Den Kindergarten St. Josef in Oberwolfach könnte bald die Gemeinde betreiben. Foto: Fischer

Im Streit um die Trägerschaft des Kindergartens in Oberwolfach ist noch alles offen. Bürgermeister Matthias Bauernfeind zeigt sich im Gespräch jedoch enttäuscht über die fehlende Kompromissbereitschaft der Katholischen Kirchengemeinde.

Oberwolfach. "Die Kirchengemeinde als Träger des Familienzentrums St. Josef sagt uns seit Jahren, dass wir zu wenig Kita-Plätze und Räume haben, aber eine Idee für eine sinnvolle Erweiterung hat sie auch nicht. Es ist einfach, so etwas zu sagen und sich dann zurückzulehnen und alles andere der Kommune zu überlassen", sagt Bürgermeister Matthias Bauernfeind.

Wenn die Räume in dem Gebäude gegenüber des Kindergartens ausgebaut sind, biete die Kita Platz für 145 Kinder in sieben Gruppen, das sei aber auf Dauer immer noch zu wenig, eine achte und neunte Gruppe müssten dringend geschaffen werden. Weil die katholische Kirche der Gemeinde keine Naturgruppe genehmigen wollte, hatte die Gemeinde der Katholischen Kirchengemeinde An Wolf und Kinzig als Träger mit der Kündigung gedroht (wir berichteten).

Anforderungen reichen der Kirche nicht aus

Der Vorschlag, den die Kirchengemeinde in ihrer Stellungnahme gemacht hatte, hält Bauernfeind nicht für kurzfristig realisierbar. "Das freie Grundstück neben dem Kindergarten ist nicht so groß, ein Anbau wäre sehr teuer und würde mindestens zwei Jahre dauern. Ich muss aber den Kopf jetzt aus dem Wasser kriegen", so der Rathaus-Chef. Im Übrigen habe er die Stellungnahme der Kirche nie selbst erhalten.

Eine Naturgruppe auf dem gemeindeeigenen Waldstück, das der Kindergarten sowieso schon seit Jahren nutze und auf dem bereits zwei Bauwagen stehen, sei hingegen recht schnell realisierbar und mit Kosten in Höhe von rund 130 000 Euro für die Gemeinde noch stemmbar. "Mit unserer Regelung, die Hortgruppe kurzfristig im Rathaus unterzubringen, haben wir die Betriebserlaubnis vom Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg (KVJS) als Zulassungsbehörde bekommen und einzig diese kann den Betrieb zulassen", erklärt Bauernfeind.

Die Caritas als Berater der Kirchengemeinde könne nur Empfehlungen geben. Allerdings hat diese höhere Anforderungen an die Ausstattung der Kindergärten als die offizielle Zulassungsbehörde des Landes.

Laut den Vorschriften der Caritas benötigt ein Kindergarten mit acht Gruppen auch acht Gruppenräume mit je einem Kleingruppenraum und einer Küchenzeile. Auch die Büro- und Materialräume seien nach Einschätzung der Erzdiözese Freiburg nicht gegeben, weshalb keine Empfehlung für eine weitere Gruppe erfolgen kann, schreibt Bernd Pantenburg als Fachberater des Caritasverbands für die Erzdiözese Freiburg auf die Anfrage der Gemeinde.

"Wir sind hier schon mit einem luxuriösen VW unterwegs, wenn die Kirche einen Mercedes erwartet, soll sie für ihre höheren Anforderungen auch die Kosten tragen – also zum Beispiel für einen teuren Anbau", so der Bürgermeister. Wenn der Gemeinderat in seiner Sitzung heute Abend um 18 Uhr in der Festhalle beschließt, dass die Gemeinde die Trägerschaft übernehmen soll, werde der Vertrag zum August 2023 gekündigt, ansonsten solle alles genau so weitergehen (siehe Info).

Personal als Problem

Die Gemeinde Oberwolfach zahlt bereits 90 Prozent der Personalkosten für den Kindergarten. Wenn sie der Kirche den Betriebsvertrag kündigt und bald acht Gruppen selbst verantwortet, würden laut Beschlussvorlage rund 28 000 Euro Personalkosten auf sie zukommen. Wenn die Gemeinde hingegen lediglich die Naturgruppe selbst betreibe, würden sich die Betreuungszeiten überschneiden und es bräuchte zusätzliche Vertretungskräfte.