Weniger Ausstellungen künftig: Dass die Stadt Rottweil die Mittel für „Kunst Raum Rottweil“ kürzt, wird vom Kreisausschuss scharf kritisiert. Foto: Siegmeier

Auf ein von Corona möglichst unberührtes letztes Arbeitsjahr hofft Bernhard Rüth, Leiter des Kreisamtes für Archiv, Kultur und Tourismus. Dieses bricht für ihn mit dem 1. Dezember an.

Kreis Rottweil -

2021 war ein weiteres Coronajahr und damit kein besonders gutes für Kulturbetriebe, wie aus Rüths Bericht deutlich wurde. Fünf Veranstaltungen habe man abgesetzt, verschoben oder anders durchgeführt.

Derweil wurde das Jahr ebenfalls dazu genutzt, Archivgut im Gebäude in der Stadionstraße unterzubringen. Fertiggestellt wurde das Findbuch für die Ortschaft Dornhan-Marschalkenzimmern, zudem wird bei der Aufarbeitung der Archivunterlagen in Lauterbach, Deißlingen und Dunningen geholfen. In den kommenden Jahren soll es in Bösingen weitergehen.

An der Möglichkeit, Archivalien im digitalen Magazin (DIMAG) des Landes zu speichern, hätten 13 Gemeinden Interesse gezeigt, so Rüth. Bei sieben seien bereits Daten übernommen worden.

Des Weiteren hatte sich Rüth sich bei der Vorbereitung der Ausstellung zu 1250 Jahren Rottweil eingebracht. 2022 stehe die 1250-Jahr-Feier Vöhringens an, kündigte er an.

Kleiner Sprachatlas wird gedruckt

Über die Coronazeit, im Sommer 2020, war der Dialektforscher Rudolf Bühler vom Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft (Universität Tübingen) im Landkreis unterwegs gewesen und hatte Interviews mit schwäbischen "Muttersprachlern" geführt. Das Projekt sei kurz vor der Fertigstellung. 2022 werde der kleine Sprachatlas für den Kreis Rottweil gedruckt.

Noch in Arbeit, aber wohl in der zweiten Hälfte 2022 druckreif ist die Denkmaltopographie, in der rund 2700 Kulturdenkmale und archäologische Denkmale vorgestellt werden.

Der Landkreis Rottweil verfügt über eine Kunstsammlung im Wert von 3,5 Millionen Euro, berichtete Bernhard Rüth. Diese umfasst rund 735 Einzelwerke und Werkgruppen. 10 000 Euro sind 2022 eingeplant, um die Galerie im Kultur- und Museumszentrum Schloss Glatt umzugestalten.

Außensanierung Wasserschloss Glatt

Ein großes Thema ist auch die Außensanierung des Wasserschlosses in Glatt. Der Landkreis als Mitträger wird sich daran finanziell beteiligen. Von den Kosten, die wohl bei 1,8 Millionen Euro liegen werden, könnten noch Fördermittel abgehen. Von der verbleibenden Summe will der Landkreis 50 Prozent der Kosten übernehmen. 150 000 Euro seien bereits in den Haushaltsplanentwurf 2022 eingestellt, so Rüth. 2023 müssten voraussichtlich weitere Mittel bereitgestellt werden.

Zur Finanzierung stehen laut Kreisverwaltung Dividenden des Zweckverbands Oberschwäbische Elektrizitätswerke (OEW) zur Verfügung. In den vergangenen zehn Jahren wurden 890 000 Euro an den Landkreis ausgeschüttet, 2021 waren es 216 000 Euro.

"Das sollte es uns wert sein. Schließlich ist das Schloss ein Besuchermagnet", sprach sich Kreisrat Georg Schumacher (CDU) für die Kostenbeteiligung aus. Der Ausschuss stimmte ihm ohne Einwände zu. Landrat Wolf-Rüdiger Michel lobte, es sei nicht selbstverständlich, dass ein Gremium ein Vorhaben im Bereich Kultur in Sachen Gegenstimmen sozusagen mit "zu null" unterstütze.

Sonderausstellung zur Kreisreform

Bernhard Rüth wies im Kreisausschuss zudem auf die geplante Sonderausstellung zur Kreisreform hin. Anfang 2023 jähre sich die Neubildung des Landkreises Rottweil zum 50. Mal. Ein Jubiläumsbuch ist laut Rüth nicht geplant, stattdessen will man unter dem Motto "21 mal drei" identitätsprägende Objekte aus allen Gemeinden des Landkreises präsentieren – von Archivalien über Kunstwerke bis zu Handwerksprodukten.

Eine Ausstellung für Bürger und nicht zur "Verherrlichung des Kreisgremius" soll es werden, meinte Landrat Michel. Sie soll vom 26. November 2022 bis zum 30. April 2023 im KMZ Schloss Glatt stattfinden. 25 000 Euro sind dafür im Haushaltsplan 2022 eingestellt. Klaus Schätzle (SPD) meinte, dass durchaus mehr Kreisbewusstsein bei den Bürgern nötig sei und man dieses durch die Ausstellung schaffen könne.

Kritik an Stadt Rottweil

Neben jährlichen Mitteln unter anderem für die Jugendkunstschule Kreisel (24 000 Euro) und das Zimmertheater Rottweil (rund 14 000 Euro) beteiligt sich der Landkreis auch an der Ausstellungsgemeinschaft "Kunst Raum Rottweil" in Kooperation mit der Stadt Rottweil, der Kreissparkasse und dem Forum Kunst. So werden im Dominikanermuseum regelmäßig Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst veranstaltet.

Seit 2019 stellt der Landkreis dafür 18 000 Euro zur Verfügung. Die Stadt Rottweil habe nun im Oktober 2021 angekündigt, die Haushaltsmittel ihrerseits ab 2022 um 50 Prozent auf 9000 Euro zu reduzieren. Da die Finanzierung der Kooperation auf dem Grundsatz der Parität beruhe, sehe sich die Kreisverwaltung ebenfalls dazu veranlasst, ihren Beitrag auf 9000 Euro abzusenken.

Somit blieben nur noch 24 000 Euro an Mitteln für das Projekt. Deshalb habe man sich im Lenkungskreis darauf verständigt, pro Jahr nur noch eine kostenintensive Ausstellung zu organisieren. Für die Folgejahre sind geplant: Ausstellung Christa Schmid von März bis Juni 2022, Ausstellung Norbert Stockhus 2023 und Ausstellung Reinhard Sigle 2024.

Georg Schumacher bedauerte die Entscheidung der Stadt Rottweil. Thomas Engeser (FWV) kritisierte das Vorgehen scharf. Die Stadt habe die Kooperation damals initiiert und beschneide nun die Kultur, obwohl sie sich selbst als Kulturstadt bezeichne. Winfried Hecht (SPD) bat Landrat Michel, die Stadt darauf hinzuweisen, dass in diesem Fall am falschen Ende gespart werde.

Zum Schluss gab Winfried Hecht (SPD) dem Wunsch Ausdruck, das Engagement für die Denkmalpflege möge doch aus Richtung Regierungspräsidium Freiburg besser und mehr werden. "Manchmal hat man den Eindruck, Sibirien fängt am Feldberg an und Rottweil liegt weit hinter Omsk", sagte er.

Bernhard Rüth drückten Hecht wie auch andere Gremiumsmitglieder große Wertschätzung aus. "Es wird eine Herausforderung, die Qualtität in der Nach-Rüth-Ära beizubehalten", so Hecht.