Mehmet Demirag und Anouk Steinmann sind auf der Bühne des Klosterhofes Romeo und Julia. Foto: Heinig

Klosterhof: "Romeo & Julia 2.0" begeistert das Publikum im Jugend- und Kulturzentrum

VS-Villingen. "Julia, ich kann meine Socken nicht finden." So hört sich das wohl bekannteste Liebesdrama der Weltliteratur in der Version 2.0 an. Für "Romeo & Julia – Es war die Lerche" gab es im Klosterhof bei der Premiere jubelnden Applaus.

Vollbesetzt war der große Saal des Jugend- und Kulturzentrums am Samstagabend. Aus gutem Grund, denn zum einen wurde hier zum ersten Mal ein Theaterstück aufgeführt, zum anderen feierten der Regisseur Mustafa Karakolcu und sein generationsübergreifendes Ensemble Premiere. Außerdem hatten die Vorschusslorbeeren in Form einer 16 000-Euro-Förderung des Landesministeriums für Wirtschaft, Forschung und Kunst neugierig gemacht.

Man kann es vorwegnehmen: niemand wurde enttäuscht. Dass es sich um einen multivisionalen Theaterabend handelt, wurde gleich zu Beginn deutlich. Um "smarte" Liebesgeschichten in einem maximal dreiminütigen Videoclip war im Vorfeld gebeten worden. die Einsendung von Suay Ata ("Die Liebe früher, noch ganz anders…"), Finn Ott ("Far away") und Klaus Peter Karger ("Magnetic Love") stimmten auf das Thema ein. Auf der Bühne macht die Jugend den Anfang.

"Ich hab’ ein Unglück ahnend Herz" – Anouk Steinmann und Mehmet Demirdag erzählten mit der berühmten Balkonszene in Kurzversion, wie William Shakespeare die Liebe und das tragisches Ende des jugendliche Liebespaares im 16. Jahrhundert erdachte. Dann übernahm Ephraim Kishon, der viele Jahrhunderte später aus dem Drama eine Komödie machte. Sunna Ott, Sebastian Schnitzer und Eberhard Zimmermann spielten brillant, wie man es von ihnen kennt und begeisterten ihr Publikum.

Sebastian Schnitzer punktet authentisch und mit Stimme

Zu lachen gibt es viel in einem Stück, das dem Zuschauer immer wieder den Spiegel vorhält. Romeo und Julia hassen sich nach fast 30 Ehejahren, leiden unter ihrer aufsässigen Tochter, sind genervt von einer dementen Amme und von dem geistig ebenso verwirrten Pater, der sie einst traute. Der Geist ihres Erschaffers William Shakespeare hebt ihre Laune auch nicht gerade, zumal dieser darauf drängt, "seiner" Geschichte wieder Herr zu werden und sie zu dem Ende zu führen, das er einst vorsah.

Mit gleich drei Rollen zeigt Sunna Ott ihre Wandlungsfähigkeit auf der Bühne und ihr Talent für das komische Fach. Auch Sebastian Schnitzer schlüpft authentisch in zwei Rollen und punktet bei den Gesangseinlagen des Stückes mit seiner Stimme.

Eberhard Zimmermann, Altmeister auf der Bühne und – nicht nur als Mister Shakespeare – unangefochten präsent, gibt den Weltliteraten perfekt und geht als solcher auch schon mal mitten ins Publikum, um es zu fragen, ob es gefallen habe. Wenn nicht, so halte er es mit seinem deutschen Kollegen, "dem mit dem Götz von Berlichingen".

Regisseur und Ensemble wurden unterstützt von Jonathan Krien (Regie-Assistenz), Fabian Ziegler (Bühnenbau), Rita Summ (Kostüme), Frank Meyer (Musik), Thomas Reichel (Technik) und Monika Weiglein (Layout/Text). "Romeo & Julia 2.0" wird auch aufgeführt am 22., 23., 26., 29. und 30. September sowie am 3., 6., 8., 9., 13., 15., 17., 20., 21. und 22. Oktober.

Tickets gibt es für 18 beziehungsweise zehn Euro über www.tickets.vibus.de oder an der Tourist-Info im Franziskaner Kulturzentrum.