In einige von Johanna Mangolds (links) Werken taucht der Betrachter mittels Virtual-Reality-Brille ein. Gemeinsam mit Viktoria Tiedeke von Global Forest sucht die Künstlerin derzeit Freiwillige für ihr neustes Projekt. Foto: Moser

Dem kollektiven Traum St. Georgens will Johanna Mangold während ihrer Residenz bei Global Forest in der Bergstadt nachspüren. Doch zuerst einmal muss die Künstlerin dafür als Traumsammlerin tätig werden.

St. Georgen - Virtuelle Realitäten, Plastiken und Zeichnungen – die Bandbreite der Medien, die Johanna Mangold nutzt, um sich künstlerisch auszudrücken, ist groß. Thematisch hat sie hingegen einen klaren Fokus: Die Künstlerin interessiert sich für Träume und Erinnerungen. Oder besser: für deren Bestandteile. Denn die Mischung aus real Erlebtem, surrealen Elementen sowie dem Unerklärlichen und Unterbewussten faszinieren die Künstlerin.

Während der Residenz bei Global Forest sammelt sie Träume

Mit dem Träumen kennt Mangold sich aus. In der Städtischen Galerie in Villingen-Schwenningen präsentierte sie erst jüngst ihre Arbeit "you can throw a kaenga", eine Art medienübergreifendes Logbuch bestehend aus Zeichnungen, Malereien, Notizen sowie einer virtuellen Realität, das sich aus Mangolds eigenen Erfahrungen luziden – also bewussten – Traumerfahrungen speist. Während ihrer Residenzzeit bei Global Forest will Mangold nun tiefer in die Traumwelt der St. Georgener eintauchen.

Dafür ist Mangold auf der Suche nach Freiwilligen, die ihre Traumerfahrungen mit der Künstlerin teilen wollen – entweder im persönlichen Gespräch, oder über Traumnotizen, die an die Adresse des Kunstvereins gesendet werden können. Die Form ist den Träumenden dabei vollkommen überlassen. "Ich bin über jede Erzählung dankbar", sagt Mangold. "Manchmal sind es ja richtige Geschichten, die in einem Traum vorkommen. Manchmal aber auch nur Stimmungen, Farben oder eine Atmosphäre."

Traumerfahrungen werden in Bilder übersetzt

Diese persönlichen Traumerfahrungen übersetzt die Künstlerin dann in ihre eigene Bildsprache und später in eine virtuelle Realität, welche die Gesamtheit der St. Georgener Träume und das, was ihnen gemein ist, darstellen soll. Die vielen künstlerischen Medien und Methoden, die im Zuge dessen zum Einsatz kommen, wirken in diesem Prozess wie ein Brennglas oder ein Filter, erklärt Viktoria Tiedeke aus dem Vorstand des Kunstvereins Global Forest Mangolds Vorgehen. Dabei stehen nicht die konkreten Schilderungen der Träumenden im Vordergrund, sondern vielmehr der Eindruck und die Wahrnehmung der Künstlerin. Gibt es Parallelen, Überschneidungen und Vernetzungen? Das will Mangold ergründen.

Denn die Künstlerin ist sich sicher, dass Träume auf der einen Seite zwar sehr subjektiv sind, auf der anderen Seite aber durch das Umfeld des Träumenden beeinflusst werden. Dieses Wechselspiel von Privatem und Kollektivem steht im Mittelpunkt von Mangolds Werk und bedeutet im Umkehrschluss: Aus den gesammelten Träumen vieler St. Georgener müsste sich so etwas wie das kollektiv Geträumte der Bergstadt gewinnen lassen. Vielleicht, so Mangolds Hoffnung, macht das abschließende Werk auch das Unterbewusstsein der Stadt St. Georgen erlebbar.

Zur Person: Johanna Mangold

1984 in Kempten geboren studierte Johanna Mangold 2007 bis 2015 Freie Malerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Anschließend war sie Meisterschülerin bei Ricarda Roggan. Aktuell lebt und arbeitet sie in Ulm. Mangold setzt viele verschiedene künstlerische Medien ein – von Malerei und Zeichnung über Text, Klang und Video bis hin zu digitalen und virtuellen Gattungen wie Virtual Reality (VR).