Christina Schwanitz kam auf 18,11 Meter.Foto: Kraushaar Foto: Schwarzwälder Bote

Leichtathletik: Ex-Weltmeisterin Zweite beim Kugelstoß-Meeting in Bad Liebenzell / Christian Zimmermann knackt 20-Meter-Marke

Auch wenn sie noch ein gutes Stück weg ist von ihrer Bestform, Christina Schwanitz, Weltmeisterin von 2015, hat beim Kugelstoß-Meeting im Bad Liebenzeller Kurpark die Blicke auf sich gezogen. Darauf hofft sie auch bei Olympia in Tokio.

In Bad Liebenzell hat es am Dienstagabend für die gebürtige Dresdnerin nicht ganz zum Sieg gereicht.

Mit 18,09 Metern hatte die 1,80 Meter große Modellathletin, die für den LV 90 Erzgebirge an den Start geht, im ersten Durchgang zwar gleich mal vorgelegt, doch es folgten vier Versuche, mit denen sie offensichtlich weniger zufrieden war und die sie ungültig gemacht hat.

Ihren zweiten gültigen Versuch hatte sie im sechsten Durchgang, in dem sie ihre bisherige Tagesbestmarke um zwei Zentimeter überbot und den Wettkampf mit 18,11 Metern beendete.

Damit schloss die dreifache Europameisterin (2 x Freiluftsaison, 1 x Halle) und 13-fache deutsche Meisterin den Wettbewerb in Bad Liebenzell auf Platz zwei ab.

"Natürlich wollte ich hier gewinnen, aber es hat nicht ganz gereicht", meinte Christina Schwanitz, die die Norm für Olympia in der Halle bereits erfüllt hat. "Es ging noch um die B-Norm von 18 Metern, die habe ich jetzt auch geschafft."

Im Mai hatte sie sich nach dem Diamond League Meeting in England in Quarantäne begeben müssen. Anschließend musste sie verletzungsbedingt pausieren. "Es geht aufwärts", meinte sie. "Ich freue mich jetzt auf Tokio." Dort will sie zumindest den Endkampf erreichen.

Von Bad Liebenzell hatte Christina Schwanitz zuvor noch nie etwas gehört – wen wundert’s, schließlich ist der Nordschwarzwald nicht gerade bekannt für großes Leichtathletik, und Sachsen ist ganz schön weit. Immerhin, in Heilbronn hat sie Verwandte, da ist das Schwabenland doch nicht ganz aus dem Blickfeld.

Eine war besser als Christina Schwanitz: Julia Ritter vom TV Wattenscheid – und das war keine so große Überraschung. Bei ihrem vierten Versuch wurde für die U18-Weltmeisterin von 2015 und U20-Europameisterin von 2017, die zudem eine sehr gute Diskuswerferin ist, eine Weite von 18,13 Metern gemessen.

Julia Ritter siegt mit zweiZentimetern Vorsprung

Damit hatte die 23-jährige Polizeimeisterin wohl selbst kaum gerechnet, denn mit dem Ergebnis vom Dienstagabend in Bad Liebenzell verfehlte sie ihre bisherige persönliche Bestmarke von 18,19 Metern nur knapp.

Der Stellenwert der Veranstaltung im Bad Liebenzeller Kurpark ist auch daran erkennbar, dass bei den Frauen mit Ausnahme der amtierenden deutsche Meisterin Sara Gambetta vom SV Halle praktisch die gesamte nationale Elite vor Ort war.

Den Sieg bei den Männern sicherte sich Christian Zimmermann vom Kirchheimer SC. Mit seinen 19,63 Metern im ersten Versuch setzte er sich gleich an die Spitze. Anschließend blieb er zweimal knapp unter der Marke von 20 Metern.

Im fünften Versuch hat er dann noch einen rausgehauen. Mit seinen 20,04 Metern verbesserte er sich zwar nur um acht Zentimeter gegenüber dem in Durchgang vier erzielten Ergebnis, doch er hatte sie geknackt, die 20-Meter-Marke.

Der Abstand zum zweitplatzierten Silas Ristl vom SSV Ulm (19,11) war deutlich, dessen Vorsprung auf den Neuhengstetter Tobias Dahm mit seinen 18,87 Metern, erzielt im dritten Versuch, war dagegen eher knapp. Im zweiten Versuch von Tobias Dahm hatten die Kampfrichter 18,85 Meter gemessen.

Ein wenig mehr hatte sich der 2,03 Meter große Athlet, der für den VfL Sindelfingen startet, allerdings schon erhofft. "Ich weiß auch nicht, woran es liegt. Im Training funktioniert’s, aber im Wettkampf schaffe ich es im Moment einfach nicht, das umzusetzen, was ich eigentlich kann."

In Bad Liebenzell war Tobias Dahm so etwas wie der Lokalmatador. Es kommt nicht oft vor, dass er quasi vor der Haustüre einen größeren Wettkampf bestreiten kann. "Eine schöne Veranstaltung. Die Bedingungen sind in Ordnung. An den Holzring muss man sich etwas gewöhnen. Aber daran hat es bestimmt nicht gelegen, dass ich die 19 Meter nicht geschafft habe."

Quasi als Appetithappen hatte der Veranstaltung ans Ende des Abwurfsektors ein kleines Schild in den Boden gesteckt. Darauf stand: 23,37 Meter. Dies ist der Weltrekord der Männer, aufgestellt erst vor Wochenfrist vom US-Amerikaner Ryan Crouser.