Mit dem immer griffbereiten Arbeitsgerät Mikrofon und Akustikgitarre, hier bei einem sauberen G-Dur Akkord, begleitet Stephan Fürgut seine Band wie auch den publikumsvollen Saal durch den Abend. Foto: Peter Demmer

Läährguat live im Juwel : Bei der Kultband ist die Musik der Star, und ihr Konzert im Trödel-Bistro Juwel war noch schöner als erwartet. Jedes dieser selten gewordenen Ereignisse ist wie ein Klassentreffen mit alten Freunden – und immer auch neuen.

Noch viel schöner als erwartet war das Konzert der Kultband Läährguat im Bistro Juwel. Was Oberbürgermeister Roland Tralmer erst kurz zuvor mit Blick auf die Literaturtage gesagt hatte – „Albstadt muss sich kulturell in der Region nicht verstecken“ – trifft auch auf die Eventlocation „Juwel“ zu: Ein hidden Champion der Alb mit der größten Kleinkunstbühne der Region, auf der Künstler allsamstäglich ein warmes und wohliges Umfeld für ihr Wirken finden – vor meist großem Publikum.

 

Auf dieser Bühne sind die fünf Läährguat-Jungs um Bandleader Stephan Fürgut eine sichere Bank. Gegründet irgendwann Anfang der 1990er-Jahre als Schülerband beziehen Läährguat einen Proberaum in Tailfingen. Damals als die Textilindustrie viele leere Räume hinterlässt und noch niemand ernsthaft über Brandschutz und sanitäre Anlagen in Proberäumen nachdachte. Coverbands gibt es zu der Zeit kaum in der Region.

Im alten Kesselhaus blieben Flaschen en masse zurück

Im alten Kesselhaus einer Fabrik trifft man sich zum gemeinsamen Proben und hinterlässt, wenn die Gerüchte stimmen, stets Mengen von Leergut.

Die „unbändige Freude“ über die „Showklamotte“ der Musiker (von links) Eric Faude, Jo Kornmayer und Florian Conzelmann ist förmlich greifbar. Foto: Demmer

Unvergessen unter den zahlreichen Konzerten sind die Gigs „ums Eck“ in einer weiteren Tailfinger Fabrik, die zu einer Kneipe umgebaut worden war – dem inzwischen seit langem geschlossenen „L’Étage“ an der Hauptstraße.

Zum Jahrtausendwechsel sortiert sich das Läährguat auseinander. Die Band trennte sich, um neues zu sehen und sich anderem zu widmen, ehe sie im Jahr 2014 doch wieder zusammenfindet.

Zwei Gründungsmitglieder sind noch dabei

Man ist erwachsener geworden. Die verbliebenen Gründungsmitglieder Stephan Fürgut (Gesang und Gitarre) und Micheal „Mutu“ Jetter (Keyboard, Gitarre und alles andere, was gerade benötigt wird) dürfen unumwunden als musikalische Handwerker und Fundament der Band gelten: mit einem Œuvre im Alltagsrock, irgendwo zwischen „Bon Jovi“ und „BAP“. Unterstützt von Jo Kornmayer am Bass, Eric Faude am Schlagzeug und dem fulminanten Florian Conzelmann an der Gitarre findet sich das Publikum in einem populären 80er-Jahre Soundtrack wieder.

Weihnachtshüte sind die einzige Show

Die große Show ist, abgesehen von Weihnachtshüten, nicht das Ding von Läährguat: Unprätentiös stellen die fünf gestandenen, aber im Geiste schelmisch-jung gebliebenen Musiker ihr Werk in den Vordergrund.

Steppenwolf und Gary Moore zelebrieren sie respektvoll, originalgetreu und ehrlich. Ein „Come Undone“ nimmt einen unaufdringlich an die Hand, und das Lewissche „Great Balls of Fire“ lässt einen unweigerlich mitwippen.

Vor allem die Liebe zum Detail – ob es die routinierten, mehrstimmigen Gesänge oder originalgetreue Soli wie bei Peter Framptons „Show me the way“ sind – zeigen den Erfahrungsschatz der Band, die nicht verfremdend verschnörkelt: Ein fis-Moll wird nur dann gespielt, wenn eben auch eines drankommt. Basta.

Dann greift noch der Allzwecksaxofonist ein

Als dann zu Westernhagen der universelle Albstädter Allzwecksaxofonist Wolfgang Lederer, der Läährguat schon in den 90ern ab und an verstärkte, zum Instrument greift, ist kein Halten mehr: „Es hat sich viel verändert seit den Ursprüngen“, sagt Stephan Fürgut.

„Bei unseren wenigen Proben wird mittlerweile richtig gearbeitet und nicht mehr so viel Leergut produziert“, meint er verschmitzt. Zwischen zwei und sechs Konzerten gebe die Band noch pro Jahr: nicht wegen der Gage, sondern um die Leute von damals wieder zu treffen und neue zu begeistern.

Das reinste Klassentreffen

Jedes dieser „Klassentreffen“ lässt alle kurz in alten Zeiten schwelgen und weckt herrliche Erinnerungen – wie wohl auch bei dem älteren Paar, das – lächelnd und das eben noch gehörte Riesensolo von „Angels“ vor sich hin summend – liebevoll aneinander geschmiegt den Saal in den frühen Morgen hinaus verlässt. Spätestens jetzt können die Künstler sicher sein: Heute haben sie alles richtig gemacht.