Auf Teilen der Baustelle des neuen Offenburger Klinik-Campus geht es seit Mitte Oktober nichts mehr voran.
Während die Arbeiten im Bereich des künftigen Krankenhausgebäudes „weiterhin planmäßig ausgeführt“ werden, herrscht auf dem Areal direkt daneben derzeit Stillstand. Das bestätigt Christian Eggersglüß, Sprecher des Ortenau-Klinikums, auf Anfrage unserer Redaktion.
Es gebe bereits seit Mitte Oktober einen „Vorbehalt der weiteren Ausführung der Rüttelstopfsäulen“ – also der Gründung des künftigen Gebäudes – im Bauabschnitt des geplanten Multi-User-Zentrums (MUZ). Dies betreffe lediglich „einen kleinen Teilbereich der Baustelle“, versichert der Kliniksprecher.
Die geplanten Gründungsmaßnahmen sowie Baugrundverbesserungen unterhalb der neuen Gebäude im restlichen Areal des künftigen Großklinikums würden weiterhin planmäßig und wie genehmigt ausgeführt.
Klinikum rechnet nur mit kurzer Unterbrechung
Nötig machten die aktuelle Zwangspause auf dem MUZ-Areal offenbar Risse im Boden. Die waren während der bisherigen Arbeiten auf der Baustelle aufgetreten – ein mögliches Zeichen dafür, dass der Untergrund weicher sein könnte, als ursprünglich berechnet. „Derzeit wird in Abstimmung mit der Baurechtsbehörde der Stadt Offenburg ein Konzept für die Fortführung der Arbeiten im Bauabschnitt MUZ erarbeitet“, berichtet Eggersglüß.
Die Baustelle und die angrenzenden Gebäude würden laufend vom Messingenieur aufgenommen. „Es gibt aktuell keine Erkenntnisse über Setzungen und Rissen von Gebäuden im angrenzenden Nachbarbereich der Baustelle.“
Wie lange die Unterbrechung wohl dauern wird – und mit welchen Kosten die Verzögerung verbunden sein wird – kann das Klinikum zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. „Da die Situation derzeit geprüft und ein Konzept für die Fortführung der Arbeiten erstellt wird, sind weitere Angaben momentan nicht möglich“, erläutert Eggersglüß. „Wir gehen davon aus, dass die Unterbrechung der Arbeiten nur von kurzer Dauer sein wird.“
Logistikzentrum soll bereits 2028 in Betrieb gehen
Mögliche Verzögerungen beim Bau des Multi-User-Zentrums sind unter anderem heikel, da dieses bereits 2028 – zwei Jahre vor dem neuen Klinikum in Offenburg – den Betrieb aufnehmen soll. Das moderne, teilautomatisierte Logistikzentrum soll künftig auch die Klinikstandorte Achern, Lahr und Wolfach mitversorgen – etwa mit Essen für Patienten oder auch sterilen OP-Geräten.
Das neue Klinikum in Achern soll bereits 2027 den Betrieb aufnehmen. Dort wurde bereits im Mai Richtfest gefeiert. Käme es beim MUZ zu signifikanten Verzögerungen, könnten diese mutmaßlich eine Reihe von Problemen nach sich ziehen. Der Beginn der Rohbau-Arbeiten am Multi-User-Zentrum war ursprünglich für Januar angepeilt – ob das tatsächlich klappt, bleibt nun abzuwarten.
Beim neuen Offenburger Klinik-Campus im Bereich „Am Holderstock“ handelt es sich um das größte Bauprojekt der Klinikreform Agenda 2030. Das Logistikzentrum und die Energieversorgungszentrale sollen bereits 2028 fertiggestellt sein. Das Klinikum soll seinen Betrieb 2030 aufnehmen. Dort sollen jährlich 42 000 Patienten stationär sowie 160 000 weitere ambulant versorgt werden. Allein das geplante „Klinikum der Maximalversorgung“ wird über 724 Planbetten und 37 000 Quadratmeter Nutzfläche verfügen. Der Baukörper ist so schwer, dass 756 „Bohrpfähle“ sozusagen als Fundament bis zu 15 Meter in den Untergrund getrieben werden, um diesen zu stabilisieren. Neben dem Groß-Krankenhaus und dem Logistikzentrum sowie der Energiezentrale entstehen eine ganze Reihe Nebengebäude: Etwa ein Ärztehaus, eine Pflegeschule, Wohnheime, ein Kindergarten und ein großes Parkhaus. Die Kosten belaufen sich insgesamt auf fast 700 Millionen Euro.