Simone Doll (rechts) gibt Ingrid Messerschmied ein paar Tipps. Foto: Reimer

Die Kunst steht für einen Abend an erster Stelle: Beim OberndorfSLAM am 2. Oktober wird die Oberstadt wieder zur Freiluftgalerie. In einem Workshop tüfteln die Fassadenkünstler an ihren Werken.

„Alles auf Anfang“ lautet das diesjährige Motto. Was die Künstler daraus machen, bleibt ihnen überlassen. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Dementsprechend lassen die Künstler beim Workshop im Atelier von Simone Doll ihrer Kreativität freien Lauf – auch wenn der Ideenreichtum erst einen kleinen Anstoß braucht.

„Ich hatte noch keine Ahnung, was ich heute machen werde“, gibt Ingrid Messerschmied zu. Bei ihr steht an diesem Tag im wahrsten Sinne des Wortes alles auf Anfang. Kein Problem, im Atelier von Simone Doll gibt es genug Inspiration. Ein Bild in einem Magazin war dann der zündende Funke: Sie malt eine zarte Blume, die aus zwei Händen sprießt. Seit es die Freiluftgalerie beim OberndorfSLAM gibt, war die 79-Jährige jedes Mal dabei. „Sie ist die Titanin des Fassaden-Slams“, sagt Kathrin Armbruster vom Organisationsteam des Kulturforums über sie.

Material steht zur Verfügung

Auch dieses Jahr gebe es bei den „Kunscht-Workshops“ eine gute Altersmischung, so Armbruster. Die jüngste Teilnehmerin ist gerade neun Jahre alt – das Projekt verbindet die Generationen.

Die Workshops werden von der Bürgerstiftung finanziert und sind für die Teilnehmer kostenlos. Neben wertvollen Tipps von Simone Doll steht den Slam-Künstlern in ihrem Atelier „Kreativ-Raum“ auch Material zu Verfügung, mit dem sie ihre Kreativität ungehindert ausleben können.

Die Bilder werden später eingescannt, damit sie auf die Fassaden projiziert werden können. Foto: Reimer

Die 23-jährige Anna-Marie Gutgsell nimmt das erste Mal am OberndorfSLAM teil. Die Psychologie-Studentin hat sich der abstrakten Kunst verschrieben und lässt Einflüsse aus ihrem Studium in ihrem Werken widerspiegeln. Ihre Kunst soll den Ursprung des menschlichen Daseins, der in jedem steckt, zeigen. Als halbberufliche Künstlerin, die damit eine Karriere anstrebt, nehme sie am Workshop teil, um Tipps zu bekommen und sich weiterzubilden. In der Freiluftgalerie könne sie ihre Werke einem großen Publikum präsentieren.

Auch für Beatrix Schöllkopf ist die Kunst seit ihrer Kindheit ein liebgewonnenes Hobby. Die 57-Jährige malt zum zweiten Mal für den OberndorfSLAM. Ihr Bild zeigt ein Paar, das sich entzweit hat, doch im Schatten ihrer Beziehung wieder zueinanderfindet. Auch Schöllkopf fand die Inspiration für ihr Werk ein einem Magazinheft, das sie im Kunstatelier durchblätterte.

Auch Fotografien oder Videos sind möglich

Damit die Werke auf die Gebäudefassaden am Schuhmarkt projiziert werden können, werden sie eingescannt. Nicht nur Maler können an der Freiluftgalerie teilnehmen. Auch Fotografien oder Videos wurden in den vergangenen Jahren abgelichtet. „Es ist immer wieder spannend, wie die Werke auf den Fassaden herauskommen“, sagt Armbruster. Auch die Themenvielfalt sei beeindruckend. Oft greifen die Künstler (kommunal-)politische Themen auf oder kommentieren das Zeitgeschehen.

Zugleich treten an verschiedensten Veranstaltungsorten in der Stadt auch Poetry-Slammer und Musiker auf. Am 2. Oktober steht in ganz Oberndorf die Kunst an erster Stelle.