Der Ausstellungsort – das Maba-Gebäude in Alpirsbach – ist eine alte Fabrikhalle. Foto: Fuchs

Bilder voller Licht und Schatten, mit Wasser, Malerfolien und einer Menge Atmosphäre hat Fotografin Jenny Mahabadi aus Reutin gemacht. Sie stellt die Serie »lights and foil« am 14. August im Maba-Gebäude aus.

Alpirsbach - Maroder Charme geht von der alten Fabrik aus. Und das passt. Zu den ausdrucksstarken Motiven, zu den Schwarz-weiß-Porträts, zu den Spielen mit der Atmosphäre. Und zu dem Programm, das Fotografin Mahabadi um ihre Ausstellung im Maba-Gebäude herum plant.

Einen Kleiderverkauf organisiert die Lumpenbande aus Balingen mit ihrem "Vintage Fashion Kilo Sale" im Hof. Die Kleider des Second Hand Geschäfts stammen aus Altkleidersammlungen und bekommen im Sinne der Nachhaltigkeit eine zweite Chance. In einem der Innenräume schneidet Friseurmeister Marco Weißer aus Schiltach Haare für den guten Zweck. Das Geld komme einem neuen Spielplatz für Reutin zugute. Ebenso wie ein Teil des Erlöses aus 150 Fotoplakaten.

Für das Rahmenprogramm ist also gesorgt. Aber was hat es mit der Ausstellung auf sich? Schon ein paar Tage vor der Vernissage laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Eine gigantische Fototapete ziert eine graue Betonwand, die Halterungen für kleinere Fotografien sind schon angebracht und einige auf Stoff gedruckte Bilder hängen bereits. Es gibt einen dunklen Raum, in dem ein Film laufen wird, den die Fotografin selbst gemacht hat. "Ich habe eine Tanztrainerin gefragt, ob sie mir zu dem Lied ›Still don’t know your name‹ eine Choreographie machen kann", erklärt Mahabadi. Sie hat den Tanz gefilmt und das Video geschnitten. "Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut rauskommt", freut sie sich und lässt den Blick über die nicht so ganz weiße Wand schweifen. Sie sei positiv überrascht gewesen, wie beeindruckend die Projektion auf der Wand aussehe.

Wenn sie Orte sieht, erscheinen Bilder in ihrem Kopf

Im gleichen Raum gibt es einen alten Ofen, der früher in der Fabrik gebraucht wurde. Er ist groß genug, dass eine Person aufrecht darin stehen kann. Die Fotografin hat schon ein paar rote Leuchten darin angebracht. An der Rückwand soll ein Bild hängen. "Die Seiten werden aber noch abgedunkelt, damit man sich ein wenig hineinbeugen muss, um zu sehen, was da ist", verrät sie. "Die Ausstellung soll ein Erlebnis sein. Die Besucher sollen etwas entdecken können."

Eins haben die Bilder alle gemeinsam: Die Folie. Und das Spiel mit Licht und Schatten. "lights and foil" ist daher der passende Titel der Vernissage. Wie Mahabadi darauf kam? "Auf Instagram habe ich ein Bild gesehen", erinnert sie sich. "Da war eine nackige Frau auf einem Berg im Sonnenuntergang, die von einer durchsichtigen Malerfolie umspielt wurde." Das Bild habe sie inspiriert. Sie wollte damit etwas eigenes machen. So kam ein weiteres Element hinzu: das Wasser. Es findet sich in vielen der Bilder wieder. Als die Idee geboren war, schnappte sie sich ihre Foto-Models, darunter Justin Heinzelmann, Cathleen-Rosabell Traub und ihre Muse Toni Schüre und machte sich an die Arbeit. Die meisten der Bilder sind in Reutin entstanden, ein paar in Stuttgart.

Die Ideen gehen der Fotografin nicht aus. "Wenn ich einen Ort, eine Person oder einen Gegenstand sehe, habe ich sofort ein Bild im Kopf und ich weiß schon, wie das Foto aussehen muss." Letztens sei sie in Reutin an einer Blumenwiese vorbei gekommen und habe sich gedacht: "Wie toll es aussehen würde, wenn das Model mit einem Leuchtstab dort drin stehen würde."

Für Motiv und Perspektive braucht es das richtige Auge

Dann geht es an die Umsetzung. "Bei den Models habe ich ein paar Personen, mit denen ich immer wieder arbeite. Manchmal schaue ich mich auch unter meinen Followern auf Instagram um oder starte einen Aufruf", sagt sie. "Viele denken, sie seien nicht fotogen. Ich versuche immer, ihnen zu zeigen, dass es anders ist", sagt sie und lacht. Es mache Spaß, die Begeisterung der Menschen zu sehen, wenn das klappe. "Wenn ich jemanden anschaue, sehe ich ihn anders als er sich selbst. Und es gibt Perspektiven, die jemanden weniger vorteilhaft aussehen lassen", erklärt sie. "Wenn ich durch die Kamera schaue, sehe ich, ob das Bild verfälscht ist. Und dann versuche ich, die Person so zu lenken, dass das Foto sie so festhält, wie ich sie sehe."

Für Motiv und Perspektive brauche der Fotograf das richtige Auge. "Entweder man hat es oder nicht", ist sie sich sicher. Da helfe die Ausbildung nur wenig. Die 34-Jährige war schon immer vom Fotografieren begeistert, der Startschuss zur Gründung ihrer Selbstständigkeit fiel jedoch erst 2018. "Ich habe zwei Kinder und als das kleinere aus dem Gröbsten raus war, wollte ich beruflich etwas anfangen, wo ich mit Leidenschaft dabei bin." Das Fernstudium der Fotografie schloss sie mit Bravour ab und fotografiert seither ununterbrochen. "Manchmal habe ich so viele Ideen, dass ich sie aufschreiben muss", sagt sie.

Bei der Ausstellung wolle sie nun etwas Künstlerisches zeigen. "Die Bilder sind gestellt", erklärt sie. Wenn sie aber in ihrem Fotostudio in Reutin Bilder von Paaren, Familien oder Babys mache, sollen die natürlich wirken. Sie stelle nur die Situationen und versuche, Emotionen festzuhalten. "Manchmal lasse ich die Leute über eine Wiese rennen. Oder Pärchen sich mit geschlossenen Augen küssen und sich danach anschauen. Dann ist die Liebe auf dem Foto sichtbar", verrät sie ein paar Tricks. Familien, Models, stimmungsvolle Umgebungen, Kunstbilder – es sei schwer zu sagen, was sie am liebsten fotografiere. "Es hat einfach alles seinen Reiz."

Jenny Mahabadi, Inhaberin des Fotostudios "Dami Photodesign" in Reutin, veranstaltet ihre zweite große Vernissage am Samstag, 14. August, ab 14 Uhr im Maba-Gebäude, Karlstraße 29. Der Eintritt ist frei, die Coronaregeln werden durch eine Einbahnstraßen-Regelung in der Ausstellung eingehalten. Ob die Ausstellung nur am 14. August oder noch an anderen Tagen die Türen öffnet, hängt vom Interesse der Öffentlichkeit ab.