Auf Mörikes Spuren kann man ab sofort in Nagold wandern. Foto: Thomas Fritsch

Nagold hat einen neuen Wanderweg. Auf knapp acht Kilometern geht es auf Mörikes Spuren. Im Mittelpunkt stehen abwechslungsreiche Wege auf dem Eisberg. Das heimliche Highlight aber ist ein versteckt liegender romantischer Jugendstil-Pavillon. Und dann geht es auch noch mitten durch das geheimnisvoll-düstere Kuhloch.

„Er ist’s“ hat Eduard Mörike einst gedichtet. Und dann den Frühling beschrieben, wie er sein „blaues Band“ flattern lässt durch die Lüfte.

 

Auch in Nagold verweilte Mörike einige Wochen. Er war zum Kuraufenthalt in der Stadt. Und da Nagold mit literarischen Spuren nicht wirklich gut bestückt ist, entwickelte sich rund um Mörikes Nagold-Aufenthalt im Laufe der Jahre Beachtliches.

Ein Meilenstein ist sicher das kleine Museum und der an die Biedermeier-Zeit angelehnte Zeller-Mörike-Garten. Und nun lässt sich auch noch auf Mörikes Spuren durch die Nagolder Landschaft wandern. Das Ziel dabei ist klar: Am Ende kommt der Wanderer in besagtem schönen Zeller-Mörike-Garten an.

Spannend für Einheimische und Touristen

Frank Lemmer, Tourismusbeauftragter der Stadt Nagold hatte die Idee zum Mörike-Wanderweg. Der ist nicht etwa so üppig wie der 7-Berge-Wanderweg, und auch nicht als Premium-Wanderweg zertifiziert. Doch schön und lehrreich ist er allemal.

„Die Idee kam mir bei der letztjährigen Mitgliederversammlung des Fördervereins Zeller- Mörike-Garten“, verrät Lemmer auf Nachfrage des Schwarzwälder Boten. Der Grundgedanke: „Es ging darum, einen kürzeren Wanderweg als den 7-Berge-Weg zu kreieren, der für Einheimische und Touristen spannend ist und auch für die Schulen interessant ist, da er Wissen über Mörike, mehrere seiner Gedichte und Informationen zu den Standorten wie dem Pavillon oder den Staumauern vereint.“

In Bad Rötenbach verweilte Mörike zur Kur

Gesagt, getan. Ein Jahr später wanderte Lemmer mit einer Schar von Mitstreitern und Interessierten zur Eröffnung ganz offiziell den Mörike-Wanderweg ab – bei frühlingshaftem Wetter. Mörikes berühmtestes Gedicht „Er ist‘s“ passte also schon mal gut zu der Wander-Veranstaltung – und taucht übrigens dann auch auf einer der Informationstafeln auf. Nämlich dort, wo Mörike einst zur Kur verweilte, am Rötenbach, dem heutigen Ausbildungszentrum, für Straßenmeister.

Gruppenbild der Premieren-Wanderer auf dem Eisberg. Foto: Frank Lemmer/Stadt Nagold

Offiziell wird die Wanderdauer mit zwei Stunden und 15 Minuten angegeben. 7,7 Kilometer ist der (Fast-)Rundweg lang. Start ist an der Stadtkirche, die Treppen hoch, dann geht es in Richtung Kernen und Eisberg, oberhalb im Wald entlang. Über Bad Rötenbach geht es den Eisberg hinauf und nach einer Schleife wieder hinab in Richtung Nagold und schließlich zum Zeller-Mörike-Garten, in dem bekanntlich nicht nur die Gartenanlage ein Besuch wert ist, sondern im Museum im charmanten „Schweizer Haus“ auch Mörikes Spuren in Nagold erörtert werden – also sein Kuraufenthalt hier, und eben seine Bekanntschaft mit dem Nagolder Apotheker und Wohltäter Gottlieb Heinrich Zeller.

Ein Jugendstil-Pavillon von 1914

Der Mörike-Wanderweg hat aber mehr zu bieten als nur Erinnerungen an den schwäbischen Dichter und Literaten, sei es in Form von Gedichten oder auch Lebensstationen, die unter anderen an Tafeln zu lesen sind.

Der Pavillon am Mörike-Wanderweg wurde aus seinem Dornröschenschlaf befreit. Foto: Frank Lemmer/Stadt Nagold

Einige Highlights sind auf dem Eisberg zu entdecken und werden auch vor Ort näher beschrieben. Der 1914 erbaute Jugendstil-Pavillon zum Beispiel, der in der Nähe der einstigen Kurklinik steht und aus seinem Dornröschenschlaf erweckt wurde. Er diente im ersten Weltkrieg als Militärlazarett, und der Blick auf die Stadt ist beeindruckend. Die einstige Kurklinik Bad Rötenbach bestand bis zum Jahr 1899. Dem Quellwasser wurden drei spektakuläre Heilungen zugeschrieben. Eduard Mörike war hier 1862 zu Gast.

Fünf Staumauern dienten zum Hochwasserschutz

Eine Besonderheit sind auch die fünf Staumauern, die entlang des Rötenbachs errichtet wurden. Sie dienten dem Hochwasserschutz. Und schließlich gehen die Wanderer auch noch durch das Kuhloch, ein Bauwerk aus dem Jahr 1872, dessen Zweck es war, das Wasser der Hänge unter der Bahnhofsanlage durchzuleiten.

Das Kuhloch ist bis heute begehbar und wird auch fleißig als Fußgänger-Unterführung genutzt. Die Atmosphäre in dem mit Graffitis übersäten Tunnel ist düster und mystisch.

Willkommen im Kuhloch Foto: Heiko Hofmann

Die Tour endet im Zeller-Mörike-Garten, der einst dem Nagolder Apotheker Gottlieb Heinrich Zeller gehörte. 1862 verweilte Mörike an diesem Ort als Besucher von Zeller. An seine Frau schrieb er: „Wir wollen noch einen Spaziergang gegen Nagold in Zellers Garten machen, wo wir denselben bei einem Imbiss treffen.“

Er ist’s

Ein Gedicht von Eduard Mörike
Frühling lässt sein blaues Band

Wieder flattern durch die Lüfte;

Süße, wohlbekannte Düfte

Streifen ahnungsvoll das Land.

Veilchen träumen schon,

Wollen balde kommen.

- Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Frühling, ja du bist’s!

Dich hab ich vernommen!