Wolfram Paul mit einem kleinen Bild, auf dem alle Materialien gezeigt werden, mit denen das große Bild dahinter gestaltet wurde. Foto: Sabine Stadler

Der Altensteiger Künstler Wolfram Paul ist „Freilichtmaler“ und probiert immer wieder neue Maltechniken aus.

Für den Altensteiger Künstler Wolfram Paul spielen die verwendeten Materialien und eingesetzten Werkzeuge bei der Herstellung seiner Bilder eine große Rolle. Der aus dem badischen Jöhlingen stammende Maler, Grafiker und Kunstlehrer liebt die Vielseitigkeit und Vielfalt bezüglich der Wahrnehmung und dem Erleben seiner Kunstwerke.

 

Gemälde mit allen Sinnen erleben, dabei neue Wege gehen und viele Bereiche ausschöpfen, lässt ihn immer wieder experimentieren und verschiedene Techniken ausprobieren. Eine seiner neuesten Maltechniken ist das Arbeiten mit einem Miniatur-Besen aus Birkenreisig.

Mit dem Besen über die Leinwand

Vorgestellt hat er diese künstlerische Gestaltungsart, bei der er mit dem Besen über die Leinwand fegt bis ein Bild entsteht, bereits im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof. Dort ist er seit über sieben Jahren als „Freilichtmaler“ regelmäßig anzutreffen und lässt sich bei seiner Arbeit über die Schulter gucken.

Am 1. Mai ist der Schwarzwaldmaler zwischen 11 und 17 Uhr dort. Der nächste Termin ist dann am Sonntag, 8. Juni. Derzeit arbeitet der Künstler an Gemälden zum Schwarzwald, die sich multipel sinnlich erleben lassen. Die Ausstellung dieser Waldgemälde wird im Juli im „Schwarzwaldhaus der Sinne“ in Grafenhausen im Landkreis Waldshut gezeigt.

Zusätzlich zur optischen Wahrnehmung entfalten Waldaromen dabei den Duft von Tannenzapfen, Sägemehl, Spänen oder dem zwischen Rinde und Holz befindlichen Gambium.

Bilder werden zum multi-sinnlichen Erlebnis

In Kooperation mit einer Wiener Wissenschaftlerin, die sogenannte Duftfarben herstellt, wurden Waldaromen mit Ölen hergestellt; diese lassen sich fixieren, so Wolfram Paul. Mit Farben, Düften und authentischen Pigmenten, auch Scherben, Waldboden und Zweigen sowie kleinen Spiegeln, werden die Kunstwerke von Wolfram Paul zu einem multi-sinnlichen Erlebnis.

Beispielsweise arbeitet er mit Ruß, den er sich mit behördlicher Erlaubnis aus der Rußhütte in Enzklösterle besorgt hat oder mit gebranntem Siena aus der italienischen Stadt in der Toskana.

Für sein erstes Bild mit dem Miniatur-Besen mischte er Birkensamen in die Farben. Gemalt hat er auch schon Bilder mit Schwarz- und Leberwurst oder Schwarzwälder Speck mit Ruß aus der Räucherkammer. In einer Metzgerei im Nachbarort ließ er Bilder im Postkartenformat miträuchern, um ihnen ganz authentisch zusätzlich zum Aussehen auch den passenden Duft mit auf den Weg zu geben.

Darüber hinaus beschäftigt sich der pensionierte Kunstlehrer, der auch heute noch Malkurse bei der Volkshochschule leitet, mit der Bildsprache anderer Künstler. Beispielsweise stellte er sich vor, welche Gemälde entstanden wären, wenn berühmte Maler auf dem Vogtsbauernhof gearbeitet hätten. Er malte in Gutach Bilder im Stil von Salvadore Dali, Vincent van Gogh und Marc Chagall. Dabei macht es ihm Spaß, die Kunstgeschichte zu hinterfragen und gleichzeitig damit zu spielen.

„Mein Haus – Dein Haus – Unser Haus“

Zu seinem 70. Geburtstag präsentierte der 1953 geborene Wolfram Paul im Altensteiger Bürgerhaus eine Ausstellung unter der Überschrift „Mein Haus – Dein Haus – Unser Haus – Hausgeschichte(n) – Hausgemacht“. Dabei wurden auch Zeichnungen und Bilder seines Großonkels Erich Paul, seines Großvaters Max Paul und seines Vaters Gerhard Paul sowie eine Vitrine mit Kreativem aus Baumperlen, gestaltet von seinem Sohn Matthias Paul, der Öffentlichkeit gezeigt.

Beim Thema „Hausgeschichten“ durften das heutige Wohnhaus von Wolfram Paul und der einstige Bauplatz in Altensteig als Gemälde ebenso wenig fehlen wie seine Vorliebe für seine langjährige Urlaubsregion Tessin.

Aquarelle, sein fahrendes Atelier, die liebgewonnene Ape, reflektieren seine Leidenschaft und die intensive Beschäftigung mit Landschaften und mehr. Mit „Verklärung des Gewöhnlichen“ beschrieb er die kulinarische Seite der Ausstellung. Hier trafen die Betrachter auf alltägliche Lebensmittel, wie Bauernbrot, Schwarzwurst oder eine Brezel auf einer aus Teig gebackenen Leinwand.

Mit seinem nächsten Projekt wird Wolfram Paul die mit „Großvatertanne“ bezeichnete mächtigste Tanne im Schwarzwald auf Leinwand zu bannen. Die mit rund 47 Metern Höhe zwischen Freudenstadt und Lossburg-Ödenwald/Schönberg stehende Tanne soll dabei im Maßstab 1:10, also mit einer Höhe von fünf Metern auf die Leinwand gemalt werden.