Blick auf die Corona-Pandemie, die auch für die Museen einen monatelangen Lockdown bedeutete. "Was aber nicht anders war: Es gab 2020 wie immer zwei Sonderausstellungen." So zeigte das Museum am Markt "Schiltach in Agfa-Color – frühe Farbaufnahmen vor 80 Jahren" und "Rolf Rombach – Fotos von Tag zu Tag".

Beide Ausstellungen seien vor allem bei den Einheimischen gut angekommen, sagte Morgenstern. Die Agfa-Color-Schau sei weiterhin online einsehbar. Der analoge Bestand Rolf Rombachs – circa 25 000 Aufnahmen – ist von 2016 bis 2019 vom Archiv digitalisiert worden. 150 Fotos waren dann in der Ausstellung zu sehen. "Sie hatten für die Schiltacher einen hohen Wiedererkennungswert. Gerade die Erlebnisgeneration könnte sich auf den Fotos ja wiederfinden", erklärte Morgenstern das Interesse der Bevölkerung.

Die "erste Ausstellung startete später, die zweite Ausstellung schloss früher", erinnerte der Museumsleiter an die Corona-Auswirkungen. Das zeigte sich auch an den Besucherzahlen: Hatte das Museum am Markt im "sehr guten Jahr 2019" noch 7600 Besucher, waren es im vergangenen Jahr gerade einmal 3000. Im Schüttesägemuseum wurden 7100 Gäste gezählt, 2019 waren es satte 19 000. Lege man angesichts der deutlich weniger Öffnungstage die Zahl der Besucher pro Tag zugrunde, "ist der Unterschied gar nicht mehr so groß – aber das ist eine Milchmädchenrechnung", war sich Morgenstern bewusst. "Ich bezweifle, dass ich nächstes Mal bessere Zahlen präsentieren kann" – schließlich sei Anfang Juni und noch kein Besucher gezählt worden.

Stellenanzeige geschaltet

Die "unschönen Bedingungen", unter denen die Mitarbeiter im vergangenen Jahr gearbeitet hätten – also etwa Gehaltseinbußen aufgrund der reduzierten Öffnungszeiten –, haben nun Folgen: "In den vergangenen drei Wochen habe ich vier Kündigungen erhalten", so Morgenstern. Aktuell könnten die normalen Öffnungszeiten daher, selbst wenn erlaubt, gar nicht gestemmt werden. Eine Stellenanzeige ist geschaltet, die ersten Bewerbungsgespräche laufen, erklärte er aber. "Es werden neue Gesichter auftauchen", sagte der Museumsleiter und bedankte sich bei den Mitarbeitern, auf die er allesamt trotz der widrigen Umstände in den 15 Corona-Monaten zählen konnte. Sein Dank galt auch Klaus Wickersheimer und Thomas Kipp für die Reparatur des Wasserrads an der Schüttesäge.

Aktuell läuft die Ausstellung "Faszination Sammelbild – die ganze Welt daheim". Gesehen hat sie "aber noch kein einziger offiziell", bedauerte Morgenstern. An Ostern wären mit Anmeldung und am vergangenen Wochenende mit Anmeldung und der GGG-Regel (Getestet, Genesen, Geimpft) Besuche möglich gewesen – Anmeldungen blieben aber aus. "Wir sind Impuls-Museen", die Tagestouristen für einen spontanen Besuch ansprächen.

Er sei deshalb froh, dass Voranmeldungen ab dem kommenden Wochenende nicht mehr nötig seien. Dann "werden die ersten Besucher die Ausstellung sehen", war Morgenstern überzeugt. Ob sie ankomme und eventuell verlängert werden könne, lasse sich noch nicht sagen.

Morgenstern gab einen Ausblick auf die Ausstellungen der kommenden Jahre: So soll es dieses Jahr noch eine Schau zu Corona geben. Das Archiv hatte 2020 dazu einen Aufruf gestartet "und wir haben interessante Exponate bekommen". Als Beispiele nannte er eine farbenfroh bemalte Zaunlatte des Kindergartens St. Martin, eine leere Ampulle mit Biontech-Impfstoff aus der Praxis Horn und Plakate von Corona-Kritikern. Für 2022 ist eine Postkarten-Ausstellung zur Flößerei – "wegen der Bewerbung um das immaterielle Weltkulturerbe aktuell relevant" – geplant. 2023 soll es dann um "Aspekte der Kindheit" gehen.

In den Museumsbestand aufgenommen wurden mehrere Kohlezeichnungen von Guido Schreiber und eine gemalte Postkarte von Eduard Trautwein.

Archiv

Neu ins Archiv aufgenommen wurden unter anderem ein größerer Nachlass des Gewerbevereins. "Der Platz wird zunehmend knapp", berichtete er. Kein Problem sei das bei den digitalen Fotos von Tilmann Krieg aus den 1990er-Jahren. 2020 gab es knapp 170 Anfragen, die fast alle per E-Mail kamen – "eine massive Steigerung zum Vorjahr".

Veranstaltungen und mehr

Neben dem Sommerferienprogramm gab es 2020 nur eine weitere Veranstaltung: Die Lesung von Helga Harter bei "Kultur im Stadtgarten", die wegen des Wetters in die Stadtkirche verlegt wurde und "niedrigen Besuch" hatte.

Corona-unabhängig seien Publikationen – etwa der Kalender, der nach wie vor gut angenommen werde. In Arbeit sei ein "eigenes Pixibuch fürs Museum am Markt", das in der zweiten Jahreshälfte herauskommen werde. "Damit können wir auch jüngere Zielgruppen schön ansprechen", freute sich Morgenstern. Schon auf dem Markt ist der Bildband "Schiltach – einst und heute" mit historischen und aktuellen Ansichten der Stadt. Es verkaufe sich gut, erzählte er. Lob gab’s dafür auch von Lehengerichts Ortsvorsteher Thomas Kipp: "Der Bildband ist wirklich gut gemacht", befand er.