Im früheren Kronen-Hotel wollen Investoren 29 bezahlbare und barrierefreie Wohnungen bauen. Foto: Biermayer

Das Kronen-Hotel schloss vergangenen Herbst. Nun wollen Investoren dort geförderten Wohnraum schaffen. Im Gemeinderat kann man sich vor Begeisterung kaum halten – zumindest Grüne und UL.

Corona, Personalknappheit und die Energiekrise machten dem Kronen-Hotel in Bad Liebenzell erst vor einem halben Jahr den Garaus. Im September 2022 schloss das traditionsreiche Haus für immer seine Türen. Was mit dem Gebäude passiert, war damals ungewiss. Mit einem Paukenschlag wurde im Gemeinderat nun eine Lösung vorgestellt.

Die Premium Grundbesitzgesellschaft will dort barrierefreien und geförderten Wohnraum schaffen. Wo bisher also Hotelgäste an der Nagold die Kurstadt genießen konnten, sollen, so der Plan, dies zukünftig ältere und finanziell schwächere Menschen tun. Des einen Leid ist in dem Fall also wirklich der anderen Freud’. „Wir sind begeistert von der neuen Nutzung“, meinte Robert Chiari zum neuen Projekt.

Was soll entstehen? Auf den vier Stockwerken sollen insgesamt 29 barrierefreie Zwei- bis Drei-Zimmerwohnungen entstehen, manche davon zusätzlich rollstuhlgerecht. Das erklärte der zuständige Planer Markus Nau. Investor Frank Muders sah das Projekt als „Pendant zum Ochsenareal“. Denn das Angebot des bezahlbaren Wohnraums richte sich an die „weniger Gutbetuchten“.

Er sprach von einem „Leuchtturmprojekt“ für das ganze Sanierungsgebiet im Stadtkern und hoffte, dass andere Eigentümer dem Beispiel folgten. Der Bedarf an barrierefreiem und bezahlbarem Wohnraum in der Stadt sei aufgrund der Überalterung der Gesellschaft riesig. Die zukünftigen Wohnungen seien Mietwohnungen.

Was muss gemacht werden? Das Hotel, das der Premium Grundbesitzgesellschaft seit einem halben Jahr gehöre, stamme aus dem Jahr 1970, so Muders. „Das Hotel ist ein bisschen in die Jahre gekommen“, formulierte es Nau. Deshalb erfolge eine Kernsanierung, erklärte Muders. Das Gebäude werde bis auf das Betonskelett zurückgebaut. Nur so könne man die geforderten heutigen energetischen Anforderungen erfüllen.

Um mehr Fläche zu gewinnen, würden die Balkone teilweise dem Wohnraum zugeschlagen, so Nau. Um die Barrierefreiheit zu erreichen, müsste auf der Westseite – also beim jetzigen Parkplatz – eine Rampenanlage gebaut werden. Zudem werde das frühere Schwimmbad vollständig zurückgebaut und der Platz zukünftig als Parkfläche genutzt. An der Gebäudekubatur, also den äußeren Abmessungen, werde sich aber nicht viel ändern, fügte Nau hinzu.

Wann geht’s los? „Es ist die Quadratur des Kreises“, so Muders zur Vereinbarkeit von bezahlbarem Wohnraum und wirtschaftlichen Kriterien. „Es geht nur mit Fördermitteln“, stellte er klar. Es gebe eine Förderung vom Land, auf die man zähle. „Wenn die L-Bank ‚Ja‘ sagt, sind wir schnell dabei“, meinte er. Den Bauantrag übergab er der Verwaltung direkt in der Gemeinderatssitzung. Man hoffe, dass man bis in sechs Monaten die Baugenehmigung habe. Dann könne Ende des Jahres der Rückbau beginnen. Im Frühjahr 2024 starte dann die eigentliche Baumaßnahme.

Sollte es die Förderung nicht geben, wird das Unternehmen das Gebäude aber nicht wieder verkaufen. „Dann werden es Eigentums- statt Mietwohnungen“, erklärte Muders. Für die Stadt entstünden so oder so aber keine Kosten.

Das sagt der Gemeinderat Das Gremium war begeistert. „Es ist ein Leuchtturmprojekt für den ganzen Landkreis“, fand Bürgermeister Roberto Chiari. „Sie fallen vom Himmel“, meinte Katrin Heeskens (UL) zu Muders. Das Projekt sei genau das, was die Stadt brauche, bedankte sich Heeskens bei ihm. „Das hört sich so gut an, man mag’s kaum glauben“, freute sich Erich Grießhaber (Grüne). Die CDU äußerte sich in der Sitzung zu dem Vorhaben nicht.