Szenenfoto vom Großen Heinz-Erhardt-Abend in der Alten Seminarturnhalle mit Hans-Joachim Heist. Foto: Sabine Stadler

Hans-Joachim Heist unterhielt als Heinz Erhardt das Publikum auf beste Weise. In der Rolle des bekannten Kult-Komikers setzte er dem Ort Igelsloch ein humorvolles Denkmal.

Alberne Gedichte hoch zehn, Wortspiele sowie verdrehte Redewendungen und Lieder, ganz im Stile von Heinz Erhardt, bescherten der Alten Seminarturnhalle auch beim diesjährigen Auftritt von Hans-Joachim Heist ein volles Haus.

Der aus der ZDF-Satiresendung „heute-show“ allseits bekannte Schauspieler begeisterte erneut in seiner Rolle als schrulliger Unterhaltungskünstler der 50er- und 60er-Jahre. Das Publikum in der Semihalle war total begeistert.

Wiederholungstäter HaJo Heist, der schon vor drei Jahren mit seinem Programm „Noch ’n Gedicht“ einen tollen Abend in Nagold auf die Bühne brachte, verzückte erneut mit der verschmitzten, spitzbübischen Art, die dem Komiker und Vorläufer der heutigen Comedians, Heinz Erhardt, einst ein Millionenpublikum bescherte.

Hornbrille und Haltung

Die fantasievolle Poetik rund um Schachtelsätze, gesprochene Kommata und Wortverdrehungen des 1909 bis 1979 lebenden Kult-Komikers Erhardt wurde durch Heist in unvergleichlicher Ähnlichkeit wiederbelebt. Zunächst stand Heist als Heist auf der Bühne, ließ kurz einige Stationen des Lebens von Heinz Erhardt Revue passieren.

Seinem Publikum den Rücken zuwendend, verwandelte sich Heist mit der typischen Erhardt-Hornbrille in den großen Humoristen. Dazu nahm er die für Heinz Erhardt bekannte, leicht zur Seite gebeugte, Haltung ein, sprach mit dem gewissen Schalk im Nacken und gestikulierte genau wie er.

Sein Repertoire an Zitaten, geflügelten Worten und verdrehten Sätzen glich einem Füllhorn aus früheren Zeiten, in die sich der Besucher bisweilen zurückversetzt fühlen konnten. Heist ging auf in seiner Rolle als Heinz Erhardt, die er mit allem, was dazu gehört, verinnerlicht hat.

Von Darmstadt bis Pforzheim

Er spielte mit dem Publikum, vor allem mit der ersten, der sogenannten „Mitmachreihe“ – schließlich waren auch diese Gäste „nicht zum Vergnügen da“, so seine Erklärung. Er lud einen traurig wirkenden Gast auf einen DoDo ein. Darunter versteht er doppelten Dornkaat. Das „Körnchen“ sollte gegen Traurigkeit wirken.

Dass der Gast nach dem Gläschen immer noch traurig aussah, verdankte dieser dem Wasser im Schnapsglas. Heist dazu: „Wasser trinkt der Vierbeiner, der Mensch findet Bier feiner.“

Ein albernes Gedicht hoch zehn war einem Nas- und einem Trockenhorn gewidmet. Und die Verdauungsstrecke der Autofahrer beschrieb er, beginnend bei „Essen“ mit Zwischenstation in „Darmstadt“ und ausklingend in „Pforzheim“. Das Publikum grölte.

Igelsloch erhält Gedicht

Mitmachen war beim Publikum auf der Suche nach dem lustigsten Ortsnamen angesagt. Siehdichfür und Nonnenmiss riefen ihm Gäste aus dem Publikum zu. Die Nase vorn hatte zweifelsfrei Igelsloch, ein Ortsteil von Oberreichenbach im Landkreis Calw. Dem rund 400 Seelen zählenden Waldhufendorf widmete Heist stante pede ein eigenes Gedicht, wofür er reichlich Beifall erntete.

Es ging mit ihm durch, beim Gedanken an den alten Lord, der fortfährt mit dem Ford… und so tanzte er unter rhythmischen Mitklatschen der Zuschauer im Saal mit lustigen Bewegungen über die Bühne.

Juwelen der Schöpfung

Im späteren „literarischen Teil“ des Abends kündigte er drei bis 80 Ritterballaden an. In seinem Reim um Ritter Fips, war es für diesen Ritter bitter, dass er nur geworden ist Dritter.

Eine Reaktion auf eine Weisheit für zuhause, kam nicht von den anwesenden Frauen, sondern nur von einem klatschenden Mann und den sich anschließenden bedröppelten Blick. Grund war, das Heist verkündete: Frauen sind der Juwel der Schöpfung und nur mit Fassung zu (er)tragen.

Betastet vom Kapellmeister – sprich mit Musik - ließ er zum Ausklang seiner genialen und bejubelten Bühnenshow ein Abschiedslied erklingen. Mit dem Hinweis auf die Satiresendung „heute-show“ im ZDF, in der er ab Mai wieder zu sehen ist, verließ er unter stürmischem Applaus die Nagolder Bühne.