Wolfgang Tuffentsammer rezitiert aus Gedichten von Friedrich Hölderlin in der Stadtkirche.Foto: Ziechaus Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Literarisches Gespräch mit Wolfgang Tuffentsammer über Werke Friedrich Hölderlins

Zum achten Mal haben der Historische Verein für Mittelbaden und die Volkshochschule Schiltach/Schenkenzell unter die Friedenslinde in den Stadtgarten von Schiltach zum literarischen Gespräch geladen.

Schiltach. Leider zwang ein drohend dunkler Himmel über dem Kinzigtal die Veranstalter unter das schützende Dach der Stadtkirche. Dazuhin hatte am Morgen zuvor die Absage des Dialogpartners Günther Bentele aus Bietigheim aus dem angekündigten literarischen Gespräch über den Dichter Friedrich Hölderlin einen Vortrag von Wolfgang Tuffentsammer gemacht.

Spannung zwischen Religion und Literatur

Michael Buzzi freute sich, dass sich die Literaturfreunde zu der Gesprächsreihe in Schiltach wieder treffen könnten, wenn auch nicht im Stadtgarten. Sicherlich wäre die schöne Linde auch für Hölderlin keine Siegeslinde gewesen, wie sie von manchen nach 1871 auch bezeichnet worden sei.

Das Leben von Friedrich Hölderlin (20. März 1770 bis 7. Juni 1843) liege fast genau in der sogenannten "Goethezeit" (bis 1840), verwies Wolfgang Tuffentsammer auf die Bekanntschaft der beiden Dichter. Aber für Hölderlins lyrische Entwicklung sei Friedrich Schiller wichtiger gewesen. Für den Lyriker, der überwiegend zunächst in Nürtingen und später in Tübingen gelebt hatte, war die schwäbische Heimat sehr wichtig: "So käm’ auch ich zur Heimat, hätt’ ich Güter so viel, wie Leid geerntet."

Als ehemaliger Pfarrer aus Schiltach zitierte Tuffentsammer verschiedene Gedichtfragmente aus seinen literarisch-religiösen Gesprächen von 1999. Danach waren für Hölderlin "die Götter da, aber wo"; und in seinen Gedichten zeigten sich immer wieder Andeutungen für ihr Wirken. Diesen Zeichen spürte Tuffentsammer nach und suchte in den Zeilen der Lyrik viele Belege für göttliches Wirken. Das gipfelte sogar in der Behauptung, für Hölderlin "ist Gott real".

Zwar hätte Hölderlin nach Vorstellung seiner Mutter Pfarrer werden sollen, aber diesem Wunsch folgte er nie, sondern verdingte sich als Hauslehrer für die Kinder wohlhabender Familien. Vielmehr könnte in der zitierten Hymne "Nah ist und schwer zu fassen der Gott" (aus "Patmos") der immer wieder aufkeimende Widerspruch zwischen Literatur und Religion gesehen werden.