„Ist der Mensch für die Künstliche Intelligenz da, oder die KI für den Menschen?“ fragte Oliver Weidermann bei seinem Vortrag, der die Chancen für Landwirtschaft und Hochwasserschutz, aber auch die gesellschaftlichen Risiken von KI beleuchtete. So seien beispielsweise Arbeitsplätze gefährdet.
„Wenn wir Intelligenz hören, dann verstehen wir etwas anderes darunter als zum Beispiel die Menschen, die Englisch sprechen“, erklärte Referent Oliver Weidermann beim Vortrag über Künstliche Intelligenz.
Der ehemalige Bildungsreferent der Evangelischen Erwachsenenbildung in Balingen war auf Einladung des Bezirksarbeitskreises Sulz des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg ins Gemeindehaus Vöhringen gekommen.
Falsche Schlüsse des Algorithmus
Bei Intelligenz denke man im Deutschen an Fähigkeiten, Dinge zu verknüpfen, weiterzudenken, kreativ zu werden. Im Englischen verberge sich hinter dem Begriff „Intelligenz“ eher so etwas wie Erkenntnisgewinn oder die Auswertung von Daten.
An verschiedenen Beispielen zeigte Weidermann, wie „Künstliche Intelligenz“, kurz KI, arbeitet und zu welchen, manchmal auch falschen Schlüssen diese Algorithmen kommen. Etwa wenn bestimmte Vorurteile, die bisher schon in Unternehmen herrschen, durch den Einsatz von „Künstlicher Intelligenz“ noch verstärkt würden.
Chance bei Parkinson
Oder wenn durch sogenannten „zufälligen“ Rassismus Bilder von Menschen mit heller Hautfarbe bevorzugt würden, allein aufgrund der Tatsache, dass sich die KI mit der Auswertung von solchen Gesichtern aufgrund der höheren Kontraste leichter tut.
Weidermann beleuchtete viele Einsatzfelder und berichtete von großen Möglichkeiten nicht nur im Bereich der Medizin. Dort gäbe es beispielsweise Programme, die mit Hilfe von KI viel früher als Ärzte das Risiko einer Parkinsonerkrankung erkennen können.
Effektiver Hochwasserschutz
Im Bereich der Landwirtschaft können Daten von Tieren ausgewertet werden und so sehr frühzeitig Anhaltspunkte für Krankheiten aufzeigen oder bei der Reduzierung von Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln helfen.
Da KI immer mit Daten trainiert wird, liege es wesentlich an der Qualität dieser Daten, was daraus gewonnen werden kann. Am Beispiel von Hochwasser-Warnsystemen verdeutlichte er das anschaulich.
Umgang mit sensiblen Daten
„Wenn diese mit Daten von Küsten trainiert werden, die gut befestigt und mit Dämmen geschützt sind, bringt das der Bevölkerung von Bangladesch nichts, wenn die Hütten direkt am Wasser stehen“, so Weidermann.
Gerade der Blick auf den Umgang mit Daten der großen Player auf diesem Gebiet mache ihm Sorgen. Besonders, wenn Diktatoren und Despoten diese Daten in den Händen hätten.
Entlassung oder neues Aufgabenfeld
„Es ist wie bei so vielem: Man kann diese neue Technologie segensreich nutzen oder zum Schaden von vielen“, bilanzierte Weidermann und verglich es mit einem Brotmesser, das Brot schneiden, aber auch Menschen verletzen könne.
Er machte auch keinen Hehl daraus, dass der Einsatz von KI auch Jobs gefährde. Da zeige sich dann das wahre Gesicht von Vorgesetzten: „Entweder sie entlassen Leute oder setzen ihre Mitarbeiter durch die freiwerdenden Ressourcen an anderen, wichtigen Stellen im Unternehmen ein“, so Weidermann.
Der Vortragsabend wurde vom Bezirksarbeitskreis Sulz des Evangelischen Bauernwerks in Württemberg vorbereitet, der von Bildungsreferentin Susanne Marie Wagner und Bezirksbauernpfarrer Christoph Gruber geleitet wird.