Fotograf Frank Kretschmann in der Eiger Nordwand. Foto: Alpen Film Festival

Unglaubliche Erfolgsgeschichten, Ausnahme-Kletterer, die Rettung verlorengeglaubter Freundschaften oder der Kampf gegen gnadenlose Eiswüsten – mithilfe von fünf Kurzfilmen bringt das Alpen-Film-Festival aus Bad Tölz die Kultur des Alpinismus auf die Leinwand. Das Festival kommt am 12. August ins Open-Air-Kino nach Alpirsbach.

Alpirsbach/Bad Tölz - Veranstaltet wird das Bad Tölzer Alpen Film Festival von Autoren, Filmemachern und Alpinisten. Anstelle von Action-Filmen in Gebirgen und heroischen Posen zeigt es Filmkunst, Selbstironie und Aktionen, die Sinn ergeben, so die Veranstalter in einer Mitteilung. Spitzen-Alpinisten zeigen ihre verletzlichen Seiten, große Filmemacher ihre Leidenschaft für die Stille der Arktis.

Um 21 Uhr geht’s los

Das Programm ist laut Mitteilung eine buntes Bild von der Kunst, die Gipfel zu erklimmen. "Die erste Outdoor Filmtour, die sich traut, Alpinismus als Kultur zu zeigen", nennt Michael Ruhland, Chefredakteur des Magazins Bergsteiger, die fünf Kurzfilme, die präsentiert werden.

"Die Film-Tour hat cineastisch eine neue Qualität. Auf der Leinwand kommen die Filme unglaublich gut", sagt Tanja Pfau vom Subiaco Open Air Kino Alpirsbach.

Kurator Tom Dauer beschreibt sein Programm so: "Alpinismus ist für mich das Phänomen, dem Risiko positive Aspekte abringen zu können. In unserem Programm geht es nicht um sportliche Höchstleistung, sondern um Zusammenhalt und Solidarität. Dies sind auch die Eckpfeiler des Festivals."

Im Kreuzgarten des Alpirsbacher Klosters beginnt die Vorstellung am 12. August um 21 Uhr. Einlass ist ab 19 Uhr.

Lifelines

Der erste Kurzfilm heißt "Lifelines: The Story of two friends" von Frank Kretschmann aus Erlangen. Es sei die Geschichte einer Freundschaft zwischen großen Egos und steilen Wänden, erklärt der Regisseur. Der Film erzählt von zwei Ausnahme-Alpinisten, die eine gemeinsame Vergangenheit verbindet: Roger Schäli und Stephan Siegrist lebten in einer Wohngemeinschaft in Interlaken, als sie ihre ersten großen Abenteuer planten. Ihre WG war Basislager und Startrampe für zwei große Profikarrieren. Beide wurden erfolgreich, ihre Wege jedoch trennten sich. Die beiden Freunde entfremdeten sich voneinander.

Roger driftet bis heute zwischen Patagonien und Griechenland und genießt das Leben als endlosen Road-Trip. Stefan lebt als eidgenössische Alpin-Ikone ein geregeltes Leben mit Haus und Familie. Das Klettern und die Berge verbinden die beiden Schweizer jedoch bis heute.

Der Film dokumentiert nicht nur eine schwierige Erstbegehung im Berner Oberland, sondern auch die Wiedergeburt einer verloren geglaubten Freundschaft.

Building Bridges

Ein anderer Film "Building Bridges" ist eine Analogie zum komplizierten deutsch-amerikanischen Verhältnis. Hoch über dem Monument Valley, im Heiligen Land der Navajo Indianer, umkreisen sich zwei Heißluftballons. Es scheint, als würden sie miteinander tanzen, verbunden durch ein schmales Band: eine Highline, auf der Niklas Winter balanciert. Über den eindrucksvollen Film hinaus zeigt das Alpen Film Festival auch das Making Of von "Building Bridges".

Ski Vacation

"Ski Vacation" nimmt die Ski-Szene aufs Korn. Ein brasilianisches Pärchen verschlägt es auf ihrem Ski-Roadtrip nach Obergurgl. Dort wird ihnen mit großer Skepsis, aber auch viel Charme begegnet. Zwischen der Brasilianerin und ihrem Skilehrer entwickelt sich eine gewisse Nahbeziehung. Für ihren etwas tollpatschigen Freund gestaltet sich die Lage hingegen deutlich schwieriger. Die Platzhirsche der örtlichen Ski-Szene lassen ihn ordentlich auflaufen und treiben ihre Späße mit ihm. Freilich hat keiner damit gerechnet, was für ein großartiger Skifahrer der Brasilianer ist, und so nimmt die Geschichte eine überraschende Wendung.

"Das Skibusiness ist viel zu ernst geworden. Mit unserem neuesten Film wollten wir zeigen, dass es auch anders geht", sagt Regisseur Johannes Hoffmann.

In Between

Im Film "In Between" ist jede einzelne Einstellung ein Gemälde. Jede Szene dieses Kurzfilms mache deutlich, so die Veranstalter, mit wie viel Können und Respekt sich Regisseur Rolf Steinmann seinen Protagonisten nähert: Moschusochsen. Bei Temperaturen von minus 40 Grad Celsius filmte Steinmann die Tiere in ihrer gnadenlos rauen, unendlich weiten Welt der Arktis. Den genauen Drehort will der Filmemacher nicht verraten, um die urzeitlichen Tiere zu schützen. Steinmann ist in Oberbayern zu Hause, aber weltweit tätig. Für seinen Film, den er selbst finanziert hat, erhielt er die höchste Auszeichnung unter den "Wildlife"-Filmen.

Hermann Huber

Film fünf: 90 Jahre pralles, manchmal hartes, oft abenteuerliches, aber immer erfülltes Leben: Mit einem filmischen Porträt verneigt sich Autor und Filmemacher Tom Dauer vor einem Mann, der sein Leben den Bergen gewidmet und dabei nie vergessen hat, dass das Bergleben Teil eines Ganzen ist: "Hermann Huber". Huber beginnt als 15-Jähriger in der Salewa Lederwarenfabrik zu arbeiten. Er baut die Sparte Bergsport kontinuierlich aus. 1972 wird er Geschäftsführer und als Mr. Salewa international bekannt. Neben seinen beruflichen Erfolgen reiht Hermann klettersportliche Erfolge weltweit aneinander. Auch im hohen Alter hat sich Hermann Huber seine Begeisterung, seine Neugier und seinen Tatendrang bewahrt.

Das "Alpen Film Festival" ist ein Projekt der in Bad Tölz ansässigen Firma "Alpen Licht Spiele". Das Unternehmen hat bereits das "Bayerische Outdoor Filmfestival", kurz "BOFF", gegründet und betreut. Kinotouren werden von der Gründerin und Autorin, Sandra Freudenberg, und ihrem Team organisiert. Die Agentur wurde im Jahr 2018 gegründet. Das Team besteht aus Fotografen, Filmemachern, Philosophen, Schriftstellern, Schauspielern und anderen Persönlichkeiten mit schöpferischer Kraft.