Das Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf bei Rostock untersucht in einer Studie, ob Rinder "stallrein" werden können. Durch die Nutzung einer Latrine können Kot und Harn getrennt werden und vermindern so die Belastungen für die Umwelt. Foto: dpa

Ausscheidungen haben negative Folgen für Umwelt und für Tiere selbst. Verhaltensänderung durch Training?

Dummerstorf - Haustiere und manche Nutztiere schauen, dass sie mit ihren Ausscheidungen nicht weiter konfrontiert sind. Selbst Schweine suchen sich eine abgelegene Stallecke - wenn sie können. Kühe tun das nicht. Forschern in Dummerstorf lässt das keine Ruhe.

Anders als viele Haustiere sind Rinder nicht stubenrein. Ihre Ausscheidungen hinterlassen sie da, wo sie gerade stehen. Das habe negative Folgen für die Umwelt und für die Tiere selbst, sagt Jan Langbein vom Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Dummerstorf bei Rostock. Die Ausscheidungen von Urin und Kot seien klimarelevant und könnten bei Körperkontakt zu Krankheiten von Klauen und Eutern führen. Zudem stellten die Ausscheidungen einen erheblichen Reinigungsaufwand dar.

Tiere verfügen über ausreichend Intelligenz

Zusammen mit Wissenschaftlern aus Auckland (Neuseeland) und Celle (Niedersachsen) hat Langbein untersucht, ob Rinder "stallrein" werden können - wenn sie sich dort bewegen dürfen. Eine Studie legt nahe, dass mit Hilfe von assoziativen Lernmethoden ein "erfolgreiches Latrinentraining" möglich ist. Denn die Tiere verfügten über die Intelligenz und die neurophysiologischen Grundlagen, die ein solches Training ermöglichen.

"Wir halten es auch im Interesse der Milchviehhalter grundsätzlich für sinnvoll, die Forschung, wie Ammoniak im Stall reduziert werden kann, breit aufzustellen", sagt der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer. Dazu müssten auch unterschiedliche Methoden untersucht werden, die nicht zunächst die Investition in teure Technik voraussetzen.

Belohnung für Gang in die Latrine

Trainiert wurde der "sehr komplexe Urin-Ausscheidungsvorgang" in Dummerstorf in eigens für die Kälber errichteten Latrinen. Es gab fünf Versuchsdurchgänge mit jeweils 8 bis 10 Tieren im Alter von fünf Monaten bei Versuchsbeginn. Diese Latrinen waren mit einem durchlässigen grünen Belag versehen, der gleichzeitig als Spritzschutz fungierte, erläutert Langbein. Schieden die Tiere außerhalb der Latrine ihren Urin aus, wurden sie mit einer kurzen Dusche bestraft. Gingen sie dagegen in die Latrine, wurden sie für das von den Forschern gewünschte Verhalten belohnt, beispielsweise mit 40 Gramm gequetschter Gerste.

Das Ergebnis sei positiv gewesen. "Zuletzt haben nach 9 bis 10 Trainingstagen 11 von 16 Kälbern das Lernkriterium erreicht und 76 Prozent aller Urinationen fanden in der Latrine statt." Nun gehe es um die Praxistauglichkeit der Methode, erklärt Langbein. Sollte es gelingen, die Intelligenz der Tiere für eine Einrichtung von Kuhtoiletten in der Praxis zu nutzen, würden alle profitieren: "Die Kühe, die Tierhalter und die Umwelt", sagt Projektkoordinator Lars Schrader vom Institut für Tierschutz und Tierhaltung in Celle.

Wirklich praktikabel umsetzbar?

Ob eine Kuhtoilette allerdings wirklich praktikabel umsetzbar ist, ist für die Milchviehhalter noch fraglich, sagt Foldenauer. So müsste geklärt werden, wie sich die Tiere bei einer kombinierten Stall- und Weidehaltung verhalten, was passiere mit zugekauften Tieren oder wie lange dauere ein derartiger Lernprozess. "Wie viel Personalaufwand ist dafür nötig?" fragt Foldenauer aus der Sicht der Praktiker.