Das 2D Grasping-Kit von Greiferhersteller Schunk Foto: Schunk

Im neuen Gebäude des Heilbronner Ipai können Firmen in Labors forschen und mehr Arbeitsplätze in Büros anbieten. Und es gibt auch neue Interessenten.

Das Heilbronner Ipai (Innovationpark Artificial Intelligenz) kann interessierten Unternehmen künftig mehr Platz anbieten. Durch das erste eigene Gebäude wird die Fläche für Firmen um 6500 Quadratmeter gesteigert. In einem schon bisher angemieteten Gebäude stehen weitere 1200 Quadratmeter zur Verfügung. Über die Investitionskosten wird allerdings nichts gesagt. Bereits ansässige Firmen wollen das größere Platzangebot nutzen.

Greiferhersteller Schunk bezieht neues Labor

„Wir haben dort ein Reallabor, in dem wir mehrere Roboter und auch eine Werkbank aufstellen können“, sagt Timo Gessmann, Mitglied der Geschäftsleitung beim Greiferhersteller Schunk in Lauffen am Neckar (3700 Beschäftigte, 580 Millionen Euro Umsatz). Greifer sind die „Hände“ von Robotern. Bisher hat Schunk in dem vom Ipai angemieteten Gebäude ein Büro, in dem ein Cobot aufgestellt ist. Cobots sind kleinere Roboter, die mit Menschen zusammenarbeiten.

Fischerwerke wollen KI am Bau voranbringen

Erstmals wird jetzt auch der Dübelhersteller Fischerwerke aus Waldachtal bei Freudenstadt ein eigenes Büro beziehen. Bisher wurden im Ipai Büros mit anderen geteilt, die Fachleute sprechen dabei gerne von Coworking Spaces. „Der Ipai bietet uns die ideale Plattform und Infrastruktur, um gemeinsam mit unterschiedlichen Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlichen Institutionen neue Tools für verantwortungsvolle KI-Anwendungen zu entwickeln“, sagt Matthias Schneider, Geschäftsführer Digitalservices und IT zu dem Engagement der Schwarzwälder am Neckar. Den Fischerwerken geht es dabei insbesondere um die Anwendung von künstlicher Intelligenz am Bau. So hat das Unternehmen mit weltweit 5900 Mitarbeiter und einem Umsatz von 1,16 Milliarden Euro bereits einen Baubot, einen Bauroboter, entwickelt, der beim Brücken- und Tunnelbau eingesetzt wird, aber auch Löcher für Hochregallager bohren kann und mit einer 3D-Kamera und Sensoren ausgerüstet ist.

EBM-Papst zieht in neues Gebäude, Ziehl-Abegg kommt ebenfalls

Schon seit Dezember 2023 ist der Mulfinger Ventilatorenhersteller EBM-Papst (13 800 Beschäftigte, 2,2 Milliarden Euro Umsatz) in der Heilbronner KI-Schmiede mit von der Partie. Vier Beschäftigte erhalten jetzt ein Büro im neuen Gebäude. „Der Ipai ist Heimat von unserem Team rund um die Künstliche Intelligenz“, sagt Daniel Boese, Mitglied der erweiterten Geschäftsführung von EBM-Papst und in dieser Eigenschaft auch für die Digitalisierung zuständig. Wie anderen ist auch Boese der persönliche Kontakt wichtig. EBM-Papst ist schon da, nun kommt auch ein Konkurrent hinzu: Der Ventilatorenproduzent Ziehl-Abegg aus Künzelsau (5000 Mitarbeitende, 955 Millionen Euro Umsatz). Vier Mitarbeitende sollen in dem ersten eigenen Büro arbeiten. „Die KI entwickelt sich rasend schnell weiter, daher ist es wichtig, in einem solchen Zentrum präsent zu sein“, meint der Vorstandsvorsitzende Marc Wucherer, „um miteinander zu sprechen, miteinander zu lernen und miteinander neu zu denken“. Dass im Ipai auch Beschäftigte der Konkurrenz arbeiten, stört Ziehl-Abegg nicht – schließlich arbeite man auch in verschiedenen Gremien zusammen.

Würth verdoppelt Ipai-Arbeitsplätze

Es wäre fast ein Wunder, wäre nicht ein weiteres Unternehmen aus Hohenlohe mit dabei – die Adolf Würth GmbH & Co. KG, ebenfalls mit Sitz in Künzelsau und das größte einzelne Unternehmender gesamten Würth-Gruppe mit ihren 87 000 Beschäftigten und einem Umsatz von 20,2 Milliarden Euro. Seit Mai 2023 mit einem Büro vertreten will das Unternehmen im Juli oder August in das neue Gebäude umziehen. Die Zahl der Arbeitsplätze dort soll auf acht verdoppelt werden, auch weitere Unternehmen der Gruppe sollen dort arbeiten können. Und auf Laborflächen sollen dann auch KI-Anwendungen getestet werden. Insbesondere geht es dabei auch um einen Sprach- und Chat-Assistenten. Dieser soll dem Außendienst helfen, administrative Aufgaben auch unterwegs erledigen zu können. Außerdem will Würth davon profitieren, dass der Ipai KI-Experten anziehe. „Das hilft uns, Fachkräfte für diesen Bereich zu gewinnen“, heißt es bei dem Hohenloher Unternehmen.

LBBW prüft Anmietung eines eigenen Büros

Doch nicht nur, wer produziert, ist am Ipai interessiert. Schon bisher ist die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) Mitglied des KI-Zentrums und kann dort Räume benutzen. Überlegt wird jetzt, ob man im neuen Gebäude ein Büro anmieten werde. „Die Ipai-Mitgliedschaft hilft uns, unsere KI-Aktivitäten noch besser strategisch auszurichten“, meint Dominik Schütz, der Leiter des Innovation Lab der LBBW. Dadurch soll den Kunden ein besseres Angebot gemacht werden – und natürlich will man auch Kontakte zu Start-ups ausbauen.

KI-Schmiede will europäischer Leuchtturm werden

Dass man sich auch persönlich treffen muss, davon ist Moritz Gräter, der Geschäftsführer des Ipai, überzeugt: „Virtuelle Räume reichen nicht aus“, meint Gräter. „Wir bauen mit dem Ipai einen europäischen Leuchtturm auf und wollen mit anderen baden-württembergischen Regionen kooperieren“, sagt der Geschäftsführer. Die Pläne reichen über das erste neue Gebäude hinaus, nicht weit entfernt soll ein Forschungscampus hochgezogen werden, in dem – nach früheren Angaben – einmal bis zu 5000 Arbeitsplätze entstehen sollen.